# taz.de -- Geplante Mineraliengewinnung: Sieg für norwegische Umweltschützer | |
> Was wiegt schwerer: Arbeitsplätze und Steuereinnahmen oder | |
> Gewässerschutz? Ein Gericht hat nun entschieden. Die Bedeutung geht über | |
> Norwegen hinaus. | |
Bild: Sunnfjord-Landschaft | |
Härnösand taz | Im Kampf gegen die Vermüllung eines Fjords haben | |
norwegische Umweltverbände nun richterliche Unterstützung bekommen. Der | |
EFTA-Gerichtshof in Luxemburg teilt ihre Auffassung, dass ein Zuwachs an | |
Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen in einer Region kein „übergeordnetes | |
öffentliches Interesse“ darstelle. Also lässt sich damit im Sinne der | |
EU-Wasserrahmenrichtlinie auch keine Ausnahmegenehmigung für ein | |
Bergbauprojekt rechtfertigen, das den Zustand eines Gewässers | |
verschlechtert würde. | |
[1][Seit über zehn Jahren kämpfen Verbände und private Initiativen] dagegen | |
an, dass das Unternehmen Nordic Mining den Grubenabfall seiner lange | |
[2][geplanten Rutilgewinnung] im Førdefjord entsorgen dürfen soll – jetzt | |
haben sie neue Hoffnung. | |
„Wir freuen uns über diesen Erfolg auf ganzer Linie“, sagt Anwalt Amund | |
Noss der taz. Er vertritt die klagenden Verbände „Friends of the Earth | |
Norway“ und „Young Friends of the Earth“. Noss betont, die Einschätzung … | |
EFTA-Gerichtshofs habe Bedeutung über den konkreten Fall hinaus. Nun sei | |
für ganz Europa geklärt worden, wie der Begriff „übergeordnetes | |
öffentliches Interesse“ in der EU-Wasserdirektive zu interpretieren sei. | |
„Das ist eine gute Nachricht für den Gewässerschutz in Europa insgesamt und | |
ein guter Tag für die norwegische Umweltbewegung“, so Noss. | |
Aus der Einschätzung des Gerichts folgt aber auch, dass die Bedeutung von | |
kritischen Mineralen – in diesem Fall geht es um Rutil – unter gewissen | |
Umständen ein übergeordnetes öffentliches Interesse darstellen könne. Das | |
hatten auch die klagenden Umweltorganisationen vorausgesetzt. Der | |
EFTA-Gerichtshof machte nun aber deutlich, dass es nicht ausreicht, dies | |
theoretisch anzunehmen. Für jeden Fall einzeln müsse der Nachweis konkret | |
geführt werden, was im Fall des Førderfjord-Projekts nicht stattgefunden | |
habe, wie Noss sagt. | |
Im Gegenteil: Das Mineral-Argument wurde von der norwegischen Regierung, | |
die die erste Genehmigung für das Bergbauprojekt des Unternehmens Nordic | |
Mining schon 2016 erteilt hatte, erst viel später ins Spiel gebracht. | |
Ursprünglich argumentierte sie ausschließlich mit ökonomischen Vorteilen | |
für die Region. | |
## Export als Argument | |
Generell stellte das Gericht fest, dass der Mineralabbau seine Relevanz für | |
das Argument „übergeordnetes öffentliches Interesse“ verliert, wenn das | |
gewonnene Material nach außerhalb des europäischen Wirtschaftsraums | |
exportiert werde. | |
Die Regierung hatte auch damit argumentiert, dass die soziale Entwicklung | |
einer von Abwanderung betroffenen Region als Argument für eine | |
Ausnahmeregelung gelten müsste. Das Gericht bestätigte zwar, dass | |
Abwanderung oder „soziale Not“ einer Region im Prinzip relevant sein | |
könnten. Die Region Sunnfjord könne aber kaum als bedürftige, abgelegene | |
Gegend beschrieben werden, hatte Noss schon im Oktober bei der Anhörung in | |
Luxemburg gesagt. | |
Die Umweltorganisationen hatten eine Klage in Oslo in erster Instanz | |
verloren, es sah keine Verletzung der EU-Vorgaben. Das angerufene | |
Berufungsgericht hatte den EFTA-Gerichtshof um eine Einschätzung gebeten – | |
er waltet über die Anwendung von EU-Rechts in den EWR-Ländern Norwegen, | |
Island und Liechtenstein. Das Urteil ist nicht bindend, es hat empfehlenden | |
Charakter. Aber: Wenn das Berufungsgericht der Argumentation nicht folge, | |
„geht es direkt zum Obersten Gerichtshof“, kündigte Anwalt Noss schon jetzt | |
an. Die Verhandlung ist für Juni geplant. | |
6 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Anne Diekhoff | |
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