| # taz.de -- Ideenwettbewerb Tempelhofer Feld: Stoisch in den Untergang | |
| > Der Senat gib 3 Millionen Euro für einen verkorksten Ideenwettbewerb für | |
| > eine Bebauung des Tempelhofer Feld aus. Nun trat die Jury erstmals | |
| > zusammen. | |
| Bild: Ein Gewitter zieht auf | |
| Berlin taz | Am Freitag und Samstag traf sich eine elfköpfige Jury, um 20 | |
| Vorschläge zur Zukunft des Tempelhofer Felds auszuwählen. Nach Angabe der | |
| Senatsverwaltung waren 160 [1][Ideenskizzen] eingegangen. Im Sommer soll | |
| das Gremium fünf Gewinner ermitteln – was daraus werden soll, ist unklar. | |
| Geleitet wird die Jury von Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeld. Ansonsten | |
| besteht sie einerseits aus deutschen und internationalen Fachleuten, | |
| darunter Kopenhagens Stadtarchitektin für Klimaschutz und die | |
| Landschaftsarchitektin Maren Brakebusch. | |
| Auf der anderen Hälfte der Stühle sitzen fünf Teilnehmende des sogenannten | |
| Dialogprozesses, den der SPD-Senator für Stadtentwicklung Christian Gaebler | |
| im vergangenen September stattfinden ließ. [2][275 zufällig ausgewählte | |
| Berliner:innen waren dazu eingeladen] – ein repräsentativer | |
| Querschnitt, was Alter, Wohnbezirk, Geschlecht und einige weitere Kriterien | |
| angeht. | |
| Zum Verdruss der CDU-SPD-Landesregierung endete der Workshop ganz klar mit | |
| dem Votum: „Wir empfehlen aus klima- und naturschutzfachlicher Sicht keine | |
| Bebauung.“ Das „Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes“, das auf | |
| [3][einen Volksentscheid 2014] zurückgeht, solle weitergelten. | |
| ## Voller Widersprüche | |
| Die erneute klare Ansage aus der Bevölkerung hielt den Senat nicht davon | |
| ab, das Verfahren fortzusetzen. Dessen Kosten belaufen sich auf etwa 3 | |
| Millionen Euro. Die Ausschreibungsunterlagen sind in sich widersprüchlich, | |
| weil sie sowohl eine „behutsame Randbebauung“ erwähnen als auch die | |
| Beachtung der Ergebnisse aus dem Dialogprozess fordern. | |
| Schon vor einer Weile hatte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) | |
| eine Volksabstimmung „von oben“ zum Tempelhofer Feld parallel zur nächsten | |
| Berliner Wahl 2026 angekündigt. Vergangene Woche bekam er Rückenwind von | |
| [4][Kanzlerkandidat Friedrich Merz]: „Wenn die Bürgerinnen und Bürger sich | |
| weigern, dann muss die Politik bereit sein, auch gegen den erklärten Willen | |
| der Nachbarschaft zu sagen: Wir weisen das jetzt aber als Bauland aus und | |
| werden dort bauen.“ Sein SPD-Kontrahent Olaf Scholz stimmte grinsend zu. | |
| Dabei mangelt es in Berlin nicht an Bauland, sondern an der Umsetzung, wie | |
| der Stadtentwicklungsplan Wohnen eindeutig ausweist. Für 60.000 Wohnungen | |
| gibt es nicht realisierte Genehmigungen. | |
| „Was wir im Wohnungsbereich aber vor allem haben, ist eine | |
| Bezahlbarkeitskrise“, sagt Architekt Malte Wilms, der zusammen mit | |
| Berufskolleg:innen und Landschaftsplaner:innen im Herbst das | |
| Netzwerk Architects4THF gründete. Ihren offenen Brief an Senator Gaebler | |
| mit der Überschrift: „Do not build“ unterschrieben 4.230 Menschen, darunter | |
| namhafte Architekten wie Benjamin Foerster-Baldenius, Arno Brandlhuber oder | |
| Jean-Philippe Vassal. „Wir kritisieren den Versuch, mit dem Wettbewerb | |
| Architekt:innen zu instrumentalisieren, um eine unpopuläre und | |
| undemokratische Entscheidung zu legitimieren“, so Wilms. | |
| Die Gruppe hat entschieden, selbst keine Vorschläge abzugeben, weiß aber | |
| von Einreichungen, die jede Bebauung des Felds ablehnen. Im Sommer sollen | |
| die besten Ideen ausgestellt werden, kündigte ein Senatssprecher an. Auch | |
| er habe von Boykott-Einreichungen gehört, „aber Nichts kann man ja nicht | |
| ausstellen.“ | |
| 23 Feb 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Annette Jensen | |
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