# taz.de -- Linkes Hausprojekt „Brauni“: Den Profitinteressen im Weg | |
> Der Vermieter des Hausprojekts in der Braunschweiger Straße will seine | |
> Mieter loswerden. Doch vor Gericht hat er schlechte Karten. | |
Bild: Oder wie Vermieter sagen: „Die Miete ist zu niedrig“ | |
Berlin taz | Der Vermieter des linken Hausprojekts [1][„Brauni“ in der | |
Braunschweiger Straße 53/55] in Neukölln lässt nichts unversucht, um seine | |
Mieter:innen loszuwerden. 12 oder 13 Mal sei der Mietvertrag für das | |
Hinterhaus bereits gekündigt worden, sagte der Bewohner:innen-Anwalt | |
Andreas Günzler der taz. Die meisten werden mit Rattenbefall begründet, | |
außerdem müssen Probleme bei der Müllentsorgung, Sprühereien sowie das | |
Malen von Transparenten im Hof als Gründe herhalten. | |
Am Dienstagmorgen trafen sich beide Parteien zum wiederholten Male vor dem | |
Neuköllner Amtsgericht. Ursprünglich hatten acht ehemalige | |
Bewohner:innen des seit 14 Jahren existierenden Projekts darauf | |
geklagt, dass der Wechsel der Hauptmieter:innen akzeptiert werde. Die | |
Mat-X Immobilien GmbH hatte mit einer Widerklage reagiert. Sie zog in | |
Zweifel, dass es sich um einen Wohnraummietvertrag handele, schließlich | |
befinde sich das Projekt in einem Gewerbegebäude. Ebenso wurden nicht | |
sachgerechte Elektroinstallationen und Müll im Hof bemängelt. | |
Die Richterin stellte jedoch klar, dass allein schon der „Wortlaut“ des | |
Mietvertrags keine Zweifel an einem Wohnmietverhältnis ließen. Wenig | |
überzeugend seien auch die anderen Begründungen. | |
Fraglich war dann noch ein neuer Vorhalt: der von der Vermieterseite | |
behauptete Rückstand von zwei Monatsmieten. Doch aus vorliegenden | |
Überweisungen wurde lediglich ersichtlich, dass eine Monatsmiete im Sommer | |
aufgrund eines Kontowechsels zu spät gezahlt wurde. Auch dass die | |
Mieter:innen seit jeher eine Monatsmiete im Rückstand seien, konnte der | |
Vermieter nicht darlegen. | |
## Zu wenig Profit | |
Der Anwalt der Eigentümerfirma ließ dann auch keinen Zweifel daran, worum | |
es eigentlich geht: Mit dem Objekt könne – aufgrund der Mieter:innen – | |
„ja gar nichts gemacht werden“. Die Miete sei zu niedrig, zudem werde das | |
Haus von einer „politischen Community genutzt“. Tatsächlich kann die Miete, | |
dem Vernehmen nach 7.000 Euro monatlich für das Haus, in dem etwa 40 | |
Menschen wohnen, derzeit nicht erhöht werden. Der Mietspiegel kommt für ein | |
Projekt, bei dem nicht einzelne Wohnungen berechnet werden, nicht infrage, | |
auch drei Vergleichsprojekte lassen sich kaum finden. In den ersten zehn | |
Jahren des Mietvertrags galt eine Staffelmiete mit einer jährlichen | |
Erhöhung von zwei Prozent, seit vier Jahren aber ist die Miete konstant. | |
Ebenso festgehalten war die Zustimmung zu Mieterwechseln. Nun argumentierte | |
der Anwalt jedoch, dies sei dem Eigentümer nicht dauerhaft zuzumuten. | |
Inwiefern das Gericht alles beim Alten belässt oder auf eine Einigung | |
drängt – etwa auf eine erneute Staffelmiete –, war bei der Verhandlung noch | |
nicht absehbar und dürfte an einem kommenden Termin verkündet werden. | |
19 Nov 2024 | |
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[1] /Braunschweiger-Strasse-in-Neukoelln/!5921707 | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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