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# taz.de -- Darts-WM in London: Pfeile ins Herz der Welt
> Luke Littler ist neuer Weltmeister. Der 17-jährige Engländer ist nun ein
> Symbol für den Aufstieg des früheren Kneipensports zum großen TV-Event.
Bild: Aus der schummrigen Kneipenatmosphäre ins grelle Licht: Luke Littler bei…
Am Ende wurde es eine Demonstration. [1][Luke Littler], immer noch nicht 18
Jahre alt, schlug in seinem bereits zweiten [2][Darts]-WM-Finale den
dreimaligen Titelträger Michael van Gerwen aus den Niederlanden mit 7:3,
also relativ deutlich, deutlicher gar, als es das blanke Ergebnis aussagt.
Und das nicht, weil van Gerwen schlecht gespielt hätte an diesem
Freitagabend im Londoner Ally Pally. Nein, es war eher so, dass Luke
Littler erst davongerauscht ist mit hohen Aufnahmen, einem bombensicheren
Anwurf und der entscheidenden Treffsicherheit bei den Doppeln.
Und nach diesem Blitzstart – es stand schnell 4:0 – war er cool genug,
seinen Konkurrenten ins Spiel und trotzdem nichts mehr anbrennen zu lassen.
Van Gerwen verkürzte auf 1:4, dann auf 2:5 und 3:6, mehr war nicht drin.
Entscheidend für den Niederländer war weniger das Scoring, also die von den
drei Pfeilen erzielte Punktzahl, sondern es waren tatsächlich die Doppel,
also die Felder, die man treffen muss, um ein [3][Leg] zu beenden, ein
einzelnes Spiel. Van Gerwen hatte immer wieder Chancen, ins Spiel zu
kommen, nutzte sie aber lange Zeit nicht. Erst ab dem fünften Satz konnte
er sich auf Augenhöhe mit dem Jungstar spielen. Aber da war es schon zu
spät.
Luke Littler hat es also geschafft. Er holte sich zum ersten Mal den Titel,
als jüngster Spieler aller Zeiten, den Pokal und eine halbe Million Pfund
Preisgeld. Nachdem er im Vorjahr bereits als WM-Debütant bis ins Finale
gestürmt war, dort aber vom sehr gut aufgelegten Luke Humphries gestoppt
wurde, war nun alles bereitet für den großen Auftritt des Teenagers aus
Warrington, Nordwest-England.
Im Laufe des Darts-Jahres hatte er bereits zehn Turniere gewonnen, so viele
wie sonst niemand; auch in der Weltrangliste hat er sich auf die
Lauerposition gespielt, auf der er jetzt immer noch kauert.
Die WM lief für Littler wie gemalt: Nach anfänglichen Schwierigkeiten fand
er immer besser zu seinem unerbittlichen Spiel, während sich die
Konkurrenten nacheinander gegenseitig ausschalteten. Die Ex-Weltmeister Rob
Cross, Michael Smith und Gary Anderson scheiterten früh; Altstar Peter
Wright schaltete Titelverteidiger Humphries aus und musste sich dann
Stephen Bunting geschlagen geben; Gerwyn Price konnte sein Niveau nie auf
langer Strecke halten.
## „Alle 17 Jahre ein Darts-Superstar“
So stand nur noch Vorgänger-Talent Michael van Gerwen im Weg, der im
Nachhinein scherzte, dass „alle 17 Jahre ein neuer Darts-Superstar geboren
wird“ – van Gerwen ist selbst 35. Er war bis dato der jüngste
Darts-Weltmeister, nachdem er mit 24 Jahren erstmals die WM gewinnen
konnte. So gesehen, ist ihm Littler sieben Jahre voraus.
Der Niederländer hatte ein eher schwieriges Jahr hinter sich und
präsentierte sich nun ansteigender Form; vielleicht nimmt er wie Novak
Đoković im Tennis die Herausforderung eines jungen Überfliegers noch einmal
an. Alter Gigant gegen neuer Gigant, das könnte, sportlich gesehen, die
Zukunft des Pfeilewerfens sein.
Was auch bedeutet, dass die anderen Champs zu Eintagsfliegen degradiert
sind. Wright schaffte es immerhin einmal, seinen ersten Titel zu
bestätigen; Cross, Smith, Price, Humphries gelang dies nicht. Talente wie
Chris Dobey oder Nathan Aspinall, die nebenbei gesagt große Sympathieträger
sind, schafften bislang noch nicht den ganz großen Durchbruch. Littler,
durchaus nicht fehlerfrei, hat gezeigt, dass alle ihr Niveau noch einmal
heben oder zumindest mit größerer Konstanz spielen müssen. Es wird sich
zeigen, wer mitziehen kann. Ansonsten schickt sich der Event- und
Fernsehsport Darts an, die [4][nächste Dimension] zu erreichen.
Das Buzzword „Saudi-Arabien“ kursiert bereits, aber im nächsten Winter wird
die WM noch unter den bislang üblichen Bedingungen erweitert. Heißt: Ally
Pally, aber die größere Halle. Heißt: mehr Startplätze, größere
Internationalität und Breite. Von der ist der Sport, von kleinen
Auffälligkeiten wie der ersten trans Frau oder dem ersten Phillipiner in
der 3. Runde abgesehen, noch ein gutes Stück entfernt. Man könnte fast
sagen, 2,37 Meter.
5 Jan 2025
## LINKS
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[4] /Darts-WM-in-London/!6053932
## AUTOREN
René Hamann
## TAGS
Darts
Sport
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