| # taz.de -- Neue Folge „München Mord“: Tote Schülerin, indische Methode | |
| > In „München Mord“ geht es diesmal nicht ohne Esoterik ab. Aber zünftig | |
| > ist es trotzdem. Und mindestens humortechnisch kommen alle auf ihre | |
| > Kosten. | |
| Bild: Mord in einem esklusiven Internat – die Schulleiterin wird befragt | |
| Verschnupft, verrotzt, verschleimt. Eben, – um mal einen bayerischen | |
| Neologismus zu etablieren – schwer katarrhös: Es hat jedenfalls schon was | |
| radikal nervtötendes, mit welcher Penetranz sich Kriminaloberkommissarin | |
| Angelika Flierl ([1][Bernadette Heerwagen]) durch diese Folge von „München | |
| Mord“ näselt. | |
| Da lässt sich dann schon nachvollziehen, dass der Kollege Harald Neuhauser | |
| (Marcus Mittermeier, der auch das Drehbuch geschrieben hat) ein wenig | |
| überprotektiv sich ihr gegenüber aufführt. Was dann eine ganz nette | |
| Nebenhandlung aufmacht, in der über Gender-Gap und männlichen Beschützer- | |
| und Erklärdrang philosophiert und gestritten wird – mit überraschender | |
| Auflösung. | |
| Handlunsgmäßig finden wir uns wie einst zu „Derrick“-Zeiten ins schwer | |
| geldige Milieu der Landeshauptstadt München versetzt, ein exklusives | |
| Internat, das auch von einer Staatssekretärstochter besucht wird. | |
| Doch dann ist eines der dort sich im Volleyballteam hervortuenden Mädchen | |
| plötzlich eines gewaltsamen Todes gestorben. Und der Herr Staatssekretär, | |
| der zufällig der Vorgesetzte von Kriminaloberrat Helmut Zangel (Christoph | |
| Süß) ist, fordert von diesem prioritäre sowie geschlechtssensible | |
| Behandlung des heiklen Falls: weswegen dann eben die eigentlich todkranke, | |
| arme Kollegin Flierl von ihrem Erkältungsbad direkt an den Tatort | |
| überzuwechseln hat, von dem ein „teflonglattes“ Männerteam beleidigt | |
| abziehen muss. | |
| ## Zu gefährlich | |
| „Die indische Methode“, die diesem grundsoliden TV-Krimi den Titel gibt, | |
| wird dann allerdings von Kriminalhauptkommissar Schaller eingeführt, wenn | |
| auch zu Beginn der Ermittlung noch als zu gefährlich abgelehnt. | |
| Schaller war zur Erlernung dieser esoterisch-nahtodaffinen | |
| Versenkungstechnik zur unbewussten Rekonstruktion von Kriminalfällen | |
| angeblich in Indien, in Wirklichkeit aber nur bei einem Guru im | |
| Fichtelgebirge. Was den arroganten Münchener Dialog provoziert: „Wo isn des | |
| Fichtlgebirge?“ „Keine Ahnung – Indien hätt i gwußt!“ | |
| Schaller (Alexander Held) ist der stille Star des Ensembles, der sich mit | |
| unerschütterlicher Güte durch das scheinbar undurchdringliche | |
| Schweigegeflecht der Elitemädchenmannschaft bohrt. Das erreicht natürlich | |
| nie die höchst beklemmende Atmosphäre etwa der großartigen | |
| US-Cheerleader-Team-Serie [2][„Wage es nicht“], die es derzeit noch bei | |
| Netflix zu sehen gibt. Und wenn „Die indische Methode“ auf diese ernsthafte | |
| Ebene versucht überzuwechseln, sind das die am wenigsten gelungenen | |
| Momente. | |
| Aber „München Mord“ ist eben [3][ein andres Genre,] ist kein | |
| Psychothriller, sondern ein eher kabarettistisches Format mit bayerischem | |
| Anstrich und Anspruch – den das Ensemble auch voll einlöst. Dazu gehört wie | |
| beim Kasperltheater dann halt der autoritäre Vertreter der Staatspartei und | |
| -regierung, der beflissene Beamte, das verzogene Töchterchen, das bei einem | |
| von ihr verursachten Autounfall weniger an das Opfer als an ihren | |
| Führerschein auf Probe denkt. | |
| Vielleicht sollte das Verbrechen an sich in dieser Reihe eh noch weniger | |
| eine Rolle spielen, noch beiläufiger werden, sollte noch mehr auf Dialog | |
| und Wortwitz („Es is wie’s is und jetzt is anders“) gesetzt werden. Mit | |
| Christoph Süß und Bernadette Heerwagen hat man jedenfalls zwei hochklassige | |
| Komödiantinnen zur Verfügung, die der Sache in dieser Richtung einen | |
| schönen Drive geben könnten. | |
| München Mord: „Die indische Methode“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF | |
| 14 Dec 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ambros Waibel | |
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