# taz.de -- Gewalt gegen Presse in Südamerika: Radiojournalist in Ecuador ermo… | |
> Leonardo Rivas ist nur eines von vielen Opfern. Von Morddrohungen bis | |
> Briefbomben: Viele Journalist:innen in Ecuador leben in einem Klima | |
> der Angst. | |
Bild: Polizeieinsatz nach einem bewaffneten Überfall auf den Fernsehsender TC … | |
Guayas heißt das Schwungrad der ecuadorianischen Ökonomie mit dem größten | |
[1][Hafen des Landes – Guayaquil]. Doch die industriell geprägte | |
Millionenmetropole und die umliegenden Städte sind in den letzten drei, | |
vier Jahren zum Epizentrum der organisierten [2][Kriminalität mutiert], so | |
die Studie von Journalisten ohne Ketten. | |
Sie erschien Anfang November und attestiert der gesamten Küstenregion mit | |
der Drehscheibe Guayaquil, eine Hochrisikozone für | |
Berichterstatter:innen zu sein. [3][Drohungen gegen | |
Journalist:innen] sind alles andere als ungewöhnlich, Selbstzensur weit | |
verbreitet, so die Studie, die auf zahlreichen Interviews mit | |
Journalist:innen aus der Region basiert. | |
Sechs miteinander konkurrierende Kartelle agieren in Guayas. Eines könnte | |
für den Mord an Leonardo Rivas, Reporter von Radio Cariñosa, verantwortlich | |
sein. | |
Der Journalist wurde am 23. November in seinem Wagen auf dem Weg nach | |
Daule, eine Kreisstadt nördlich von Guayaquil, erschossen. Mehrere Kugeln | |
trafen Rivas, der förmlich exekutiert wurde und noch am Tatort verstarb. | |
Der erste Journalistenmord in Ecuador in diesem Jahr ereignete sich nur ein | |
paar Hundert Meter entfernt von einem Militärposten. Vieles deutet auf | |
einen typischen Auftragsmord hin, berichtete nicht nur der Lokalsender | |
Radio Cariñosa, auch etliche andere Medien. | |
Darunter auch die Medienstiftung Fundamedios, die sich in der Andenregion | |
für die Pressefreiheit engagiert und die Regierung von Präsident Daniel | |
Noboa aufforderte, eine gründliche Untersuchung zu garantieren, „damit die | |
Verantwortlichen dieses brutalen Angriffs auf die Pressefreiheit in Ecuador | |
gefasst werden“. | |
## Immer weniger Berichterstattung | |
Fundamedios und auch die zweite Medienstiftung Ecuadors, Journalisten ohne | |
Ketten, berichten immer wieder, dass Gewalt gegen Berichterstatter:innen, | |
von der Morddrohung über den Versand von Briefbomben bis zu Mord, oft nicht | |
geahndet wird. Das führe unter anderem dazu, dass seit Januar 2023 14 | |
Berichterstatter:innen ins Exil geflohen seien. | |
Nicht ohne Grund, zwischen Juni und Mai 2024 hat die 2018 gegründete | |
Stiftung Journalisten ohne Ketten 933 Angriffe auf | |
Berichterstatter:innen dokumentiert: 426 gegen Männer, 291 gegen | |
Frauen und 216 gegen Sender und Redaktionen. Darunter 27 direkte Attentate | |
auf Redaktionen und Journalist:innen. | |
Die Folge: Ganze Regionen verlören ihre etablierten Medien, oft | |
Tageszeitungen. Ein Beispiel ist die Zeitung El Ferrodiario aus der | |
Kleinstadt Durán nahe Guayaquil, die traurige Berühmtheit für ihre | |
Bandenkriege mit vielen Opfern erhalten hat. Darüber wird es fortan keine | |
fundierte Berichterstattung mehr geben. Die Redaktion hat im Oktober ihr | |
Erscheinen eingestellt. Für die Stiftung ist das ein herber Verlust. | |
Typisch für die Situation in Ecuador, für die die Regierung und die | |
Sicherheitskräfte mit verantwortlich sind. „Jede Redaktion ist angreifbar, | |
wir werden nicht beschützt“, kritisiert Alina Manrique. Sie leitet die | |
Redaktion vom Nachrichtenkanal TC Televisión in Guayaquil. | |
Der wurde im Januar von einer bewaffneten Gruppe gestürmt, die live auf | |
Sendung ging, bis Polizei und Militär den Spuk beendeten. Manrique arbeitet | |
weiterhin für den Sender und ist, anders als von ihr angedacht, nicht ins | |
Exil gegangen. | |
3 Dec 2024 | |
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## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
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