# taz.de -- Kai Wegner in Kreuzberg: Ein Elefant namens Görlitzer Park | |
> Der Regierende Bürgermeister stellt sich einem kritischen Kreuzberger | |
> Publikum. Am Zaun um den Görli hält er trotz Protesten fest. | |
Bild: Kai Wegner vor Ort | |
Berlin taz | Gegen halb sechs am Montagabend geht es los: Einzelne „Wegner, | |
hau ab“-Rufe erschallen vor dem Statthaus Böcklerpark in Kreuzberg. Eine | |
Limousine fährt vor, und noch bevor die etwa hundert Demonstrant*innen | |
ihre mitgebrachten Rasseln und Trillerpfeifen zücken konnten, ist der | |
Regierende Bürgermeister schon in einem Seiteneingang des Gebäudes | |
verschwunden. | |
Der CDU-Politiker war im Rahmen seiner Werbetour „Kai Wegner vor Ort“ am | |
Montag zu Besuch im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Von vorneherein war | |
klar, dass er dort nicht wirklich willkommen sein würde. Die Polizei | |
schirmte die Veranstaltung mit einer Einsatzhundertschaft und eine Vielzahl | |
Hamburger Gitter ab, um Besucher*innen von Protestierenden zu trennen. | |
Letztlich waren es rund hundert Demonstrant*innen, die am Statthaus für | |
„einen umfassenden Ausbau sozialer Maßnahmen“ protestierten – und natür… | |
gegen den [1][geplanten Zaun um den Görlitzer Park]. Drinnen wollte sich | |
Wegner den Fragen der Kreuzberger*innen widmen, auch zum „Elefant im | |
Raum“, wie Wegner den Görli-Streit nannte. | |
Doch der Einlass war nur nach vorheriger Anmeldung möglich und stark | |
begrenzt, sodass die rund 100 Sitze nur zu zwei Dritteln belegt waren: von | |
zumeist kritischen Bürger*innen, einigen Journalist*innen und wenigen | |
Fans. In der zweiten Reihe saß der Kreuzberger CDU-Rechtsaußen Kurt Wansner | |
mit einer kleinen Gruppe von Claqueuren, augenscheinlich von der Jungen | |
Union. Zwei Zivilbeamte und vier Personenschützer behielten alles im Blick. | |
## „Helfen sie den Menschen“ | |
Senatspressesprecherin Christine Richter moderierte die Veranstaltung und | |
teilte die teils vorab gestellten Fragen in drei Blöcke ein. Die Fragenden | |
beklagten etwa die „unhaltbaren Zustände“ durch die Vertreibung von | |
Obdachlosen aus der U8, fehlende Unterkunftsmöglichkeiten und Hilfsangebote | |
für Drogenabhängige und psychisch Kranke und den aus ihrer Sicht nutzlosen | |
Zaun um den Görlitzer Park. „Lassen Sie bitte davon ab, diesen Zaun zu | |
bauen und helfen Sie den Menschen“, sagte eine Frau eindringlich, die sich | |
als BVV-Abgeordnete vorstellte. | |
Doch davon wollte Wegner nichts wissen. Er betonte mehrfach die | |
inhaltlichen Schnittmengen mit Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann | |
(Grüne) und argumentierte trotzdem, dass ein Zaun um den Park notwendig | |
sei. | |
Ein Großteil des auf dem [2][„Sicherheitsgipfel“] im September 2023 | |
bereitgestellten Geldes sei für soziale Maßnahmen vorgesehen, schob Wegner | |
noch vor, um dann den inhaltlichen Fokus auf den „Hotspot der Kriminalität“ | |
und die Polizeiarbeit zu legen. Die Grünanlage solle auch für „Kinder und | |
ältere Menschen“ nutzbar sein, sagte er und lobte den Kinderbauernhof. | |
Der Zaun sei ihm von der Polizei angeraten worden: Die Einsatzstunden der | |
Polizisten sollten aus dem Park in die Wohngebiete verlagert werden. | |
Dennoch hätten präventive Maßnahmen einen höheren Stellenwert als | |
repressive, erklärte er. Auf konkrete Maßnahmen im Park angesprochen, | |
redete er von hellem Licht, Heckenpflege und Parkläufern. Der Fanclub neben | |
Kurt Wansner spendete Applaus. | |
Weniger Zeit blieb danach für Fragen zu anderen Themen wie Infrastruktur, | |
der gerechten Bezahlung sozialer Arbeit sowie der Kooperationsvereinbarung | |
mit den landeseigenen Wohnunternehmen. Wegner wirkte dann auch müde. Er | |
äußerte für fast jede Frage Verständnis, um dann auf die Versäumnisse der | |
Vorgängerregierungen oder den Bund zu zeigen. Beim Thema Verkehrswende | |
wurde es lauter, der geforderten Hauptstadtzulage erteilte er eine Absage. | |
Nach der Veranstaltung wurde Wegner von einigen Unterstützern umringt. Doch | |
seine Kritiker*innen konnte er nicht überzeugen. Drei von ihnen standen | |
nach der Veranstaltung draußen und rauchten. „Ich fands nicht gut“, | |
urteilte die BVV-Abgeordnete, „es waren immer nur Allgemeinplätze.“ Der | |
Regierende habe sich in vielen Sachen selbst widersprochen und Äpfel mit | |
Birnen verglichen, ergänzte eine weitere Teilnehmerin. „Zum Beispiel, wenn | |
man über den Görlitzer Park redet und dann spricht er auf einmal über den | |
Zaun um das Tempelhofer Feld. Das sind völlig verschiedene Sachlagen, die | |
überhaupt nichts miteinander zu tun haben.“ | |
29 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
Darius Ossami | |
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