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# taz.de -- Bundesliga-Spiel Stuttgart vs Frankfurt: Die Suche nach dem Warum
> Der VfB verliert zu Hause trotz gutem Spiel knapp mit 2:3 – gegen eine
> echt starke Eintracht. Es will gerade einfach nicht klappen in der
> Bundesliga.
Bild: Stuttgarts Josha Vagnoman will den Spielstand lieber nicht sehen
Stuttgart taz | Sebastian Hoeneß hatte seine Basecap noch tiefer als sonst
ins Gesicht gezogen – nicht unüblich, wenn man nach kurzen, aber heftigen
Partys plötzlich ins Scheinwerferlicht gezerrt wird. Auch er habe „sehr
emotional gefeiert nach dem dritten Tor“, ließ der VfB-Trainer wissen.
Zumindest die wenigen Sekunden, in denen es etwas zu feiern gab an diesem
denkwürdigen Herbstabend in Stuttgart-Bad Cannstatt.
An dem sein Team aus einem 0:3-Rückstand gegen Eintracht Frankfurt in
letzter Sekunde noch ein 3:3-Unentschieden gemacht und das Stadion in eine
einzige jubelnde und schreiende Masse verwandelt hatte. Nur, dass Schütze
Chris Führich eben tatsächlich ein paar Zentimeter im Abseits gestanden
hatte. Also: Überprüfung und Annullierung durch den VAR. Gerechtigkeit,
sagen dessen Befürworter. Was dessen Gegner am Sonntag sagten, ist nicht
zitierfähig.
Nach der ersten Wut gab es viel Mitleid und Sympathie für die Stuttgarter
Mannschaft. Die war schließlich im ersten Durchgang drückend überlegen
gewesen, vergab aber Chance um Chance, Elfmeter eingeschlossen. Und lag so
schon nach 45 Minuten zurück: Nach einer Ecke von Omar Marmoush köpfte Hugo
Ekitiké den Ball zur Frankfurter Pausenführung in die Maschen, eine
perfekte Co-Produktion des Frankfurter Erfolgsduos, das zusammen schon 16
Saisontreffer verantwortet.
Nach dem Wiederanpfiff traf Nathaniel Brown zum 2:0, ehe Marmoush mit einem
tollen Freistoß aus 20 Metern das 0:3 besorgte. Es war die exakte Doublette
seines Europa-League-Siegtreffers am Donnerstag gegen Slavia Prag, was
selbst seinen Trainer Dino Toppmöller in Staunen versetzte. „Ehrlich gesagt
dachte ich, der ist ein bisschen zu weit weg und der Torwart steht zu gut.“
Stand er auch. Unhaltbar war der Schuss trotzdem.
## Aufholjagd in den letzten Minuten
Nun sorgt ein 0:3-Rückstand andernorts dafür, dass die Heimmannschaft
aufsteckt. Anders der VfB, der in seiner Rage Latte, Torwart und
Frankfurt-Verteidiger anschoss, ehe er dann doch das
Schlüssel-Schloss-Prinzip entdeckte. Joshua Vagnoman und Nick Woltemade
verkürzten kurz vor Abpfiff auf 2:3. Und als dann in der Nachspielzeit
tatsächlich noch das vermeintliche 3:3 fiel, brachen endgültig alle Dämme.
Der Rest war VAR. Und die rituelle Suche nach dem „Warum“, die an diesem
Abend nicht leichtfiel.
Was wollte man dem VfB auch vorwerfen außer der am Sonntag oft zu hörenden
Selbstanklage, dass man zu schlampig mit den eigenen Chancen umgegangen
sei? Es stimmte ja, wenn Ermedin Demirovic reuig feststellte, dass er,
„wenn es gut läuft, einen Hattrick“ gemacht hätte. Lief aber nicht gut.
Wobei: Selbst sein verschossener Elfmeter, der für den Fortgang des Spiels
nicht ganz irrelevant war, war eher gut gehalten als indiskutabel schlecht
geschossen – dass Demirovic eben das behauptete, ehrt ihn.
Überhaupt war Frankfurts Keeper Kevin Trapp an diesem Abend gut aufgelegt,
legte wie sein ganzes Team eine Cleverness und Effizienz an den Tag, die
den dritten Tabellenplatz nicht unbedingt als belanglose „Momentaufnahme“
(Sportvorstand Markus Krösche) erscheinen lässt. Hoeneß blieb dann auch nur
festzustellen, dass man „für so ein Topspiel nicht die nötige Effizienz
gezeigt“ habe.
„Ich habe aber eine Mannschaft gesehen, die gefightet hat ohne Ende und
sich Chancen um Chancen erspielt hat.“ Er hatte zudem eine Mannschaft
gesehen, die spielerisch lange überlegen war und physisch trotz der
Dreifachbelastung aus diversen Wettbewerben über 97 Minuten voll auf der
Höhe war – Letzteres galt übrigens auch für Gegner Frankfurt.
## Es fehlen Punkte in der Liga
Ein Problem haben sie aber in Stuttgart. Nicht im DFB-Pokal, nicht in der
Champions League, wo es ordentlich läuft. Doch die mittelschwere
Ergebniskrise in der Liga ist nicht mehr wegzudiskutieren. Vergangene
Saison war man bekanntlich Zweiter, da fällt – Fluch der guten Tat – Rang
elf heuer schon negativ auf. Intern dürfte der Blick auf die Tabelle
sowieso wehtun. Schließlich ist der VfB nach der vergangenen Saison in der
Selbstwahrnehmung wieder überraschend schnell zum Top-Team avanciert.
Druck von außen braucht es in Stuttgart derzeit aber nicht. Den macht sich
Hoeneß schon selbst: „Wir haben zu wenig Punkte. Ganz klar ist auch, dass
wir gegen Bochum in der Pflicht sind.“
12 Nov 2024
## AUTOREN
Christoph Ruf
## TAGS
Fußball
1. Bundesliga
VfB Stuttgart
Eintracht Frankfurt
Eintracht Frankfurt
BVB
Werder Bremen
Deutsche Fußball-Nationalmannschaft
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