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# taz.de -- Frankfurt in der Champions League: Duell der Überperformer
> Im Endspiel um die Königsklasse erweist sich Eintracht Frankfurt gegen
> Freiburg als nervenstärker. SC-Trainer Schuster feiert dennoch sein Team.
Bild: Drucklöser: Rasmus Kristensen schießt mit seinem Tor die Eintracht in R…
„Am Ende ist es Sport, ein Spiel.“ Dieses Gefühl, erklärte Frankfurts
[1][Trainer Dino Toppmöller,] habe er versucht, seinen Profis zu
vermitteln. Vielleicht habe das zum großen Erfolg beigetragen. Gemeint war
die erstmalige Qualifikation der Eintracht für die Champions League nach
dem 3:1 gegen Freiburg. Dass sein Team wie der Gegner Freiburg „eine
sensationelle Saison“ gespielt habe, hätte schon vor dem Anpfiff
festgestanden. Von Leichtigkeit war an diesem Nachmittag indes lange Zeit
nichts zu spüren. Mit der Autosuggestion ist das sowieso so eine Sache.
„Wir haben vor dem Spiel versucht, diesen gefühlten Druck von den Spielern
wegzunehmen, aber er war ja trotzdem da“, musste dann Toppmöller
eingestehen.
Genau genommen lag er über eine Stunde lang zentnerschwer über der Partie
zwischen dem SC Freiburg und der Eintracht Frankfurt. Denn auch der
Gastgeber stand an der Schwelle zur Königsklasse und hätte
Vereinsgeschichte schreiben können. Auch hier wurde auf höchstem Niveau mit
den Mitteln der Autosuggestion gearbeitet. Auf einem Banner in der Fankurve
war zu lesen: „Heute könnt ihr nur gewinnen. Nie mehr 2. Liga.“
Vor Einführung der [2][so spaltenden Champions League] wäre es vermutlich
ein vergleichsweise entspannter Bundesliganachmittag gewesen. Die
Königsklasse zieht unterdessen einen großen Graben durch die Liga. Neben
Ruhm und Ehre werden Unmengen an Geld verteilt. Fünfmal so hohe Beträge wie
in der Europa League, mit der die Freiburger nun vorlieb nehmen müssen.
Wobei letztere etwas Ernüchterung in sich tragende Formulierung der taz den
Abdruck einer Gegendarstellung durch den SC Freiburg einbringen könnte.
Denn Trainer Schuster machte vor der versammelten Presse unmissverständlich
klar, wie er sich die Berichterstattung über sein Team vorstellte: „Wir
haben heute nichts verloren, wir haben um was kämpfen dürfen, das ist
sensationell. (…) Was überwiegt, ist der Stolz über das Erreichte. Und
diese Freude, das muss die Schlagzeile sein. Die möchte ich lesen.“
## Moment des Zweifels
Eine Partie zweier Teams, die eigentlich nichts zu verlieren haben, malt
man sich jedoch anders aus. Die Frankfurter brauchten anfangs einige Zeit,
um dem körperlich energischen Spiel der Freiburger etwas entgegenzusetzen.
Und dass sie just eine schon häufiger zur Aufführung gebrachte Variante der
Gastgeber nicht verteidigen konnten, vor der Trainer Toppmöller im Vorfeld
öffentlich gewarnt hatte, trug nicht zur Beruhigung der Nerven bei.
Ein langer Einwurf von Philipp Lienhart wurde auf Ritsu Doan verlängert,
der in der 27. Minute zur Führung traf. Das im Frankfurter Umfeld gemalte
Schreckensbild, das Team könne seit November just zu diesem entscheidenden
Moment zum ersten Mal aus dem Königsklassenbereich herausgekickt werden,
nahm Gestalt an. Eintracht-Sportvorstand räumte einen Moment des Zweifels
ein: „Da war es schon so, dass ich dachte: jetzt wird es schwer. Weil sie
natürlich auch sehr gut verteidigen.“
Die Druckverhältnisse schienen für die Gäste ins Unermessliche zu steigen.
