| # taz.de -- So bleibt das Bier energiesparend kalt: Von der Sonne schön geküh… | |
| > Bierbrauen kostet viel Energie und da lässt sich kaum Strom sparen, bei | |
| > der Kühlung aber schon. Wie, erforscht das Projekt Brew-Flex der Uni | |
| > Bremen. | |
| Bild: Schmeckt echt nur kalt: Bier | |
| Bremen taz | Bierbrauen kostet viel [1][Energie]: Es wird heiß gekocht, | |
| kühl gelagert – und alles muss immer haargenau zu seiner Zeit erfolgen, | |
| weiß Yannik Schädler. Er arbeitet am Institut für Messtechnik, | |
| Automatisierung und Qualitätswissenschaft der Universität Bremen. Sein | |
| [2][Projekt Brew-Flex] – er nennt es „Brauereiprojekt“ – steht kurz vor… | |
| Abschluss. Gemeinsam mit der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in | |
| Berlin und der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler erforscht Schädlers | |
| Institut anhand kleiner und mittelständischer Brauereien, wie eine | |
| flexiblere Herstellung Kosten sparen kann. | |
| Hintergrund ist der zeitvariable Strompreis: Wenn Strom an der Börse | |
| gehandelt wird, variieren die Preise. Dank der erneuerbaren Energien sinkt | |
| oder steigt der Preis je nach Tageszeit oder Wetter mit entsprechend hoher | |
| oder niedriger Stromproduktion. Strom, der an einem sonnigen Mittag | |
| verkauft wird, ist also günstiger. Meist würden diese Schwankungen nicht an | |
| die Endkunden weitergegeben, sagt Schädler. Doch ab Januar 2025 müssen | |
| Stromanbieter laut Energiewirtschaftsgesetz auch einen dynamischen Tarif | |
| anbieten. Wer das nutzen will, um Geld zu sparen, hat also einen hohen | |
| Anreiz, Strom flexibel einzusetzen. | |
| In Brauereien wird das Getreide mit Gas gekocht, nicht mit Strom. Dies ist | |
| also nicht Teil der aktuellen Forschung. Aber weil Gas relativ günstig ist, | |
| sorgt der Stromverbrauch dennoch für höhere Kosten. So verbrauche das | |
| Mahlen des Getreides zu Beginn des Brauprozesses viel Energie, sagt | |
| Schädler. „Die Mühle mittags einzuschalten, wenn die Sonne auf die | |
| PV-Anlage auf dem Dach scheint, wäre gut. | |
| Aber die Brauer mahlen zeitlich exakt im Rahmen ihres Brauprozesses, denn | |
| die Qualität des Malzes sinkt bereits etwa eine halbe Stunde nach dem | |
| Mahlen.“ Perfektes Timing ist gefragt, während der gesamten Produktion. Ein | |
| Ergebnis der Forschung ist daher: Die meisten Teilprozesse lassen sich | |
| nicht wesentlich flexibilisieren. | |
| ## Lagerung des Biers hat Potential | |
| Großes Potenzial biete allerdings die Lagerung des Biers. Die erfolge | |
| zwischen einem und minus einem Grad. „Innerhalb dieses Intervalls gibt es | |
| keinen Qualitätsverlust“, sagt Schädler. Auch wegen der gut isolierten | |
| Tanks bleibt das Bier also kalt, selbst wenn der Kühlkompressor mal aus | |
| ist. „Man kann den also an die PV-Anlage anschließen, die die meisten | |
| Brauereien inzwischen haben.“ | |
| Wer in einem dynamischen Stromtarif oder mit eigener PV-Anlage flexibel | |
| kühlt, spart also Geld. Aber sinkt auch der Energieverbrauch? Allein mit | |
| der Flexibilisierung nicht. „Wir können aber einen Beitrag dazu leisten, | |
| dass die Erneuerbaren besser genutzt werden“, sagt Schädler. „Heute werden | |
| Windräder manchmal abgeschaltet, wenn es nicht hinreichend viele Abnehmer | |
| für die Windenergie gibt. Das könnte vermieden werden.“ | |
| ## Investitionen in Maschinen nötig | |
| Ein weiterer Teil des Projekts zielt auf die Effizienz. „Wir haben gesehen, | |
| wo Potenzial ist, beispielsweise bei alten Kompressoren“, erklärt Schädler. | |
| Eine kürzlich freigeschaltete Website stellt den Brauereien nun eine | |
| niederschwellige Hilfestellung bereit. „Es gibt ein Unternehmen, das | |
| Vergleiche zwischen den Brauereien verkauft. Diesen Service stellen wir im | |
| Projekt kostenfrei zur Verfügung. So können die Brauereien schauen, wo sie | |
| im Vergleich zu anderen in ihrer Größenklasse stehen, natürlich anonym.“ | |
| Das Ganze dient als erster Anhaltspunkt für Investitionen in effizientere | |
| Maschinen. Wer es genauer wissen will, kommt an einer Energieberatung aber | |
| nicht vorbei. | |
| Inwieweit die Ergebnisse auf andere Branchen übertragbar sind, ist noch | |
| nicht klar. Aber bis zum Projektabschluss im Januar ist noch ein wenig | |
| Zeit. Schädler und seine Kolleg*innen planen schon ein Folgeprojekt in | |
| der Ernährungsindustrie. „Sie verbraucht viel Energie, hat viele Prozesse | |
| und unausgeschöpftes Potenzial.“ | |
| 30 Nov 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Emissionen-senken-durch-Ernaehrung/!6015736 | |
| [2] https://www.uni-bremen.de/universitaet/hochschulkommunikation-und-marketing… | |
| ## AUTOREN | |
| Alina Götz | |
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