# taz.de -- Vor möglicher Übernahme durch UniCredit: Insider: Commerzbank bau… | |
> Das Kreditinstitut will Insidern zufolge Tausende Stellen streichen. Das | |
> könnte Kosten senken und Stärke demonstrieren gegen Übernahmeversuche. | |
Bild: Die Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main | |
Frankfurt rtr | Die [1][Commerzbank] plant Insidern zufolge den Abbau von | |
Tausenden Stellen. Zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten der | |
Nachrichtenagentur Reuters, die Maßnahme werde mehrere tausend Beschäftigte | |
betreffen, während eine dritte Person die Zahl auf 3.000 bis 4.000 | |
bezifferte – bei einer Gesamtbelegschaft von rund 42.000 Mitarbeitern. Das | |
Frankfurter Geldhaus will mit dem Kahlschlag seine Kosten senken und seine | |
Eigenständigkeit gegenüber den Übernahmeavancen der italienischen UniCredit | |
untermauern. Der Aufsichtsrat der Bank werde die Maßnahmen am Mittwoch in | |
einer ganztägigen Sitzung mit dem Management erörtern, bevor die Strategie | |
am Donnerstag offiziell vorgestellt werde, erklärten die Insider. Die | |
Commerzbank wollte sich dazu nicht äußern. | |
Seit Monaten arbeitet das Management unter der neuen Vorstandschefin | |
Bettina Orlopp an einer Strategie, die das „signifikante Wertpotenzial“ der | |
Bank sichtbar machen soll. Mit der Vorstellung ihrer Pläne will die | |
Commerzbank ihren Investoren beweisen, dass sie langfristig als | |
eigenständiges Institut bestehen kann. Vier mit der Sache vertraute | |
Personen sagten jedoch, dass die geplanten Maßnahmen eher evolutionärer | |
Natur seien und keinen radikalen Kurswechsel bedeuteten. Einige räumten | |
ein, dass eine Übernahme durch UniCredit angesichts der starken | |
Kursentwicklung der Commerzbank-Aktie, die seit dem ersten öffentlichen | |
Interesse von UniCredit um 50 Prozent gestiegen ist, schwer zu verhindern | |
sein könnte. | |
UniCredit-Chef Andrea Orcel hatte im vergangenen Jahr die deutsche | |
Wirtschaft und Politik aufgeschreckt, als die italienische Großbank eine | |
größere Beteiligung an der Commerzbank erwarb und offen Interesse an einer | |
Übernahme bekundete. Die Commerzbank, die zu 12 Prozent in staatlicher Hand | |
ist, betrachtet die Annäherungsversuche als feindlich, der Betriebsrat | |
befürchtet einen massiven Jobabbau. | |
Die Commerzbank dürfte den Insidern zufolge am Donnerstag wohl auch | |
signalisieren, dass sie gezielt kleinere Zukäufe prüft, statt größere | |
Übernahmen anzustreben. Das steht im Gegensatz zu Spanien und Italien, wo | |
derzeit größere Banken-Deals in der Mache sind. | |
## Nettogewinn gestiegen | |
Die Strategieanpassung folgt auf ein Jahresergebnis, das besser als | |
erwartet ausfiel und Ende Januar veröffentlicht wurde: Der Nettogewinn der | |
Bank stieg 2024 um 20 Prozent auf ein Rekordniveau und unterstreicht aus | |
Sicht des Managements die Fortschritte beim Konzernumbau. Das aktuelle | |
Strategieprogramm der Commerzbank reicht bis 2027 und wurde erstmals 2023 | |
veröffentlicht. Erst im vergangenen September – kurze Zeit nachdem | |
UniCredit ihr Interesse offenlegte – verschärfte die Bank einige ihrer | |
finanziellen Ziele. | |
Der Stellenabbau, der hunderte Mitarbeiter in den Vorruhestand schicken und | |
durch Technologieeffizienz die Bank schlanker aufstellen könnte, soll den | |
Insidern zufolge behutsam umgesetzt werden, um Unruhe in der Belegschaft zu | |
vermeiden. Gleichzeitig unterstreicht er die Bereitschaft der Bank, | |
begrenzte Einschnitte in Kauf zu nehmen, um noch drastischere Kürzungen | |
unter UniCredit zu verhindern. | |
UniCredit kontrolliert mittlerweile etwa 28 Prozent der Anteilsscheine an | |
der Commerzbank. Rund 9,5 Prozent der Aktien halten die Italiener direkt, | |
zudem hat sich UniCredit Zugriff auf insgesamt 18,5 Prozent durch | |
Finanzinstrumente gesichert. Der Commerzbank-Vorstand, | |
Arbeitnehmervertreter und die Bundesregierung haben sich klar gegen eine | |
Übernahme durch UniCredit positioniert. Doch nicht alle stellen sich quer: | |
Mindestens ein Großinvestor und einige Wirtschaftsvertreter könnten sich | |
Verhandlungen vorstellen. Die politische Opposition bleibt jedoch stark. | |
„Feindliche Übernahmen sind hier nicht willkommen“, sagte Hessens | |
Ministerpräsident Boris Rhein am Montag vor führenden Vertretern der | |
Finanzbranche in Frankfurt in Richtung UniCredit. „Niemand will das, was | |
sie da gerade tun, und deswegen ziehen Sie sich zurück.“ | |
12 Feb 2025 | |
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