# taz.de -- Ungewollte Wörter: Trump, die DDR und die Sprachpolizei | |
> Donald Trump verbannt eine lange Liste an Wörtern aus dem Sprachgebrauch | |
> von US-Behörden. Auch in der DDR war das ein oder andere Wort | |
> überflüssig. | |
Bild: Frauen wurden in der DDR gebraucht, unter anderem für die Produktion wie… | |
Was regen sich denn alle so auf, dass [1][US-Präsident Donald Trump | |
bestimmte Wörter nicht mehr lesen] will? Climate crisis zum Beispiel, also | |
Klimakrise. Oder commercial sex worker, man könnte auch einfach sagen: | |
Prostituierte. Oder immigrants. Man braucht diese Wörter nicht, das Leben | |
schnurrt auch ohne sie vor sich hin. So wie in der DDR. Klimakrise? Ach | |
wo. So was gab es in der DDR nicht – wozu also ein Wort erfinden für etwas, | |
das gar nicht existiert? | |
Oder Prostituierte. Das klingt voll obszön – und wäre den Genossen nie über | |
die Lippen gekommen. Es ist zwar nicht auszuschließen, [2][dass der eine | |
oder andere Genosse das eine oder andere Mal aushäusigen Sex hatte] – aber | |
Sex für Geld? So etwas konnte nur dem bösen Klassenfeind einfallen. Im | |
Sozialismus lief das anders: Die Staatsführung schickte „Hostessen“ auf die | |
Leipziger Messen, sie stellten unter Beweis, was die Geschäftsleute aus dem | |
nichtsozialistischen Ausland ahnten, aber nie zu hoffen wagten: Die DDR ist | |
arm, aber sexy. | |
In der DDR gab es auch keine Immigranten, es gab [3][nur Vertragsarbeiter, | |
und die kamen aus Vietnam, Angola, Kuba, Mosambik, Algerien]. Das waren | |
zwar Männer und Frauen – aber muss man da gleich gendern? Übrigens ein | |
weiteres Wort auf Trumps Verbotsliste. In der DDR bestanden Frauen, die auf | |
Lehramt studierten – und das waren mehr als Männer – darauf, zu sagen: Ich | |
bin Lehrer. | |
Zwar mussten in der DDR alle Russisch lernen, aber war es deshalb | |
angemessen, „unsere sowjetischen Freunde“ einfach Russen zu nennen? Auch | |
„Zone“ war kein schönes Wort für die Deutsche Demokratische Republik, so | |
was gehörte sich einfach nicht. Und den Genossen Kurt Hager als | |
„Chefideologen“ zu bezeichnen, grenzte schon an Verunglimpfung. Bei einem | |
Wort aber wird es kompliziert: [4][Frauen. Das wurde viel verwendet in der | |
DDR – ohne Frauen wäre damals nichts gegangen.] | |
Trump indes lässt Frauen aus dem ihm genehmen Vokabular streichen. Das | |
klingt nicht so nett, aber nett sein geht eben nicht immer: In dem Sauladen | |
muss doch mal jemand aufräumen, nur die Harten kommen in den Garten. Aber | |
hat Trump bedacht, dass er und seine virilen Bros dadurch schwul werden? | |
Wenn Frauen nicht existieren, mit wem sind seine Jungs dann verheiratet? | |
Wohl doch nur mit einem anderen Mann. Oder mit einer Person, die | |
non-binary, transgender, LGBTQ oder einfach queer ist? Das hat nicht mal | |
Erich Honecker geschafft. | |
23 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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