# taz.de -- Zwischenlager für Atommüll: Gericht erlaubt Castortransporte von … | |
> 152 Behälter mit Brennelementkugeln dürfen durch NRW gekarrt werden. | |
> Kritiker monieren Risiken und argumentieren, das ganze Manöver sei | |
> unnötig. | |
Bild: Probefahrt unter Polizeischutz: Atomtransport von Jülich nach Ahaus | |
Göttingen taz | Nach einem Urteil des nordrhein-westfälischen | |
Oberverwaltungsgerichts (OVG) in Münster dürfen 152 Castorbehälter mit | |
Atommüll aus einem ehemaligen [1][Forschungsreaktor in Jülich] ins | |
Zwischenlager Ahaus transportiert werden. Das Gericht wies damit eine Klage | |
der Stadt Ahaus und eines Anwohners ab. Eine Revision wurde nicht | |
zugelassen, die Kläger können aber Beschwerde am Bundesverwaltungsgericht | |
in Leipzig einlegen. Für den Transport der Castoren auf der Straße mit LKW | |
selbst braucht es noch eine eigene Genehmigung. | |
Bei den hochradioaktiven Abfällen handelt es sich um rund 30.000 | |
tennisballgroße Brennelemente-Kugeln aus dem Versuchskraftwerk der | |
Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor Jülich (AVR). Der Meiler sollte als | |
Modell für den kommerziellen Hochtemperaturreaktor in Hamm dienen. Diese | |
damals als ganz heiße Nummer gehandelte Reaktorlinie scheiterte allerdings | |
auf ganzer Linie. Der Jülicher Versuchsreaktor wurde 1988 nach zahlreichen | |
Störfällen außer Betrieb genommen. Die Stilllegung des | |
300-Megawatt-Reaktors in Hamm erfolgte ein Jahr später. | |
2014 ordnete die Atomaufsicht in NRW die Räumung des Brennelemente-Lagers | |
in Jülich an. Die Behörde war der Auffassung, dass es schweren Erdstößen | |
nicht standhalten würde. Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen | |
Entsorgung [2][bescheinigte dem Lager allerdings, erdbebensicher zu sein]. | |
Gleichwohl entschied sich die Bundesregierung 2022 für einen Umzug der | |
Castoren. Der Transport nach Ahaus sei die „vorzugswürdige Option“, hieß … | |
damals. | |
Die Kläger widersprechen. Sie fordern den Verbleib der Behälter in Jülich, | |
bis sie irgendwann in ein Endlager gebracht werden können. Das | |
Zwischenlager in Ahaus sei nicht sicher, die Wände mit 75 Zentimetern zu | |
dünn. | |
## Sicherheitskonzept „aus der Zeit gefallen“ | |
Das Sicherheitskonzept sei „aus der Zeit gefallen“, sagt Helge Bauer von | |
der Anti-Atom-Organisation Ausgestrahlt. „Wir erleben im Ukrainekrieg, | |
welche Zerstörungskraft von modernen Lenkwaffen ausgehen kann.“ In Ahaus | |
gebe es keine Möglichkeit, defekte Castoren abzudichten. Die Genehmigung | |
für das Zwischenlager läuft zudem 2036 aus. | |
Das OVG teilte diese Bedenken nicht. Die Behörden hätten die nötigen Fragen | |
geklärt, so die Richter. Die Halle in Ahaus sei gut genug gegen Angriffe | |
gerüstet: „Etwaige Anschläge auf das Lager mittels Drohnen hat die | |
Genehmigungsbehörde zutreffend berücksichtigt.“ Die bei einem Terrorangriff | |
gegebenenfalls austretende radioaktive Strahlung überschreite den bei der | |
Genehmigung herangezogenen Grenzwert nicht. | |
Aus Sicht der Atomkraftgegner liegt es nun an der Politik, die Transporte | |
zu verhindern. Statt 152 Atommülltransporte [3][per Lkw quer durch das | |
dicht besiedelte Ruhrgebiet zu schicken], müsse die Regierung die Jülicher | |
Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen (JEN) zwingen, den Müll in | |
Jülich sicher zu lagern. | |
4 Dec 2024 | |
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## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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