# taz.de -- Meduza-Auswahl 6. – 12. Februar: Wer forscht, soll die Sicherheit… | |
> Ein neuer Gesetzentwurf wird in Russland gebilligt: Er schreibt | |
> Wissenschaftlern vor, dass über jede Zusammenarbeit mit Ausländern der | |
> Staat informiert werden muss. | |
Bild: Ein Besucher des Internationalen Wissenschafts- und Technikforums in Mosk… | |
Das [1][russisch]- und [2][englischsprachige] Portal Meduza zählt zu den | |
wichtigsten unabhängigen russischen Medien. [3][Im Januar 2023 wurde Meduza | |
in Russland komplett verboten]. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme | |
gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter | |
taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber | |
Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der [4][taz Panter Stiftung] | |
gefördert. | |
In der Zeit vom 6. bis 12. Februar 2025 berichtete Meduza unter anderem | |
über folgende Themen: | |
## Warum muss Walentina Fedorowa ins Gefängnis? | |
Im Jahr 2023 machte Walentina Fedorowa, Mitarbeiterin in einem Internat für | |
Gehörlose, russische Medien auf die angebliche körperliche Misshandlung von | |
Schülern in der Einrichtung aufmerksam. Ein Video der Misshandlung schickte | |
sie damals an lokale Medien. Nun wurde sie zu vier Jahren Gefängnis | |
verurteilt. Außerdem darf sie in naher Zukunft nicht mehr mit Kindern | |
arbeiten und muss 600.000 Rubel (6.200 US-Dollar) Schadensersatz an die | |
Familien der Kinder, die sie geschlagen haben soll, entrichten. | |
Die Staatsanwaltschaft wirft Fedorowa vor, selbst Schüler misshandelt zu | |
haben – obwohl sie erklärte, dass sie an einigen der Tagen, an denen es | |
Vorfälle gegeben haben soll, nicht gearbeitet habe. [5][Meduza fasst auf | |
Englisch zusammen, was über den Fall bekannt ist.] | |
Laut Fedorowa übte die Schulverwaltung nach Bekanntwerden des Skandals | |
Druck auf die Schüler und ihre Eltern aus. Im Dezember 2023 erhielten | |
lokale Medien Briefe, angeblich von einem der Schüler in dem Video, in | |
denen er darum bat, die Vorwürfe zurückzuziehen. | |
## Vom Anwalt zum „ausländischen Agenten“ | |
Michail Benjasch arbeitete jahrelang als Anwalt in der Region Krasnodar, wo | |
er seine Mandanten gegen die Verfolgung durch die Behörden verteidigte. | |
Dieses Engagement führte zu polizeilichem Druck – und schließlich dazu, | |
dass Russlands Justizministerium Benjasch im Herbst 2022 als „ausländischen | |
Agenten“ bezeichnete. Ein Jahr später wurde ihm die Anwaltszulassung | |
entzogen. Heute lebt Benjasch in Litauen, wo er kürzlich eine Arbeit als | |
Klempner gefunden hat. [6][Meduza sprach mit Benjasch über sein neues und | |
altes Leben (englischer Text).] | |
„Die Menschenrechtsarbeit ist mich teuer zu stehen gekommen. Ich habe viel | |
mehr verloren als viele andere … Meine Karriere wurde zerstört. Als ich in | |
Vilnius ankam, hatte ich alle meine Habseligkeiten in einem Rucksack“, sagt | |
Benjasch. Und erklärt, warum er den Glauben in Russlands Opposition | |
verloren hat – und was ihm seine „ehrliche Arbeit“ heute gibt. | |
## Ein Anarchist gegen den Militärkomplex | |
Im Dezember 2023 gab der russische Föderale Sicherheitsdienst (FSB) die | |
Verhaftung eines russisch-italienischen Doppelstaatlers bekannt: Er wurde | |
beschuldigt, einen Militärflugplatz angegriffen und eine Eisenbahnlinie | |
sabotiert zu haben. Bei dem Verdächtigen handelt es sich um Ruslan Sidiki, | |
einen 36-jährigen Anarchisten, Langstreckenradfahrer und Elektriker. Ihm | |
droht eine lebenslange Haftstrafe. Derzeit sitzt er in Untersuchungshaft. | |
Mediazona veröffentlichte eine Sammlung von Briefen Sidikis, in denen er | |
beschreibt, warum er sich der Sabotage zuwandte, wie er die Anschläge | |
plante und durchführte und warum er sich als Kriegsgefangener betrachtet. | |
[7][Meduza fasst den Inhalt der Briefe auf Englisch zusammen.] | |
Vor der Annexion der Krim durch Russland und dem Ausbruch des Krieges in | |
der Ostukraine im Jahr 2014 reiste Sidiki häufig in die Ukraine. Dort nahm | |
er unter anderem an Wanderungen durch die Sperrzone von Tschernobyl teil – | |
und baute sich so ein Netzwerk von gleichgesinnten Abenteurern auf, | |
darunter auch Menschen aus der Ukraine. | |
## Ein Gesetzentwurf gegen die Wissenschaftsfreiheit | |
Am 3. Februar berichtete die Zeitung Wedomosti, dass in Russland ein | |
Gesetzentwurf des russischen Ministeriums für Wissenschaft und | |
Hochschulbildung gebilligt wurde, der alle „Subjekte wissenschaftlicher | |
Tätigkeit“ im Lande verpflichtet, den Föderalen Sicherheitsdienst über ihre | |
Zusammenarbeit mit Ausländern zu informieren. | |
Die Publikation T-invariant hat den Entwurf untersucht. Und berichtet, wie | |
solche „öffentlichen Dienste zur Kontrolle von Wissenschaftlern“ geschaffen | |
werden sollen und warum der Gesetzentwurf die Arbeit von Forschern, Beamten | |
und sogar den Sicherheitsdiensten selbst erschweren würde. Und was | |
Vertreter der wissenschaftlichen Gemeinschaft selbst über die | |
bevorstehenden Änderungen denken. [8][Meduza veröffentlicht den Text mit | |
geringfügigen Änderungen auf Russisch.] | |
Die Regierung plant außerdem die Verabschiedung einer Liste von | |
wissenschaftlichen und technischen Bereichen, in denen die Beteiligung | |
ausländischer Personen nur nach Absprache mit dem Föderalen | |
Sicherheitsdienst möglich sein wird. | |
12 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://meduza.io | |
[2] https://meduza.io/en | |
[3] /Russische-Medien-im-Exil/!5911767 | |
[4] /!v=4269299f-23bb-40f2-a4ea-2b1b1ae40192/ | |
[5] https://meduza.io/en/feature/2025/02/11/russian-boarding-school-worker-who-… | |
[6] https://meduza.io/en/feature/2025/02/11/the-grant-money-is-cursed | |
[7] https://meduza.io/en/feature/2025/02/10/some-people-leave-the-country-other… | |
[8] https://meduza.io/feature/2025/02/07/fsb-hochet-postavit-pod-kontrol-vse-ko… | |
## AUTOREN | |
Tigran Petrosyan | |
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