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# taz.de -- Die Suche nach einer Region: Sauer … was?
> „Mehr Sauerland für Deutschland“ will Friedrich Merz. Aber gibt es das
> Sauerland eigentlich? Eine Sauerlandverschwörung.
Bild: CDU-Wahlplakate vor der St. Hubertus Schützenhalle in Brilon: Ist das Sa…
Der müde Witz über die Nichtexistenz der ostwestfälischen Stadt Bielefeld
([1][„Bielefeldverschwörung“]) birgt, wie jeder Witz, einen Funken
Wahrheit. Dieser Funken wird zum Großbrand, wenn wir die
Bielefeldverschwörung auf eine ganze Region übertragen: das Sauerland.
Die „Sauerlandverschwörung“ behauptet, dass es ausgerechnet das Land,
welches der Sauerländer Friedrich Merz zur Blaupause seines
Deutschlandplans verwendet, gar nicht gibt. Dann wäre ja der Merztraum
nichts weniger als der Traum, dass Deutschland als Ganzes verschwindet
(„Deutschlandverschwörung“). Skandalös!
Wer sich näher mit der „Sauerlandverschwörung“ befasst, stößt auf
Irritierendes. Es ist natürlich keineswegs trivial zu beweisen, dass das
Sauerland nicht existiert. Doch es gibt Hinweise. Von Betroffenen. Also von
Menschen, die von einer Existenz des Sauerlandes ebenso betroffen wären wie
von der Nichtexistenz.
Solche Menschen findet man in der Nachbarschaft des Sauerlandes, im
Bergischen Land oder gar im Niederbergischen, in Mettmann, Neandertal oder
Leichlingen. Man wird überrascht sein, wie verschwommen, ja undefiniert die
Vorstellungen des Merz-Landstrichs dort sind. Die häufigste Antwort, fragt
man nach dem Sauerland, wird „Häh?“ sein. Äußerstenfalls eine wirre Geste
Richtung Osten, „da, wo Sibirien liegt“.
## „Ende der Welt“ oder „Tor zur Hölle“
Erst Tiefeninterviews fördern zutage, dass „Sauerland“ eine Chiffre ist.
Für „schwarzes Loch“, „Ende der Welt“ oder „Tor zur Hölle“. Auf d…
„Wann waren Sie zuletzt im Sauerland?“ hört man regelmäßig: „Ich war n…
nie da.“ Und: „Dorthin geht man doch nicht.“ Oder auch, als Hinweis auf d…
rigide Tabuisierung des Begriffs: „Sauer … was?“
Allerdings sieht man schon am Beispiel Bielefelds, dass selbst
nichtexistente Orte nützlich sein können. Als Projektionsfläche für Wünsche
und Ängste zum Beispiel. Auf das Sauerland angewendet heißt das: In Hilden,
Haan und Wülfrath gilt das unbekannte Schwarze im Osten als der projektive
Sündenfokus an sich. Als der Ort, der von allen sozialen Fesseln befreit.
Das Sauerland als Enthemmungsmaschine! Das passende Liedgut liegt bereit:
„Moin, moin, guten Tach, saufen Cola und Korn“ oder auch „Was ist mit der
Fickerei-ei-ei, bist du dabei-ei-ei?“ Solcherlei Partyschlagergesänge hört
man aber nur im Mittelpunkt des Sündenzentrums, den die braven Einwohner
Vohwinkels, Ratingens und Gerresheims in „Willingen“ verorten.
Willingen im Hochsauerland – das steht für Brüllen und Kreischen,
Wildpinkeln und Flaschenzerdeppern, Saufen bis zur Besinnungslosigkeit und
insbesondere für das Versprechen, dass hier jederzeit männliche und
weibliche Kegelclubs zu Paarungszwecken übereinander herfallen. Hier wird
auch der [2][„Ballermann-Award“] für Verdienste am kollektiven Ausrasten
verliehen. Willingen als feucht-bürgerlicher Fiebertraum – lügt die
„Sauerlandverschwörung“? Ist was dran? Ist es bloß üble Nachrede, dass es
im Sauerland eine Zeitung [3][namens Woll] geben soll? „Woll“ heißt auf
Hochdeutsch „Nicht wahr“. Ist das ein Kryptohinweis auf „unwahr“?
Und was ist denn eigentlich davon zu halten, dass in eben dieser Woll nicht
nur Hinweise auf erotische Abenteuer zu finden sind – sondern auch
geheimnisvolle Verbindungen zwischen dem Sauerland und jener fraglichen
Stadt in Ostwestfalen. Schlagzeile am 29. Januar 2025: „Studium, Arbeit,
Liebe: Viele Sauerländer zieht es nach Bielefeld“.
23 Feb 2025
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Bielefeld-Verschw%C3%B6rung
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Ballermann-Award
[3] https://woll-magazin.de/ueber-woll/
## AUTOREN
Burkhard Straßmann
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