# taz.de -- Wasserstoff aus Irland: Der Traum vom grünen Gold | |
> Irland will günstigen Wasserstoff exportieren. Doch das Land hinkt im | |
> Ausbau der nötigen Infrastruktur und Erneuerbaren hinterher. | |
Bild: Irland versucht seine großen Ressourcen an Windenergie zu nutzen | |
Dublin taz | Im irischen Klimaschutzplan spielt Wasserstoff für die | |
Erzeugung erneuerbarer Energien im Jahr 2030 eine große Rolle. So soll | |
grüner Wasserstoff in den Teilen der Wirtschaft eingesetzt werden, [1][die | |
schwer zu elektrifizieren sind], wie zum Beispiel Luftfahrt, Schifffahrt | |
und Schwerindustrie. Darüber hinaus [2][soll Wasserstoff Irlands | |
Energiesicherheit verbessern]. Derzeit importiert das Land fast 80 Prozent | |
seines Energiebedarfs. Laut Climate Change Advisory Council gibt Irland | |
stündlich über 1 Million Euro für den Import fossiler Brennstoffe aus. | |
Vor allem aber taucht das Wort „Chance“ in der Nationalen | |
Wasserstoffstrategie immer wieder auf und spiegelt die Hoffnung Irlands | |
wider, das riesige Offshore-Windenergiepotenzial zu nutzen und zum | |
Nettoenergieexporteur zu werden. Deutschland und Irland haben vor zwei | |
Jahren eine Absichtserklärung zur Forschungskooperation unterzeichnet. | |
Irland habe „das Zeug dazu, ein führendes Zentrum für grünen Wasserstoff“ | |
zu werden und bis 2030 zum billigsten Anbieter in Europa zu werden, heißt | |
es in einem Bericht der britischen Firma Aurora Energy Research. | |
Irlands ehrgeizige Pläne bedeuten, dass das irische Stromnetz verstärkt und | |
ausgebaut werden müsse, um die Zuverlässigkeit des Systems zu | |
gewährleisten, sagt Catherine Joyce-O’Caollaí, Managerin beim irischen | |
Stromanbieter Electricity Supply Board. „Mitte der 2030er Jahre wird das | |
Vorhaben Irlands, die bestehende Erdgas-Pipeline-Infrastruktur in ein | |
nationales Wasserstoffnetz umzunutzen, Türen zu Exportmöglichkeiten | |
öffnen.“ | |
## „Eine sinnvolle Industriestrategie würde versuchen, energieintensive | |
Industrien hier anzusiedeln“ | |
Die Idee, die Windressource in grünen Wasserstoff umzuwandeln, erfordere | |
sorgfältige Überlegungen, warnt hingegen Hannah Daly, Professorin für | |
nachhaltige Energie am University College Cork. „Der weltweite Handel mit | |
erneuerbaren Energien wird weitaus geringer sein als der mit fossilen | |
Brennstoffen, weil Wasserstoff größtenteils dort erzeugt wird, wo die | |
Energie verbraucht wird.“ Es bedeute auch, dass es wahrscheinlich kein | |
Saudi-Arabien der erneuerbaren Energien geben werde, sagt sie. | |
Das ist womöglich ein Irrtum. Der künftige Wasserstoffbedarf in Europa und | |
Deutschland soll zum Teil mit Lieferungen ausgerechnet aus Saudi-Arabien | |
gedeckt werden. Das bundeseigene Energieunternehmen Sefe hat gerade mit dem | |
saudischen Unternehmen Acwa Power eine Absichtserklärung über die Lieferung | |
von jährlich 200.000 Tonnen grünem Wasserstoff ab 2030 unterzeichnet. | |
Irland habe aber keinen Vorteil, der es ermöglichen würde, in diesem Handel | |
zu konkurrieren, fürchtet Daly. | |
Deutschland habe auch Absichtserklärungen mit Ländern unterzeichnet, die | |
auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien führend sind, wie Norwegen, | |
Spanien und Dänemark, die bereits über [3][etablierte | |
Wasserstoffindustrien] verfügen. Daly hält deshalb eine andere Strategie | |
für klüger: „Energieintensive Industrien haben sich in der Vergangenheit in | |
der Nähe von reichlich vorhandenen Energieressourcen angesiedelt“, sagt | |
sie. „Anstatt minderwertige Energieprodukte zu exportieren, würde eine | |
sinnvollere Industriestrategie versuchen, solche Industrien hier | |
anzusiedeln.“ | |
12 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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