Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Bearbeitung von Asylanträgen: Asylverfahren dauern so lange wie se…
> Eigentlich wollen die Länder die Asylverfahren beschleunigen. Doch neue
> Zahlen zeigen, dass die Dauer eher steigt und im Schnitt bei neun Monaten
> liegt.
Bild: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Berlin
Berlin dpa | Wer in Deutschland einen Asylantrag stellt, wartet auf eine
Entscheidung im Schnitt 8,7 Monate. Das geht aus einer Antwort der
Bundesregierung auf eine Anfrage von Linken-Abgeordneten hervor, die der
Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Demnach dauerte die Bearbeitung der Anträge durch das Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge (Bamf) im vergangenen Jahr so lang wie seit 2017
nicht mehr. Damals vergingen von der Antragstellung bis zum Bescheid 10,7
Monate. 2023 warteten die Antragsteller durchschnittlich 6,8 Monate auf
eine Entscheidung.
Besonders lange mussten sich im vergangenen Jahr nach Angaben der
Bundesregierung Antragsteller aus Togo, Gambia und Nigeria gedulden. Sie
warteten jeweils mehr als 20 Monate auf ihren Asylbescheid. Doch auch
Asylbewerber aus den Palästinensergebieten und dem Bürgerkriegsland Sudan
erhielten erst nach durchschnittlich rund 15 Monaten einen – meist
positiven – Bescheid.
Sehr schnell ging es dagegen, wenn jemand aus dem Kosovo oder aus Moldau
vorsprach. Beide Länder gelten als [1][sogenannte sichere
Herkunftsstaaten]. Hier dauerte es im Schnitt nur etwas über einen Monat,
bis der Bescheid da war.
## Fast alle Menschen aus dem Sudan erhielten Schutz
Für die 960 abgeschlossenen Asylverfahren von Sudanesen im vergangenen Jahr
gibt die Bundesregierung eine Schutzquote von 99 Prozent an. In den 433
entschiedenen Verfahren, die Menschen aus den palästinensischen Gebieten
betrafen, wurde in knapp 82 Prozent der Fälle ein Schutz zuerkannt.
Bei der Verfahrensdauer von palästinensischen Antragstellern ist allerdings
zu berücksichtigen, dass über Anträge von Menschen aus dem Gazastreifen
wegen der volatilen Lage in dem vom Krieg stark zerstörten Gebiet seit dem
9. Januar 2024 nicht entschieden wird.
Mehrere europäische Staaten, darunter auch Deutschland, hatten nach dem
Sturz von Machthaber Baschar al-Assad am 8. Dezember [2][Entscheidungen
über Asylverfahren von Menschen aus Syrien ausgesetzt]. Syrien war im
vergangenen Jahr mit rund 33 Prozent aller Erstanträge das
Hauptherkunftsland von Asylbewerbern in Deutschland.
Die Bundesregierung erklärt die insgesamt längere Verfahrensdauer damit,
dass sich das Bamf aktuell verstärkt auf den „Rückstandsabbau von
anhängigen Verfahren mit hoher Liegezeit“ fokussiere. Tatsächlich war die
Zahl der Asylbewerber 2023 stark gestiegen. Mit rund 329.000 Erstanträgen
war sie um rund 51 Prozent höher als 2022. Im vergangenen Jahr gab es dann
einen Rückgang um etwa 30 Prozent auf rund 230.000 Asylerstanträge.
## Widerrufsverfahren dauern besonders lang
Nicht berücksichtigt sind in der Bamf-Statistik zur Dauer der Asylverfahren
sogenannte Widerrufsverfahren. Die dauern oft besonders lang und stehen
beispielsweise dann an, wenn sich die Lage im Herkunftsland grundlegend
geändert hat. Hinzu kommen Rücknahmeverfahren, die allerdings nur dann
anstehen, wenn Hinweise auftauchen, dass jemandem zu Unrecht Schutz gewährt
wurde, etwa bei falschen Angaben zur Identität.
„Die Politik muss eine Lösung finden, um aufwendige Widerrufsverfahren bei
anerkannten syrischen Geflüchteten möglichst zu vermeiden“, sagt Clara
Bünger, Innenpolitikerin der Linken. Schließlich sei das Bamf jetzt schon
überfordert. „Hunderttausende Widerrufsprüfungen wären für die geflüchte…
Menschen eine riesige Belastung“ und für die Behörde kaum zu bewältigen.
Im vergangenen Jahr traf das Bundesamt in 52.613 Prüfverfahren
Entscheidungen. Zu einem Widerruf beziehungsweise einer Rücknahme des
Schutzstatus kam es in rund vier Prozent der Fälle. Die durchschnittliche
Bearbeitungsdauer für Widerrufsverfahren lag laut Bundesregierung im
vergangenen Jahr bei 30,3 Monaten.
Die Dauer der Asylklageverfahren, die anstehen, wenn sich ein Asylbewerber
gegen einen Bamf-Bescheid juristisch zur Wehr setzt, war zuletzt etwas
zurückgegangen. Die Ministerpräsidentenkonferenz hatte am 6. November 2023
eine Beschleunigung der Asylverfahren, die in der Zuständigkeit des Bundes
liegen, sowie der von den Ländern zu verantwortenden Asylklageverfahren
beschlossen. Konkret hieß es damals, Asylverfahren und Klageverfahren für
Menschen aus Staaten mit einer Anerkennungsquote von weniger als fünf
Prozent sollten jeweils binnen drei Monaten abgeschlossen sein.
In allen anderen Fällen sollten die behördlichen sowie erstinstanzlichen
Asylverfahren jeweils nach sechs Monaten beendet sein. Dieses Ziel wurde
von allen Bundesländern mit Ausnahme von Rheinland-Pfalz zuletzt nicht
erreicht. Baden-Württemberg stand mit 7,9 Monaten noch relativ gut da.
6 Mar 2025
## LINKS
[1] /Einstufung-als-sichere-Herkunftsstaaten/!5969783
[2] /Nach-Sturz-von-Assad-in-Syrien/!6051811
## TAGS
Schwerpunkt Flucht
Asylverfahren
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
Geflüchtete
Die Linke
GNS
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Junge Menschen zur Bundestagswahl
## ARTIKEL ZUM THEMA
CDU-Pläne fürs Asylrecht: Eine finstere Zukunft
Die Union plant die Externalisierung von Asyl. Doch das bereits bestehende
Bundesaufnahmeprogramm für Afghanistan hat große Schwächen.
Kriegsdienstverweigerer im Ukraine-Krieg: „Sie haben sich entschieden, am Kri…
Kriegsdienstverweigerer brauchen mehr Schutz, sagt Rudi Friedrich vom
Verein Connection. Es gibt sie auf beiden Seiten des Ukraine-Kriegs.
„Ankerzentrum“ Bamberg: Können sich Geflüchtete in Deutschland überhaupt…
Die Meldungen über den möglichen Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft
und über Abschiebungen sind längst in den Geflüchtetenunterkünften
angekommen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.