| # taz.de -- Rechtsextremistin Haverbeck ist tot: Ausgeleugnet | |
| > Einst kamen bei ihr Nationalisten und linke Ökos zusammen. Später wurde | |
| > sie als Holocaustleugnerin berühmt. Jetzt ist Ursula Haverbeck gestorben. | |
| Bild: Ihre letzte Show: Haverbeck im Juni während ihres Prozesses vor dem Hamb… | |
| Mit einem Lächeln betrat die Dame stets den Gerichtssaal. Eine Entourage im | |
| Schlepptau, die sich im Publikumsbereich platzierte, während sich der Star | |
| der Szene [1][mal wieder auf die Anklagebank setzte]. Schnell schaute sie | |
| meist noch mal zu den Mitstreitenden, nickte ermutigend. Der Saal war ihre | |
| Bühne. Die Justiz der Bundesrepublik ihr Feind. Im Alter von 96 Jahren ist | |
| Ursula Haverbeck jetzt verstorben. Mit ihr verliert die rechtsextreme Szene | |
| die Grande Dame der Holocaustleugnung. Viel Kondolenz findet sich so auch | |
| auf den Social-Media-Profilen von rechtsextremen Parteien und | |
| Rechtsrock-Projekten. | |
| Am Mittwochabend hatte der Bundesvorstand der Kleinstpartei „Die Rechte“ um | |
| den Bundesvorsitzenden Christian Worch den Tod vermeldet. Das „Rock Hate | |
| Forum“ berichtete zuvor von dem Ableben. In diesem Milieu wurden ihre | |
| Leugnungen des Holocaust als Heldentaten gefeiert, sie selbst zu | |
| „Deutschlands mutigster Dissidentin“ stilisiert. | |
| Der Dame gefielen der Applaus und die Relevanz. 2019 kandidierte sie für | |
| „Die Rechte“ zur Europawahl. Eine politische Provokation, da sie am Wahltag | |
| trotz ihren hohen Alters gerade in Haft war. Überhaupt suchte sie gern den | |
| inszenierten Skandal. Während eines Gerichtsverfahrens gegen einen | |
| ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS stellte sie sich 2015 vor das Gebäude | |
| und erklärte: „Auschwitz war kein Vernichtungslager“. Der Rechtsextremist | |
| Thomas Wulff begleitetet sie. Für das ehemalige NPD-Bundesvorstandsmitglied | |
| war sie die „Traumgroßmutter“. | |
| Die studierte Pädagogin und Philosophin erklärte aber nicht nur, dass der | |
| Holocaust die „größte und nachhaltigste Lüge der Geschichte“ sei oder | |
| forderte vom Zentralrat der Juden forensische Beweise für die Vergasungen | |
| in Auschwitz; sie sorgte sich auch über die Auswüchse des Kapitalismus mit | |
| seiner Lebens- und Naturverachtung. Schon 1963 gründete die gebürtige | |
| Ursula Wetzel mit ihren späteren Mann, Werner Georg Haverbeck, das | |
| „Collegium Humanum“ als „Akademie für Umwelt und Lebensschutz“. | |
| ## Ökologischer Rassismus | |
| Ihr Mann, einst SS-Mitglied, hatte sich der Anthroposophie zugewendet. In | |
| dem Collegium in Vlotho kehrten in den 1970er Jahren auch linke Ökologie-. | |
| Friedens- und Antiatombewegte ein. 1972 schloss sich das Collegium dem | |
| rechtsextremen „Weltbund zum Schutz des Lebens“ (WSL ) an, der Zuwanderung | |
| offen als „ökologisches Problem“ ablehnte. Über Jahre war Haverbeck | |
| Präsidentin des WSL. | |
| 1987 stellte das Ehepaar das „Projekt Umstellungsbetreuer“ vor, welches die | |
| „Vorzüge und Notwendigkeiten des ökologischen Landbaus einer breiten | |
| Schicht von Bauern bewusst machen“ sollte und sich darum bemühte, | |
| „Ausbildungsnachwuchs für den ökologischen Landbau“ zu gewinnen. | |
| In dieser Zeit begann Haverbeck, die dem Verein nach dem Tod ihres Mannes | |
| 1999 vorsaß, auch verstärkt, den Holocaust zu verharmlosen. Beim | |
| Amtsgericht in Bad Oeynhausen war der Verein dennoch als gemeinnützig | |
| registriert. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe [2][bestätigte | |
| gegenüber der taz 2008 die Anerkennung als „Träger der Jugendhilfe“]. | |
| Dieser Status ermöglichte auch die Bezuschussung durch die Stiftung | |
| Deutsche Jugendmarke. 2008 erfolgte aber auch das Verbot das Vereins und | |
| dessen Teilorganisationen. Ebenfalls betroffen war der Verein zur | |
| Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten, den sie | |
| 2003 mit Horst Mahler gegründet hatte. | |
| Die Verbote und Verurteilungen dürfte Haverbeck als Bestärkung und | |
| Bestätigung bewertet haben. Die Unbelehrbare lehrte ihre Lügen bei | |
| Szeneveranstaltungen und -aufmärschen gerne jüngeren Gleichgesinnten. Am | |
| 26. Juni [3][verurteilte das Landgericht Hamburg Haverbeck wegen | |
| Volksverhetzung zu einer Haftstrafe]. Diese muss sie nun nicht mehr | |
| antreten. | |
| 21 Nov 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Holocaustleugnerin-soll-in-Haft/!5453371 | |
| [2] /Neonazi-Verein-soll-verboten-werden/!5185245 | |
| [3] /Urteil-in-Hamburg/!6020037 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Speit | |
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