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# taz.de -- Haus der Statistik in Berlin: Hand in Hand am Allesandersplatz
> Am Alexanderplatz ziehen die ersten Nutzer ein. Möglich wurde das
> einzigartige Projekt durch eine Kooperation von Behörden und alternativer
> Szene.
Bild: Die Zukunft beginnt am Alexanderplatz schon jetzt
Berlin taz | „Allesandersplatz“: Der Schriftzug, der am First des
stadtbildprägenden Kopfbaus am Alexanderplatz lange Zeit prangte, war keine
bloße Behauptung. Zwar war das „Allesandere“ am Alexanderplatz zehn Jahre
lang nur Idee, Vision, Planung. Nach der fertigen Sanierung des ersten
Gebäuderiegels aber geht das [1][Haus der Statistik] in diesem Jahr ans
Netz. Erster Nutzer wird das Finanzamt Mitte sein.
Einen „Wohlfühlort“ und einen „Zukunftsort“ nennt Birgit Möhring,
Geschäftsführerin der landeseigenen [2][Berliner Immobilienmanagment GmbH
BIM,] das, was da am Alexanderplatz entstanden ist. „Wir sind ganz
besonders stolz darauf, mit dem Haus der Statistik und den vielfältigen
Nutzungsmöglichkeiten neue Geschichte zu schreiben.“
Die BIM ist eine von fünf Kooperationspartnerinnen, die möglich gemacht
haben, was eigentlich unmöglich schien. Denn das neue Haus der Statistik
wird kein Quartier werden, das aus einem Guss von einer Behörde oder einem
Investor entwickelt wurde. Vielmehr entstand es Hand in Hand im
Zusammenspiel von Behörden und alternativer Projekteszene.
Mit im Boot sind neben der BIM die [3][Wohnungsbaugesellschaft Mitte WBM],
das Bezirksamt Mitte, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und, nicht
zuletzt, die [4][Genossenschaft ZusammenKUNFT Berlin]. Auch deren
Vorständin Andrea Hofmann freut sich, denn bald können auch zahlreiche
soziokulturelle Projekte in den Kopfbau ziehen.
Es waren Stadtaktivistinnen, Architekten und alternative Projektentwickler,
die vor genau zehn Jahren mit einer ungewöhnlichen Idee an den damals
rot-schwarzen Senat herangetreten sind. Warum nicht aus dem seit 2008
leerstehenden Haus der Statistik mit seinen 46.000 Quadratmetern
Grundfläche ein „Zentrum für Geflüchtete, Soziales, Kunst, Kreative“
machen? Das Angebot des Bundes, damals noch Besitzerin des aus mehreren
Gebäudeteilen bestehenden Komplexes, eine Flüchtlingsunterkunft
einzurichten, hatte der Senat zuvor verworfen.
## Eine Idee zieht Kreise
Schnell zog die Idee ihre Kreise. Die Bezirksverordnetenversammlung von
Mitte und auch der damalige Bezirksbürgermeister unterstützten die
Initiative. Als der Bund dann das Haus der Statistik 2017 im Rahmen eines
großangelegten Immobilientauschs an das Land gab, war der Weg für eines der
bis dahin ungewöhnlichsten Projekts frei. Großen Anteil daran hatte auch
der damalige Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD).
Dessen Vorschlag, den Sitz der ehemaligen Zentralverwaltung für Statistik
der DDR zwischen Landesbehörden, Bezirk, Wohnungsbaugesellschaft und
Initiative aufzuteilen, war für die Initiatoren zunächst harter Tobak. Am
Ende aber erwies sich genau dieser „Share Deal“ als Erfolgsgemeimnis. Und
für den Bezirk Mitte war er ein Glücksfall. Weil der ein neues Rathaus
brauchte – der Vertrag für das Berolinahaus läuft 2028 aus –, bot sich
plötzlich die Möglichkeit für einen Neubau. 2018 wurde dann eine erste
Kooperationsvereinbarung zwischen den ungewöhnlichen Partnern
unterzeichnet.
Das Finanzamt Mitte wird im Frühjahr als erste Nutzerin in die frisch
sanierten Büroräume an der Otto-Braun-Straße ziehen. Im Herbst folgt dann
die BIM. Für den Neubau des Rathauses beginnt in diesem Jahr die zweite
Phase eines Architekturwettbewerbs. Die Ansprüche sind hoch, ganz
unbescheiden nennt der Bezirk sein Bauvorhaben „Rathaus der Zukunft“. In
ihm sollen auch eine Betriebskita sowie Duschen für Mitarbeitende
entstehen. In der ersten Phase wurden im Dezember aus 157 Bewerbungen 20
Entwürfe ausgewählt. Im April soll schließlich der Siegerentwurf gekürt
werden.
Mittes Stadtrat für Stadtentwicklung Ephraim Gothe (SPD) kann es jedenfalls
kaum erwarten: „Ich freue mich, dass das Projekt Haus der Statistik mehr
und mehr von der Planung in die Realisierung geht“, teilt er mit. „Mit dem
anstehenden Abschluss des Architekturwettbewerbs und der Auswahl eines
Siegerentwurfes für das Rathaus der Zukunft können sich die Berlinerinnen
und Berliner endlich ein besseres Bild vom neuen und modernen
Verwaltungsgebäude und den umliegenden Außenbereich machen.“ Allerdings
müssen sie auf die Realisierung noch eine Weile warten. Erst 2029 soll mit
dem Bau begonnen werden. Die Kosten sollen bei 186,5 Millionen Euro liegen.
## Preisgebundene Wohnungen
Etwas früher könnte es mit dem Wohnungsbau losgehen. 290 Wohnungen plant
die WBM auf dem hinteren Teil des Geländes, der nicht lärmbelastet ist. 181
davon sollen mietpreisgebunden sein. Noch in diesem Jahr soll mit den
Abrissarbeiten der nicht mehr benötigten Bestandsgebäude begonnen werden.
Im Herbst können dann die Bauanträge gestellt werden. Fazit von WBM-Chef
Lars Dormeyer: „Wir kommen ein gutes Stück voran.“
Die Genossenschaft selbst hat bereits die schwierigste Aufgabe hinter sich.
Aus 300 Bewerbungen wurden 60 Initiativen und Institutionen ausgewählt, die
in die subventionierten Räume ziehen sollen. 9.000 Quadratmeter stehen
ihnen dabei im Kopfbau zur verfügung. Dazu kommen noch die
Erdgeschossflächen in den anderen Gebäuden.
„Nach Jahren der kooperativen Entwicklung und Aushandlung, freuen wir uns,
dass im Jahr 2025 die vertraglichen Rahmenbedingungen geschaffen werden“,
sagt Vorständin Hofmann. Ziel sei es, „im Quartier langfristig sichere
Wohn- sowie Gewerbeflächen für vornehmlich soziale, kulturelle, bildende
und auf nachhaltiges, ressourcenschonendes Wirtschaften und Produzieren
ausgelegte Nutzungen zu leistbaren Mietkonditionen“ zu realisieren.
Da, wo lange „Allesandersplatz“ stand, wird also auch weiterhin die
Schauseite des Hauses der Statistik sein.
14 Jan 2025
## LINKS
[1] https://hausderstatistik.org/
[2] https://www.bim-berlin.de/
[3] https://www.wbm.de/
[4] https://zusammenkunft.berlin/
## AUTOREN
Uwe Rada
## TAGS
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