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# taz.de -- Kriminalroman „Friesendämmerung“: Blut unterm Golfschläger
> Sandra Dünschedes „Friesendämmerung“ ist ein Krimi aus dem Golfmilieu.
> Der Streit um Windräder und illegale Müllentsorgung werden obendrauf
> gepackt.
Bild: Mitunter gefährlicher Sport: das Golfen
Ein Toter liegt auf einem nordfriesischen Golfplatz, frühmorgens neben Loch
neun. Er wurde nicht, wie befürchtet, vom Golfball des Finders tödlich
getroffen. Nein, Entsorgungsunternehmer Johannes Petersen wurde von jemand
anderem erschlagen – mit einem „Hybrid-Schläger“ aus Holz und Eisen.
Ins [1][Golfmilieu,] dem die in Nordfriesland geborene, inzwischen bei
Hamburg lebende Autorin nach eigenem Bekunden selbst angehört, hat Sandra
Dünschede ihren Krimi „Friesendämmerung“ verlegt, und so lernt man einiges
über Chippen und Putten und sonstig Golfsprachliches. Auch das
Elitebewusstsein, die strenge Trennung von Menschen mit „Platzreife“ und
ohne scheint durch, vermutlich gespeist durch Erfahrungen der Autorin.
Und mittenmang ermitteln wie in etlichen Dünschede-Krimis Kommissar Dirk
Thamsen und, halb legal, der Rentner Haie Ketelsen. Und auch wenn Thamsen
den Freund immer wieder auffordert, die Recherche und vor allem die
Alleingänge zu unterlassen: Erstens fruchtet es nichts, und zweitens sind
Haies Hinweise oft durchaus hilfreich, kann er doch weit unauffälliger dem
Dorftratsch lauschen als die offizielle Polizei.
In diesem Fall geht es um dem Möchtegern-Golfer Petersen, als
[2][Entsorgungsunternehmer] erst kurz dabei, natürlich ohne „Stallgeruch“
und vermutlich eher an Beziehungen interessiert. Sein Unternehmen lief
zuletzt schlecht, trotzdem hat er wilde, teure Partys geschmissen,
andererseits seinen Angestellten nur unregelmäßig Lohn gezahlt.
Die Reihe der möglichen Racheengel ist also lang. Ein vehement leugnender
Verdächtiger erhängt sich sogar, vom Kommissar kurz allein gelassen, im
Verhörraum – ein Trauma, das der Kommissar den ganzen Roman über nicht
verwindet. Aber ist der Suizid ein Schuldeingeständnis? Der Dorftratsch
glaubt’s, die Nachbarn mobben von Stund’ an die Witwe als „Mörderpack“.
## Wind und Windungen
Und an dieser Stelle, als der Fall fast erledigt scheint, kommt
urplötzlich, als habe die Autorin unbedingt noch ein brisantes Thema
hineinnehmen wollen, der Brandanschlag auf eine [3][Windkraftanlage i]ns
Spiel.
Das Windrad steht auf einem Feld, das dem Bruder des ermordeten
Abfallentsorgers gehört. Dazu wird gleich ein Dutzend eventuell
gewaltbereiter Windrad-Protestler als verdächtig präsentiert. Doch der
Roman dreht sich noch eine Windung weiter, hin zu illegaler
Giftmüll-Entsorgung auf jenen Windrad-Feldern, letztlich das Motiv für den
Mord.
Auch diese neue Weiterung wirkt etwas aufgesetzt – wenn auch den
Verzwickungen der realen Welt vermutlich recht nah. Doch insgesamt liest
sich das Buch als spannende, teils humorvolle Krimi-Unterhaltung samt
authentischer Dorf-Atmosphäre, die man, je nach Lebensphase, als heimelig
oder beengend empfinden kann.
25 Oct 2025
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## AUTOREN
Petra Schellen
## TAGS
Krimi
Nordfriesland
Golf
Windkraft
Müll
Roman
Lüneburg
Nordfriesland
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