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# taz.de -- Mysteriöser Todesfall in Russland: St. Petersburger Fenstersturz
> Der Musiker Wadim Stroikin fällt während einer Wohnungsdurchsuchung aus
> dem neunten Stock eines Wohnhauses. Er hatte den Ukraine-Krieg
> kritisiert.
Bild: Der russische Staat sieht alles, weiß alles und vor allem weiß er, wo d…
Berlin taz | Der Musiker Wadim Stroikin wäre [1][nicht der erste Mensch in
Russland, der durch einen Sturz aus dem Fenster ums Leben kommt]. Doch
während bei kritischen und dem Regime lästigen Zeitgenossen in der Regel
nachgeholfen wird, um sie auf diese Art ins Jenseits zu befördern, könnten
die Dinge bei Stroikin anders liegen.
Russischen Medienberichten zufolge soll der 58-jährige Sänger und Komponist
am vergangenen Mittwoch während einer Durchsuchung seines Apartments durch
Angehörige der Strafverfolgungsbehörden aus dem neunten Stock eines
Wohnhauses in St. Petersburg gesprungen sein.
Die Vertreter der Staatsmacht waren zwecks Ermittlungen wegen angeblicher
Beteiligung an einer [2][„extremistischen Organisation“] bei Stroikin
angerückt. Diese soll Gelder an die die Streitkräfte der Ukraine gespendet
haben. Dem Musiker hätten bis zu 20 Jahren Haft gedroht.
Die Petersburger Onlinezeitung Fontanka will erfahren haben, dass Stroikin
zum letzten Mal lebend gesehen wurde, als er in die Küche gegangen sei, um
ein Glas Wasser zu trinken. Wenig später sei sein lebloser Körper im
Innenhof der Wohnanlage gefunden worden.
Stroikin wurde in Sneschinsk geboren. Die Stadt im Ural ist Teil des
militärisch-industriellen Komplexes und kann nur mit einer Sondererlaubnis
besucht werden. Bereits als Schüler begeisterte er sich für Musik und
brachte sich die Grundlagen selbst bei. Seine Gitarre bezeichnete er einmal
als seinen ewigen Begleiter.
## Moderator beim Radio
In den 1990er Jahren absolvierte Stroikin die Britische Journalistenschule
und moderierte dann die Sendung „Liedermacher stellen sich vor“ beim
kremlkritischen Radiosender Echo Moskwy [3][in Jekaterinburg]. In den
letzten zehn Jahren und nach einem Umzug nach St. Petersburg widmete er
sich dem Schreiben neuer Songs, gab Konzerte und Gitarrenunterricht.
Nach dem Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24.
Februar 2022 postete er auf seiner Seite bei VKontakte (das russische
Pendant zu Facebook) Beiträge, in denen er die russische Führung wegen des
Krieges scharf kritisierte. In einem von ihnen bezeichnete er Kremlchef
Wladimir Putin als einen „Bastard“, weil der nicht nur gegen ein
brüderliches Volk in den Krieg gezogen sei, sondern auch seinem eigenen
Volk den Krieg erklärt habe.
Mittlerweile haben Freunde von Stroikin mit eigenen Gedichten auf dessen
Tod reagiert. Sergei Iwkin, Dichter und Künstler aus Jekaterinburg, widmete
Stroikin ein „Sonett des Gedenkens“. Die beiden letzten Zeilen lauten:
„Jemand wie er konnte nicht alt bleiben. Jetzt ist er ein freie Wind über
der Newa.“
7 Feb 2025
## LINKS
[1] /Mysterioeser-Todesfall-in-Russland/!5498686
[2] /Meduza-Chefredaktion-im-Interview/!vn6049244
[3] /Urteil-in-Russland/!6022300
## AUTOREN
Barbara Oertel
## TAGS
Russland
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Alexei Nawalny
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