# taz.de -- Legalisierung von Abtreibungen: Die vorerst letzte Möglichkeit nut… | |
> Die Ampel ist gescheitert, damit droht ihrem Projekt „Weg mit dem § 218“ | |
> das Aus. SPD- und Grünen-Abgeordnete legen nun einen Gesetzentwurf vor. | |
Bild: Frauenrechtsgruppen protestieren in Berlin für die Abschaffung des §218 | |
Die Zeichen für das Recht auf körperliche Selbstbestimmung standen in | |
dieser Legislatur so gut wie lange nicht. Erstens forderten zwei von drei | |
Regierungsparteien die Abschaffung des Paragrafen 218 in ihren | |
Wahlprogrammen. Zweitens halten es mehr als 80 Prozent der Bevölkerung für | |
falsch, dass eine Abtreibung, zu der sich eine Person nach Beratung | |
entscheidet, rechtswidrig ist. So hält es eine repräsentative [1][Umfrage | |
des Familienministeriums] fest. | |
Und drittens prüfte eine eigens von der Bundesregierung eingesetzte | |
Kommission die Möglichkeiten der Regulierung des Schwangerschaftsabbruchs | |
außerhalb des Strafgesetzbuchs. Die Empfehlung der Kommission für die | |
Frühphase der Schwangerschaft war eindeutig: Die grundsätzliche | |
Strafbarkeit von Abtreibung ist aus völker-, verfassungs- und | |
europarechtlicher Perspektive „nicht haltbar“. Die Ampel ignorierte das. | |
Auf den letzten Metern vor den Neuwahlen bringen Abgeordnete von SPD und | |
Grünen nun auf eigene Faust [2][einen Gesetzentwurf zur Legalisierung] von | |
Abbrüchen bis zur zwölften Woche ein. Dieser Minimalkonsens schöpft längst | |
nicht aus, was die Kommissionsempfehlungen hergeben. Eine Pflichtberatung | |
etwa bliebe bestehen. Und trotzdem: Dieser Minimalkonsens ist die einzige | |
Möglichkeit, eine Legalisierung derzeit Wirklichkeit werden zu lassen. | |
In einer nach rechts driftenden Gesellschaft gehören Frauenrechte zu den | |
ersten Errungenschaften, denen Gefahr droht. Kommt in dieser Legislatur | |
kein Recht auf legale Abtreibung in den ersten drei Monaten, kommt es in | |
der nächsten mit noch größerer Sicherheit nicht. Reproduktive Rechte sind | |
derzeit gefährdeter als je in den vergangenen 30 Jahren. | |
Wenn die Abgeordneten jetzt nicht handeln, rückt das Recht auf legale und | |
sichere Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland auf Jahre in unerreichbare | |
Ferne. Die Empfehlungen der Kommission würden eingemottet, das historische | |
Zeitfenster wäre verpasst. Auf den letzten Metern dieser Legislatur gilt: | |
Nehmt, was ihr kriegen könnt. Besser die kleine Version – als gar keine. | |
15 Nov 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Umfrage-zu-Abtreibungen-in-Deutschland/!6004352 | |
[2] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/abtreibung-legalisierung-100.… | |
## AUTOREN | |
Patricia Hecht | |
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Gott. |