# taz.de -- Überhöhte Nebenkostenabrechnung: Linke heizt WBM ein | |
> Das kommunale Wohnungsunternehmen verschickte systematisch überhöhte | |
> Nebenkostenabrechnungen. Die Partei rief zu einer | |
> Mieter:innenversammlung. | |
Bild: Nicht nur in der Karl Marx Allee sollte man die Post genauer prüfen | |
Berlin taz | Freitagabend, der große Saal im Rathaus Mitte ist prall | |
gefüllt, trotzdem versuchen immer noch Menschen vergeblich, einen Sitzplatz | |
zu ergattern. | |
Anlass für die „Mieterversammlung“, zu der die Linke geladen hat, sind | |
[1][die hohen Heizkostenabrechnungen] der landeseigenen | |
Wohnungsgesellschaft WBM. Das Unternehmen hatte vermehrt falsche Rechnungen | |
an die Mieter:innen in ihren Beständen rund um die Karl-Marx-Allee | |
geschickt. | |
Im Dezember deckte die Partei die massenhaft verschickten Fehlbescheide | |
durch ihren [2][„Heizkostencheck“] auf: Mieter:innen haben auf der | |
Linken-Homepage die Möglichkeit, ihre Nebenkostenabrechnung einzuscannen, | |
Expert:innen prüfen dann, ob Anspruch auf Rückerstattung besteht. | |
„Laut Gesetz müssen Vermieter seit 2016 Wärmemengenzähler einbauen“, | |
erklärt die Linke Franziska Heinisch auf der Veranstaltung. Tue der | |
Vermieter das nicht, könnten Mieter:innen in den allermeisten Fällen 15 | |
Prozent des Gesamtbetrags zurückverlangen. Bereits bei 300 Mietparteien | |
stellte sich heraus, dass sie einen Anspruch auf Rückerstattung geltend | |
machen konnten. | |
## Flächendeckender Fehler | |
Die Linke geht davon aus, dass allein in der Karl-Marx-Allee 2.000 | |
Wohneinheiten betroffen sein könnten. Bislang seien 1.650 fehlerhafte | |
Bescheide eingegangen. „Bisher ist uns kein Haus der WBM in der | |
Nachbar:innenschaft bekannt, bei dem die Abrechnung korrekt war“, so | |
Heinisch weiter. | |
Als Nächstes verliest sie die Hausnummern der Karl-Marx-Allee und | |
angrenzender Straßen, bei denen bereits bekannt ist, dass die WBM falsche | |
Nebenkostenabrechnungen ausgestellt hat. Eine Dame im Saal ruft „Bingo“, | |
als ihre Hausnummer aufgerufen wird. „Toll, auch Sie haben einen Vermieter, | |
der sie abzockt“, ruft es vom Podium zurück, zustimmendes Gelächter folgt. | |
Noch am selben Abend legen über 80 Mieter:innen auf der Veranstaltung | |
Widerspruch gegen ihre Nebenkostenabrechnung ein. | |
„Wir sind alle wütend, so viel Geld für so wenig gute Leistung zahlen zu | |
müssen“, erklärt eine Besucherin der taz. Eine andere berichtet, dass sie | |
zwar für einen Hausmeister bezahle, aber nie einen sehe, und von nicht | |
abgeholtem Müll. | |
## Mieten als Wahlkampfthema | |
Der Linken sollen auch Fälle bekannt sein, in denen ein Wohnungsunternehmen | |
allen Mietparteien eines Hauses die Kosten erstattet hat, obwohl nur ein | |
kleiner Teil Widerspruch eingelegt hatte. | |
Mit der Versammlung will die Linke auch nachbarschaftliche Strukturen | |
stärken. „Nachbarschaft ist die Keimzelle der Demokratie“, sagt | |
Parteimitglied Oskar Beulke zur taz. Das habe die Partei jetzt vor allem im | |
Haustürwahlkampf gemerkt. Viele Menschen wüssten gar nicht mehr, wer ihre | |
Nachbar:innen sind. Wenn die Wahlhelfenden in einem Haus unterwegs | |
seien, beobachteten sie, wie auch Nachbar:innen sich kennenlernten, so | |
Beulke weiter. | |
[3][„Das Thema Wohnen ist die zentrale Frage,] die die Menschen bewegt, | |
nicht Migration wie CDU und AfD“, sagt Beulke. Während der gesamten | |
Veranstaltung sei noch nicht einmal das Wort Migration gefallen. „Das ist | |
eine Scheindebatte.“ | |
Im Abgeordnetenhaus brachte die Linksfraktion vor zwei Wochen einen Antrag | |
ein, in dem sie einen Heizkostenfonds nach Münchner Vorbild fordert. So | |
soll es berechtigten Haushalten ermöglicht werden, pauschal 700 Euro für | |
Heiz- und Warmwasserkosten zu erhalten. Jedes weitere Haushaltsmitglied | |
soll zusätzlich 300 Euro bekommen. Die Chance, dass der Antrag Erfolg hat, | |
ist selbstverständlich gering. | |
2 Feb 2025 | |
## LINKS | |
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## AUTOREN | |
Raweel Nasir | |
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