# taz.de -- Passwörter und andere Widrigkeiten: Kreativ nur bei Schokoriegeln | |
> Passwörter gehören zu den alltäglichen Ärgernissen. Warum nur tun wir uns | |
> so schwer damit? Unsere Kolumnistin hat da eine Idee. | |
Bild: Unser Gehirn ist nicht gut im Ausdenken von Sachen, vor allem wenn es um … | |
123456789, 12345678 und hallo. Was das sein soll? Nein, nicht etwa die | |
ersten Tippversuche aus dem Kurs Zehn-Finger-Tippen für Anfänger:innen. | |
Auch keine Kontaktversuche von Extraterrestrischen. Sondern die am | |
häufigsten genutzten Passwörter von Menschen in Deutschland. | |
Und, haben Sie es bemerkt? Das erste ist geradezu Zeugnis von | |
Übereifrigkeit: Es hat nicht nur die häufig vorgegebenen mindestens 8 | |
Stellen, sondern sogar 9. Hilft nur nichts, denn das Gesamtkunstwerk ist | |
weiterhin in weniger als einer Sekunde knackbar – und die Anerkennung für | |
die Extramühe bringt den gekaperten E-Mail-Account auch nicht zurück. | |
Nun ist das mit [1][Passwörtern] so eine Sache. Tech-Konzerne wie Google | |
beschwören ihr Ende schon seit Jahren. Schließlich sind Passwörter unsicher | |
und unbequem, warum also daran festhalten? Nun, vielleicht weil | |
Fingerabdrücke, Iris-Scans, individuelle Muster im Elektrokardiogramm oder | |
extra Hardwareschlüssel zum Authentifizieren auch ihre Haken haben, was | |
Sicherheit, Komfort oder beides angeht. Und so beginnt der Ärger mit den | |
Passwörtern schon beim Ausdenken. | |
Unser Gehirn ist nicht gut im Ausdenken von Sachen – außer vielleicht, es | |
geht darum, zu erklären, warum schon wieder der letzte Schokoriegel aus der | |
Süßigkeitenschublade verschwunden ist. Also eher: Unser Gehirn ist nicht | |
gut im Ausdenken von komplexen | |
[2][Zahlen-Buchstaben-Sonderzeichen-Kombinationen], die gleichzeitig noch | |
merkbar sein sollen. | |
Der Moment, in dem wir uns bei der Anmeldung für einen neuen Mail-, | |
Social-Media- oder Bank-Account ein Passwort überlegen müssen, verursacht | |
Stress. Und auf einmal ist das Hirn leer. Genauso leer, wie wenn es darum | |
geht, das Passwort hinterher wieder zu erinnern. Deshalb kleben in | |
Betrieben, in denen die Mitarbeitenden genötigt werden, sich alle paar | |
Wochen ein neues Passwort zu überlegen, das nichts mit dem alten zu tun | |
haben darf, standardmäßig Zettel an den Bildschirmen. Mit dem jeweils | |
aktuellen Passwort drauf. | |
Dabei ist unser Gehirn eigentlich gar nicht schlecht im Merken. Lieder, die | |
man als Kind oder Teenie rauf und runter gehört und gesungen hat und dann | |
20 Jahre nicht mehr? Der Text ist immer noch da, wenn die ersten Akkorde | |
erklingen. Der Name der ersten großen Liebe? Auf einmal im Kopf, nur weil | |
jemand mit dem gleichen Parfüm den Weg gekreuzt hat. | |
Was also tun? Sollten wir unsere Passwörter öfter singen? Oder pro Passwort | |
einen eigenen Duft kreieren? Vielleicht. Denn wer so viel Aufwand betreibt, | |
denkt sich bestimmt etwas Schöneres aus als 123456789. | |
2 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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