# taz.de -- TV-Serie über Geister in der ARD: Zum Lachen in den Keller gegangen | |
> In „Ghosts“ trifft ein Paar schräge Geister. Das ist ein bisschen lustig, | |
> aber im Vergleich zur britischen Vorlage ziemlich bieder. | |
Bild: „Ghosts“, Folge 1, Schweres Erbe: Emma und Felix betreten das Haus. S… | |
Ein junges Paar erbt – und kann sein Glück kaum fassen: Nach dem Tod einer | |
entfernten Tante ist Emma (Cristina do Rego) plötzlich Besitzerin eines | |
imposanten Anwesens. Zugegeben, das alte Herrenhaus hat seine besten Tage | |
hinter sich, aber das ist nichts, was ihr [1][Freund Felix] (Benito Bause), | |
selbsternannter Heimwerkerkönig, nicht in den Griff bekäme. | |
Zumindest glaubt er das. Dass es nicht unbedingt ratsam ist, als Laie an | |
Strom-, Gas- und Wasserleitungen herumzudoktern, muss Emma am eigenen Leib | |
erfahren, als sie ein elektrischer Schlag ins Koma versetzt. Oder waren | |
doch übernatürliche Kräfte für den Unfall verantwortlich? | |
Möglich wäre es, denn feststeht: Das jahrhundertealte Gebäude ist | |
keineswegs unbewohnt. Geister treiben hier ihr Unwesen – und Emma kann sie | |
nun, nach ihrer Nahtoderfahrung, sehen. Mit dieser Prämisse startet die | |
neue [2][ARD-Serie] „Ghosts“. Wobei „neu“ hier großzügig ausgelegt we… | |
muss. | |
Die sechs, unter der Regie von Erik Haffner entstandenen Folgen, beruhen | |
auf der gleichnamigen britischen [3][BBC]-Erfolgsserie (fünf Staffeln), die | |
bereits ein US-Remake (vier Staffeln) sowie eine französische und eine | |
australische Version hervorgebracht hat. | |
Der Boom von „Remakes“, „Reboots“ und „Revivals“ macht auch vor dem | |
deutschen Fernsehen nicht halt – nur dauert es eben ein paar Jahre länger, | |
bis sich Trends auch hierzulande durchsetzen. | |
Sechs Jahre nach britischer Erstausstrahlung hat die deutsche Adaption dem | |
erprobten Konzept allerdings wenig hinzuzufügen. Das Ensemble an skurrilen | |
Spukgestalten, mit denen Emma und Felix das Haus teilen, bleibt nah am | |
britischen Original – und sorgt für ähnliche, nur eben nicht ganz so | |
witzige Verstrickungen. | |
Dichter Friedrich (Alexander Khuon) etwa verliebt sich unsterblich in Emma, | |
sabotiert intime Momente mit Felix und will sie gar zum | |
romantisch-verklärten „Freitod“ überreden – ganz im Geiste des 18. | |
Jahrhunderts. Gräfin Adelheid (Antje Widdra) hingegen bringt vor allem | |
ihren Zimmergenossen, den römischen Legionär Claudius (Max Giermann), um | |
den Schlaf, indem sie jede Nacht zur exakt gleichen Uhrzeit aus dem Fenster | |
springt. | |
## Pfeil im Hals | |
Eine Marotte mit tragischem Hintergrund, die in Rückblenden gemeinsam mit | |
den Todesumständen der anderen Geister enthüllt wird: In den sechs Folgen | |
geht es darum, warum ausgerechnet der unablässig für „gewaltfreie | |
Kommunikation“ werbenden Lehrerin Svenni (Sina Tkotsch) ein Pfeil im Hals | |
steckt, oder weshalb die rußige Magd Griet (Meltem Kaptan) selbst im | |
Nachleben noch so abergläubisch ist. | |
Wo das Original noch beißenden Humor und Tempo besaß, wirkt die deutsche | |
Adaption oft fahrig und unentschlossen. Die Gags zünden selten und der Ton | |
schwankt zwischen Slapstick und angestrengt tiefsinnigen Momenten. | |
Besonders die angestrebten „großen Botschaften“ über Liebe und Akzeptanz | |
fühlen sich mehr nach Pflichtübung als nach organischem Storytelling an. | |
Als Emma und Felix ihr Anwesen für eine queere Hochzeit vermieten, rümpft | |
Gräfin Adelheid zunächst die Nase über das lesbische Brautpaar, nur um sich | |
in letzter Minute zur Verfechterin der bedingungslosen Liebe zu wandeln. | |
Statt scharfem Humor gibt es weichgespülte Läuterungen. | |
Anstelle solch oberflächlicher TV-Didaktik hätte mehr Wagemut gutgetan. | |
Stattdessen wird aus der Vorlage der schmierige Versicherungsvertreter | |
Joachim (Sebastian Schwarz), der zu Lebzeiten Pornokassetten und Saunaclubs | |
liebte – und nun mit Sexwitzchen auf Stammtischniveau aufwartet. Auch ein | |
Ausdruck deutscher Biederkeit. | |
„Ghosts“ ist eine gut gemeinte und ganz charmante, vor allem aber eine | |
schale Adaption. Sie erreicht weder die Frische des Originals noch eine | |
eigenständige Identität. | |
11 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Arabella Wintermayr | |
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