# taz.de -- Netanjahu bei Trump in Washington: Trump will Kontrolle im Gazastre… | |
> US-Präsident will den Gazastreifen in eine „Riviera“ ohne Palästinenser | |
> verwandeln. Die sollen umgesiedelt werden, was arabische Staaten | |
> ablehnen. | |
Bild: US-Präsident Donald Trump und Israels Premier Benjamin Netanjahu am Dien… | |
Washington taz | US-Präsident Donald Trump will, dass die Vereinigten | |
Staaten beim Wiederaufbau des Gazastreifens eine langfristige und zentrale | |
Rolle einnehmen. Der Republikaner schlug außerdem vor, dass Palästinenser, | |
die während des Kriegs zwischen Hamas und Israel ihr Zuhause verloren haben | |
oder flüchten mussten, in andere Länder umsiedeln sollten. | |
Diese und andere provokativ-monströse Aussagen des US-Präsidenten haben in | |
der arabischen Welt für Empörung und Widerstand gesorgt und könnten die | |
nächsten Verhandlungen über eine Verlängerung der aktuellen Waffenruhe im | |
Nahen Osten beeinflussen. | |
„Im Moment kann man nicht in Gaza leben. Ich glaube, wir brauchen einen | |
anderen Standort. Ich finde, es sollte ein Ort sein, der die Menschen | |
glücklich macht“, sagte Trump bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem | |
israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu am Dienstag in Washington. | |
Länder wie Ägypten oder Jordanien fürchten allerdings, dass eine Umsiedlung | |
von mehr als zwei Millionen Palästinensern die ganze Region weiter | |
destabilisieren könnte und eine mögliche Zweistaatenlösung untergraben | |
würde. | |
## Saudi-Arabien weist Trumps Pläne umgehend zurück | |
Das Außenministerium von Saudi-Arabien machte in einer Erklärung nach | |
Trumps Kommentaren klar, dass das Königreich weiter an seiner Position | |
festhalte und die Schaffung eines unabhängigen Palästinenser-Staats | |
unterstütze. | |
„Die Pflicht der internationalen Gemeinschaft besteht heute darin, sich für | |
die Linderung des schweren menschlichen Leidens des palästinensischen | |
Volkes einzusetzen, das seinem Land treu bleiben und nicht davon abweichen | |
wird“, hieß es in der saudischen Erklärung. | |
In von Trump gewohnt pompösen Tönen erklärte dieser allerdings, dass es | |
keine Alternative für die Menschen in Gaza gebe, als umzusiedeln und | |
anderswo neu zu starten. Die palästinensische Enklave sei nach mehr als | |
einem Jahr Krieg nichts weiter als ein großer Trümmerhaufen. | |
Laut dem 78-Jährigen würden die USA die Kontrolle im Gazastreifen | |
übernehmen und das Gebiet in die „Riviera des Nahen Ostens“ verwandeln. | |
Welche Befugnis die USA genau haben, das Land an sich zu reißen und zu | |
entwickeln, ließ Trump offen. | |
## Trump: „In Gaza gibt es nur Tod“ | |
„Wenn man sich die letzten Jahrzehnte anschaut, dann sieht man, dass es in | |
Gaza nur Tod gibt“, sagte er. Man solle deshalb aus den Fehlern der | |
Vergangenheit lernen und einen neuen Weg einschlagen. | |
Laut Trump soll der Gazastreifen in einen Ort verwandelt werden, an dem | |
sich Menschen dauerhaft ansiedeln können, Arbeitsplätze entstehen und wo | |
der Tod nicht allgegenwärtig sei. Auch den Einsatz von US-Truppen schloss | |
Trump nicht aus. | |
Demokraten und Republikaner im US-Kongress schienen von Trumps Ankündigung | |
einer amerikanischen Übernahme des Gazastreifens überrascht gewesen zu sein | |
und zeigten nur wenig Enthusiasmus. | |
Der demokratische Senator Chris Murphy bezeichnete Trumps Idee in einem | |
Post auf X als „völlig durchgeknallt“. „Eine US-Invasion im Gazastreifen | |
würde zum Tod Tausender US-Soldaten und zu jahrzehntelangem Krieg im Nahen | |
Osten führen. Es ist wie ein schlechter, kranker Scherz“, schrieb er. | |
## US-Republikaner: Skepsis gegenüber US-Truppen in Gaza | |
Der republikanische Senator und Trump-Unterstützer Lindsey Graham erklärte, | |
dass nur wenige seiner Wähler in South Carolina Gefallen daran finden | |
würden, US-Truppen nach Gaza zu senden. „Ich glaube, das könnte | |
problematisch sein, aber ich bleibe unvoreingenommen“, sagte er. | |
Mit der Einladung von Netanjahu setzte das Weiße Haus ein klares Zeichen an | |
die Welt. Netanjahu ist nicht erst seit dem Krieg gegen die Hamas eine | |
umstrittene Person in Israel und der Welt. Neben dem Militärkonflikt, der | |
zehntausende Todesopfer in Gaza gefordert und zu weltweiten Protesten gegen | |
seine Regierung geführt hat, existiert auch ein internationaler Haftbefehl | |
des Internationalen Strafgerichtshofs gegen Netanjahu. | |
In Israel läuft gegen ihn auch ein Gerichtsverfahren wegen Bestechung und | |
Betrug. Trotzdem wurde Israels Premier die Ehre zuteil, als erster | |
Staatschef in Trumps zweiter Amtszeit das Weiße Haus zu besuchen. | |
„Du bist der beste Freund, den Israel jemals im Weißen Haus gehabt hat“, | |
sagte Netanjahu und lobte Trump für seine bisherigen und vergangenen | |
Leistungen. | |
## Netanjahu begrüßt Trumps Pläne | |
Der israelische Regierungschef erklärte, dass er die US-Pläne für Gaza | |
begrüße. Das Ziel seiner Regierung sei allerdings weiterhin die Vernichtung | |
der Hamas, [1][die Befreiung aller Geiseln] und die Sicherstellung, dass | |
der Gazastreifen in der Zukunft keine Gefahr mehr für Israel darstelle. | |
Die USA haben auch ihren Rückzug aus internationalen Organisationen | |
fortgesetzt. Trump erklärte, dass sich die USA aus der UNO-Flüchtlingshilfe | |
(UNHCR) zurückziehen werde und dass man auch weiterhin der für die | |
[2][Versorgung der Palästinenser zuständigen UN-Organisation UNRWA] keine | |
finanziellen Mittel zukommen lassen werde. | |
Trump kündigte auch an, dass die USA die aus seiner ersten Amtszeit | |
bekannte „Maximum Pressure“-Taktik gegen den Iran wieder aufgenommen habe. | |
Ziel sei es, das Regime in Teheran durch Sanktionen an den | |
Verhandlungstisch zu locken. „Für mich ist es ganz einfach: Der Iran darf | |
keine Atomwaffen besitzen“, sagte Trump. | |
5 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Hansjürgen Mai | |
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