# taz.de -- Regierungsumbau in Syrien: Es hängt an freien Wahlen | |
> Die neue Regierung sendet positive Signale – aber es zeigt sich: Die | |
> Macht konzentriert sich beim Präsidenten und seinen Verbündeten. | |
Bild: Die einzige Ministerin, Hind Kabawat, und ihr Präsident (links), beim Am… | |
Endlich ist es so weit: Syrien hat eine neue Übergangsregierung. Inklusiver | |
als die bisherige sollte sie sein, da lastete der Druck auf Syriens neuem | |
Präsidenten Ahmed al-Scharaa schwer. Vor allem [1][nach den Massakern an | |
den Alawit*innen] wurden im In- und Ausland die Rufe laut, mehr Teilhabe | |
am politischen Geschehen für alle Minderheiten des multikulturellen Landes | |
zu garantieren. | |
Bislang regierten vor allem Ex-Funktionäre aus Idlib oder HTS-nahe Menschen | |
Syrien. Inzwischen hat sich die einstige Terrorgruppe HTS von ihrer | |
islamistischen Vergangenheit distanziert, doch besonders vielfältig war die | |
bisherige Regierung nicht, sondern: männlich und sunnitisch. Teil der neuen | |
Regierung sind nun eine Frau (eine Christin), ein Alawit, ein Druse und ein | |
Kurde – zusammen mit Technokraten und Vertretern der Zivilgesellschaft. Das | |
ist zweifelsohne ein Schritt in die richtige Richtung. | |
Gleichzeitig bleiben mehrere Fragen offen. Fast die Hälfte der | |
Syrer*innen ist weiblich – doch nur eine von 23 Ministern ist eine Frau. | |
In der neuen Regierung sind Ex-Mitglieder der Regierung aus Idlib und der | |
Assad-Ära, [2][doch keine Vertreter*innen der kurdischen Verwaltung im | |
Nordosten]. Nach dem Abkommen zwischen dem einstigen Rebellenbündnis SDF | |
und al-Scharaa könnte dies eine zwielichtige Botschaft senden. | |
Auch wird klar, dass die Macht für die nächsten fünf Jahre fest in den | |
Händen des Präsidenten, der die Regierung leitet, und seiner Verbündeten | |
bleibt. Anas Khattab, der auf der US-Terrorliste stand, ist jetzt | |
Innenminister. Das Außenministerium bleibt bei Asaad al-Schibani und die | |
Verteidigung bei HTS-Kommandant Murhaf Abu Qasra. Auch wird die Justiz | |
islamischer geprägt, mit der Scharia als Gesetzesgrundlage. | |
Noch ist es aber zu früh, um daraus die künftige Richtung des Landes | |
abzulesen. Vieles, wenn nicht alles, wird davon abhängen, wie ernst es die | |
neuen Machthaber mit der politischen Beteiligung von Frauen, Minderheiten | |
und Andersdenkenden meinen. Und nicht zuletzt davon, ob und wann endlich | |
freie Wahlen stattfinden werden. | |
30 Mar 2025 | |
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[1] /Syrien-nach-dem-Sturz-von-Assad/!6074900 | |
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## AUTOREN | |
Serena Bilanceri | |
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