# taz.de -- Ein Plädoyer für junge Grüne: Der Wortbruch und die Grüne Jugend | |
> Unser Autor hat die Grüne Jugend schon vor Jahren verlassen. Jetzt | |
> entdeckt er wieder sein Herz für die Habeck-Kritiker:innen. | |
Bild: Jette Nietzard und Jakob Blasel, Bundesvorsitzende der Grünen Jugend, be… | |
2018 war ich mir schon sicher, dass es mit den Werten bei den Grünen den | |
Bach runtergeht. Da war ich 14 Jahren und bin aus der Grünen Jugend | |
ausgetreten. Es gab mir in der Jugendorganisation zu wenig Antifaschismus | |
und Kapitalismuskritik, von der Mutterpartei ganz zu schweigen. Seitdem ist | |
viel passiert. Die Grünen sind nicht mehr nur nicht links genug für mich, | |
in der Migrationspolitik haben sie rechts der Mitte angedockt. Neuer | |
Höhepunkt: [1][Habecks 10-Punkte-Plan]. Doch gegen die | |
„Sicherheitsoffensive“ gibt es Widerstand in der Partei – von der Grünen | |
Jugend. | |
Ganz frech präsentierte die Nachwuchsorganisation einfach [2][ihren eigenen | |
10-Punkte-Plan] mit dem Titel „Humanität durch Sozialstaat“. Eine | |
Punktlandung. Statt Forderungen wie der nach einer „konsequenten | |
Abschiebung nichtdeutscher Gefährder und Schwerkriminelle“ zu ventilieren, | |
wird die Partei daran erinnert, dass im Wahlprogramm vereinbart wurde, | |
nicht in Kriegs- und Krisengebiete abzuschieben. „Abschiebungen sind keine | |
Bestrafung und dürfen nicht als solche eingesetzt werden“. Ein linker und | |
grüner Gegenentwurf zum Ein-Wort-Kanzlerkandidaten. | |
Dieser warb zuletzt mit „Wort statt Wortbruch“ als Schlachtruf gegen | |
Friedrich Merz. Habecks Kritik gegen das Niederreißen der Brandmauer durch | |
die CDU ist durchaus angebracht. Doch es hinterlässt einen faden | |
Beigeschmack, dass Habeck inmitten einer riesigen antifaschistischen | |
Demonstrationswelle nun auch auf Härte in der Migrationspolitik setzt. Da | |
ist es nur folgerichtig, wenn die Grüne Jugend Niedersachsen [3][auf Social | |
Media] den Wahlkampfspruch gegen den grünen Kanzlerkandidaten richtet, weil | |
der so gar nicht ihre Politik vertritt. | |
## Post wegen zu viel Kritik gelöscht | |
Doch der Post, bei dem der Landesverband Habeck „Wortbruch statt Wort“ | |
vorwarf, wurde nach kurzer Zeit und viel Kritik gelöscht. In einer | |
Instagram-Story zeigte man sich reuig und entschuldigte sich für die | |
Darstellung Robert Habecks, der mit schwarzem Balken über den Augen wie ein | |
Verbrecher rübergekommen war. Zum Inhalt des Posts stehe man indes. | |
Immerhin. Wirklich links zu sein scheint in der Realo-Partei alles andere | |
als leicht zu sein. Die Grüne Jugend jedenfalls war nicht bereit, für den | |
gemeinsamen Wahlkampf politische Überzeugungen zu opfern. Das wurde bei den | |
Grünen nun wirklich viel zu viel und viel zu oft gemacht. | |
Auch wenn ich meine Entscheidung, die Grüne Jugend zu verlassen, immer noch | |
für richtig halte, habe ich großen Respekt vor allen, die linke Ideale am | |
Leben erhalten – egal in welcher Partei oder Organisation. Es würde mich | |
übrigens nicht wundern, wenn die eine oder der andere aus der Grünen Jugend | |
die Grünen am Ende gar nicht wählen würde. | |
7 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Gruene-Asyl--und-Sicherheitspolitik/!6064914 | |
[2] /Indirekte-Kritik-an-Habeck/!6067711 | |
[3] https://www.instagram.com/gj_nds/ | |
## AUTOREN | |
Fridolin Haagen | |
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