# taz.de -- Wenn das Leben quietschharmonisch wäre: Kein Sex im Lande des Glü… | |
> Das Land des Glücks ist irgendwie lauwarm. Aber über Träume zu sinnieren, | |
> ist viel schöner als über die Weltlage. | |
Bild: Zweisamkeit im Lande des Glücks: aber bitte ohne Sex | |
Ich habe einen wiederkehrenden Traum!“, sagt der Freund in Planten un | |
Blomen auf der Wiese und hält sein Gesicht in die Sonne. | |
„Du rollst einen Berg hinab und kommst nie unten an?“ | |
„Nee, wieso?“ | |
„Das war der wiederkehrende Traum meiner Oma nach dem Zweiten Weltkrieg.“ | |
„Ist sie je angekommen?“ | |
„Bis zu ihrem nicht Tod nicht.“ | |
„Und dein Traum?“ „In meinem Traum schmeiße ich alles hin und fahre ins | |
Land des vollkommenen Glücks.“ | |
„Wo ist das?“ | |
„In meinem Traum ist es gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar und | |
ich frage mich dann, warum ich dort nicht schon längst hin bin!“ | |
„Welcher Bus?“ | |
## Keine Parteien und Ideologien | |
„Da stand Linie Glück 3000.“ | |
„Ergibt Sinn.“ | |
„Und wie war es dort?“ | |
„Ach, hm … gefällig, keine Parteien oder Ideologien, mittelwarm, kurze | |
Schauer der Pflanzen zuliebe, Klima gut in Form, alle Menschen waren | |
irgendwie ineinander verliebt und zugleich asexuell.“ | |
„Aber was soll da noch groß passieren?“ | |
„Ja, klingt nach Glücksbärchiland [1][oder dem Teletubbie-Hügel]!“ | |
„Was soll das für ein Leben sein, wo alles quietsch-harmonisch ist?“ | |
„Weichgezeichnetes überstieg immer schon meine Vorstellungskraft.“ | |
„Was ist mit Geldverdienen und materieller Aufteilung?“ „Ja, da hört der | |
Spaß meist auf.“ | |
„Im Land des Glücks gibt es eine eigene Währung, die findet nach Gutdünken | |
und telepathisch statt, man kann intuitiv nach Feeling beschließen, wie | |
viel man geben will und die anderen erfassen das dann ebenso telepathisch.“ | |
„Über Geld spricht man nicht – in Perfektion.“ | |
„Das ist so typisch deutsch, vielleicht ist dein [2][Glücksland] ein | |
Parallel-Deutschland.“ | |
„Nee, also mit Deutschland hatte das faktisch nix zu tun.“ | |
„Mensch Leute, das war ein Traum, da lässt sich nichts logisch aufdröseln.�… | |
„Hach! Es ist schön, über Träume zu sinnieren, viel schöner als über die | |
Weltlage, all das, was oben in den Zeitungen steht.“ | |
„Was steht oben?“ | |
„Na, Trump, Musk, Putin, Merz.“ | |
„Ich klick’ noch mal durch, hm, hm, hier auch, da auch, ja, stimmt, hier | |
auch.“ | |
„Wie immer keine Frau on Top.“ | |
„Nicht mal ’ne fiese Frau in wichtiger Position in den größten Schlagzeil… | |
am Puls der Zeit.“ | |
„In Glücksland wär’ da sicher mehr Ausgleich, nur eben in liebgespült.“ | |
## Unmengen von Geld | |
„Land des Glücks hieß es.“ „Mit oder ohne Genitiv, das Glück liegt nic… | |
einem Land innerhalb irgendwelcher Grenzen, man kann es nicht bereisen.“ | |
„Oder durchwandern.“ „Auf ausgetretenen Wegen.“ | |
„Was ist eigentlich dieses Glück?“ „Laut meinem Traum ein Ort der | |
Gleichförmigkeit ohne Streit und Drama.“ | |
„Keine Meinungs- oder Machtkämpfe.“ | |
„Das gibt es ja nicht mal in der Welt der Tiere.“ | |
„Haben Tiere eine Idee von Glück?“ | |
„Ist Glück eine intellektuell differenzierte Angelegenheit?“ | |
„Null, deshalb ist das Streben danach ja oft seltsames Verhalten.“ | |
„Was meinst du?“ | |
„Zum Beispiel das [3][Anhäufen von Unmengen von Geld] ohne Sinn und Zweck.“ | |
„Macht?“ | |
„Ist Macht gleich Glück?“ | |
„Macht hält man fest, Glück ist Loslassen, oder?“ | |
„Dann ging es im Traum deiner Oma vielleicht darum!“ | |
„Den Berg runterrollen ohne Ziel?“ | |
„Vielleicht ist Rollen das Ziel [4][unserer Zeit]!“ | |
„So wie der Weg?“ | |
„Ja, nur eben bergab.“ | |
15 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Jasmin Ramadan | |
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