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# taz.de -- Krieg in Nahost: Israels Armee weitet ihre Angriffe im Gazastreifen…
> Mit dem erneuten Einmarsch wächst die Zahl der Todesopfer. Flugblätter
> sorgen zudem für Unruhe. In Jerusalem geht die Polizei gegen Proteste
> vor.
Bild: Vertriebene Palästinenser einen Tag nach der erneuten israelischen Offen…
Jerusalem taz | Nach dem Ende der Waffenruhe geht Israels Offensive im
Gazastreifen weiter voran: Israelische Bodentruppen sind nun bis ins
Zentrum und den Norden des Küstenstreifens vorgerückt. Die zentrale
Salah-ad-Din-Straße zwischen dem Norden und dem Süden des Gebietes sei im
sogenannten Netzarim-Korridor gesperrt, teilte Armeesprecher Avichay Adraee
am Donnerstag mit. Der Netzarim-Korridor trennte bis zur Waffenruhe Nord-
von Südgaza, im Zuge des Geisel-Waffenstillstandsabkommens konnten die
Menschen ihn unter Aufsicht von arabischen und US-Sicherheitskräften wieder
passieren. Nun ist nur noch die an der Küste verlaufende Straße für die
Passage von Nord nach Süd geöffnet.
Am Donnerstag wurde über Nordgaza ein Flugblatt mit einem Bild von
Netanjahu und Trump abgeworfen: „An die ehrenhaften Menschen in Gaza“,
steht darauf, wie diverse Medien berichteten und eine lokale Quelle der taz
bestätigt. Bevor der „Gaza-Plan“ von US-Präsident Donald Trump umgesetzt
werde, gebe man den Menschen in Gaza noch eine letzte Chance, mit Israel zu
kooperieren: „Überdenkt eure Entscheidungen, denn die Karte der Welt wird
sich nicht ändern, wenn alle Menschen Gazas verschwinden. Niemand wird mit
euch fühlen und niemand wird nach euch fragen“, heißt es darin. Das IDF
dementierte, dafür verantwortlich zu sein.
Seit der Nacht zu Dienstag ist die Waffenruhe, die immerhin zwei Monate
hielt, hinfällig. Seitdem seien mehr als 700 Menschen gestorben, mehr als
zwei Drittel Frauen und Kinder, berichtete der saudi-arabische TV-Sender
al-Arabiya unter Berufung auf den Sprecher des
[1][Al-Aqsa-Märtyrer-Krankenhauses] in Deir al-Balah. Die Angaben lassen
sich nicht überprüfen. Gestern war zwischenzeitlich von über 970 Toten die
Rede gewesen, aber diese Angabe wurde korrigiert.
Doch allein in der Nacht auf Donnerstag wurden nach Angaben des
Hamas-geleiteten Zivilschutzes mehr als 70 Menschen getötet. Die Hamas
bestätigte zudem den Tod mehrerer politischer Anführer. Laut UN-Angaben
wurde außerdem ein bulgarischer Mitarbeiter in einem UN-Gebäude getötet.
Die Hamas feuerte am Donnerstag erstmals seit letztem Oktober Raketen auf
Tel Aviv, die abgefangen wurden oder in offenem Gelände einschlugen.
## Israel schließt Verbleib der Hamas in Gaza aus
Mit Blick auf das Ziel der Offensive sprach Netanjahu erneut von einem
„absoluten Sieg“ über die Hamas und der Rückkehr der Geiseln.
Verteidigungsminister Israel Katz sandte am Mittwoch in einer
Videobotschaft der gesamten Bevölkerung des Gazastreifens eine „letzten
Warnung“. Er drohte mit „Zerstörung und totaler Verwüstung“, wenn nicht
alle Geiseln freigelassen und die Hamas aus dem Küstenstreifen vertrieben
würde.