Die Fehler und Unzulänglichkeiten häuften sich aber nun bei den
Freiburgern. Der wohl fatalste Fauxpas unterlief Lienhart, der nun zum
Torvorbereiter auf der anderen Seite wurde, weil er ein Luftloch schlug und
Ansgar Knauff den Ausgleich ermöglichte. Dem Führungstreffer der
Frankfurter durch Rasmus Kristensen ging ein leichtfertiger Ballverlust des
Freiburgers Vincenzo Grifo voraus. Mit dem dritten Treffer zwei Minuten
später (Ellyes Skhiri, 63.) hatte sich der Druck wie bei einem geplatzten
Ballon ins Nichts aufgelöst.
Dass dieser auf Frankfurter Seite gewaltiger war, ließ sich leicht an den
Statements der Eintracht-Verantwortlichen erkennen. Vorstandssprecher Axel
Hellmann, wählte in der Mixed Zone den martialischen Begriff der
Wagenburgmentalität. Diese sei in den letzten Tagen eine Schlüssel zum
Erfolg gewesen. Vor der Partie hatte er bereits beklagt, in Frankfurt werde
mitunter eine Stimmung wie im Abstiegskampf verbreitet. Das Erreichen der
Champions League bezeichnete er als einen „Erfolg der sportlichen
Überperformance.“ Von der Etattabelle aus betrachtet müssten eigentlich
vier andere Teams vor der Eintracht stehen.
## Das Erbe von Christian Streich
Sowohl Freiburg als auch Frankfurt sind Beispiele dafür, wie viel in der
Bundesliga mit vorausschauender kontinuierlicher Arbeit und stabilen
Vereinsstrukturen möglich ist. An beiden Standorten wecken sowohl die Teams
als auch die Trainer die Fantasie, sich weiter zum Positiven hin zu
entwickeln. Eintrachts Trainer Dino Toppmöller ist auf diesem Niveau erst
in seinem zweiten Berufsjahr, sein Freiburger Kollege Julian Schuster sogar
absoluter Anfänger. In Frankfurt sammelten viele junge Spieler wie Fares
Chaibi (22), Nnamdi Collins, Nathaniel Brown (beide 21) oder Jean-Matteo
Bahoya (20) reichlich Spielzeit, beim SC Freiburg drängten sich zuletzt Max
Rosenfelder (22) Jordy Makengo (23) oder Johan Manzambi (19) in den
Vordergrund.
Die beiden Überperformer der Liga weisen in ihrem stetigen Understatement
ebenso Ähnlichkeiten auf. Dabei konnten die Frankfurter mit dem Europa
League-Gewinn 2022 und etlichen Verkäufen, unter anderem in dieser Saison
mit Omar Marmoush, ihren finanziellen Spielräume deutlich ausweiten. Und
die Freiburger sind binnen vier Jahren bereits das dritte Mal in der Europa
League dabei. Eine Entwicklung, für die am Samstagabend sowohl etliche
SC-Spieler als auch Schuster selbst [3][den langjährigen Coach Christian
Streich noch einmal hochleben ließen.] „Es war kein schweres Erbe, es war
ein sehr dankbares Erbe.“ Viel Streich würde in ihm stecken. Eggestein
lobte Schusters guten Mix, der einige Ideen von seinem Vorgänger übernommen
hätte und diese mit neuen Impulsen weiterentwickelt habe.
Hundert Prozent streichartig war Schusters Mahnung zum Ausgang der Saison:
„Es kann sein, wir werden nächstes Jahr Elfter und diese Mannschaft muss
dann genauso gefeiert werden wie heute.“ Wobei sein Team schon am Samstag
große Probleme damit hatte, sich vom Publikum für den fünften Platz feiern
zu lassen. Mit hängenden Schultern standen sie vor ihrem ausgelassen
hüpfenden Anhang. Eggestein veranschlagte die Trauerarbeit gar auf „ein
paar Tage“, ehe man sich gegenseitig zu einer tollen Saison gratulieren
könne. Nicht auszudenken, wie groß die Enttäuschung auf Frankfurter Seite
gewesen wäre.
18 May 2025
## LINKS
[1] /Neuer-Trainer-von-Eintracht-Frankfurt/!5937493
[2] /Uefa-reformiert-Fussball-Wettbewerbe/!6030745
[3] /Christian-Streich-hoert-auf/!6006906
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Eintracht Frankfurt
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