Derweil gingen am Donnerstag laut der Hamas Gespräche mit Vermittlern zur
Rückkehr zur Waffenruhe weiter. Die Gruppe betonte, zu der Vereinbarung aus
dem Januar zu stehen, nach der in zwei weiteren Phasen alle übrigen Geiseln
im Gegenzug gegen einen Abzug Israels und ein Ende des Krieges freikommen
sollten. Israel hat mehrfach ausgeschlossen, den Verbleib der Hamas in Gaza
zu akzeptieren.
Die israelische Regierung hat derweil ganz andere Prioritäten: Noch am
Donnerstagabend soll über die Entlassung von Ronen Bar, dem Chef des
Inlandsgeheimdienstes, entschieden werden. Er gilt als Befürworter von
Verhandlungen – und war deshalb zuletzt mehrfach mit Regierungschef
Benjamin Netanjahu aneinandergeraten. Das Forum der Geiselfamilien
kritisierte, dass dafür eine geplante Beratung über das Schicksal ihrer
noch 59 in Gaza festgehaltenen Angehörigen verschoben worden sei: „Die
Familien haben zu Beginn der Woche ein dringendes Treffen mit dem
Ministerpräsidenten und dem Kabinett gefordert“, hieß es in der Erklärung
des Forums. „Kein Pieps und keine Antwort.“
## Polizei geht gewaltsam gegen Proteste vor
Nach den Ankündigungen der Regierung, Ronen Bar und die
Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara zu entlassen, protestierten am
Dienstag und Mittwoch Tausende Menschen in Tel Aviv und Jerusalem.
Zeitweise blockierten Demonstranten Zufahrtsstraßen zu Netanjahus Residenz
in Jerusalem. Die Polizei löste gewaltsam eine kleinere Demonstration gegen
die Wiederaufnahme des Gaza-Kriegs auf. Ein Video in Onlinemedien zeigt,
wie ein Polizist dem [2][Kriegsdienstverweigerer Max Kresch] in die
Leistengegend schlägt.
Israels Regierungschef Netanjahu ist auch durch Ermittlungen wegen
Verbindungen enger Mitarbeiter zu Katar unter Druck. Am Mittwochabend nahm
die israelische Polizei zwei Verdächtige in der „Katargate“-Affäre fest.
Zuvor hatte der israelische öffentlich-rechtliche Sender KAN eine Aufnahme
veröffentlicht, in der ein israelischer Geschäftsmann zugab, Geld von dem
für Katar arbeitenden US-Lobbyisten Jay Footlik an Netanjahus Mitarbeiter
Eli Feldstein übermittelt zu haben. Beide Festgenommenen werden der
Zusammenarbeit mit einem „ausländischen Agenten“ sowie der Geldwäsche
verdächtigt.
Laut einem Bericht des israelischen TV-Senders Kanal 13 soll Feldstein
zwischen April und Oktober 2024 nach einer negativen Sicherheitsüberprüfung
nicht mehr von Netanjahus Büro bezahlt worden sein, sondern Geld von Katar
erhalten haben. Er arbeitete demnach aber weiterhin für den Regierungschef.
Im Oktober wurde Feldstein wegen der Weitergabe geheimer Armeeunterlagen an
die Bild-Zeitung festgenommen. Die Unterlagen sollten positive
Berichterstattung für Netanjahu erwirken, nachdem der Tod von sechs
israelischen Geiseln in Hamas-Gefangenschaft Ende August zu Massenprotesten
für ein Waffenruhe-Abkommen geführt hatte, so die Anklage.
Netanjahu selbst muss sich aktuell in mehreren Korruptionsfällen vor
Gericht verantworten. Beim Onlinedienst X sprach er von einem Missbrauch
des Justizsystems durch einen „linken tiefen Staat“ – eine Rhetorik, die
auch US-Präsident Trump nutzt. Israels Präsident Itzchak Herzog hielt
öffentlich dagegen: Israels „starkes und unabhängiges Justizsystem“ sei
eine „Stütze unserer Demokratie“.
20 Mar 2025
## LINKS
[1] /Report-aus-dem-Al-Aksa-Maertyrer-Spital/!6029855
[2] /Israelische-Kriegsdienstverweigerer/!6041576
## AUTOREN
Felix Wellisch
## TAGS
Gaza
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