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# taz.de -- Herzog August Bibliothek geht online: Vom Kochrezept bis zur Predig…
> Mit seinem Online-Repositorium bietet Wolfenbüttels Herzog August
> Bibliothek freien Zugang zu Publikationen. Die Wissenschafts-Community
> freut sich.
Bild: An analogem Stoff mangelt es nicht: Blick in die Augusteerhalle der Herzo…
Osnabrück taz | Repositorium. Jemand, den dieser altertümliche
Amtsstuben-Begriff abschreckt, wird sich schwerlich unter
[1][repo.hab.de/home] zu Büchern wie Klára Erdeis „Auf dem Wege zu sich
selbst: Die Meditation im 16. Jahrhundert. Eine funktionsanalytische
Gattungsbeschreibung“ von 1990 durchklicken, geschweige denn 66,78 MB als
PDF downloaden.
Schade eigentlich. Denn bevor Erdeis uns mit Namen wie „Girolamo
Savonarola“ und „Ignatius von Loyola“ konfrontiert, fängt sie mit einem
schönen Wort von Hermann Hesse an: „Ich war ein Suchender und bin es noch,
aber ich suche nicht mehr auf den Sternen und in den Büchern, ich beginne
die Lehren zu hören, die mein Blut mir rauscht.“
Für alle, die wissen, dass in der [2][450 Jahre alten Wolfenbütteler Herzog
August Bibliothek] (HAB), Niedersachsens Ministerium für Wissenschaft und
Kultur unterstellt, Besonderheiten aus Mittelalter und Früher Neuzeit
lagern, ist ein Blick in die neue Online-Datenbank Pflicht, so museal ihr
Name auch klingt.
Der Zugang ist frei für alle, ist kostenlos, und auch wer sich nicht für
Abseitigkeiten wie das Musikalienrepertoire von St. Stephani zu Helmstedt
interessiert oder den Braunschweiger Stadtschreiber Gerwin von Hameln,
spürt schnell: Das Projekt ist ehrgeizig.
Noch ist das Angebot des Repositoriums überschaubar: Erst ein paar Dutzend
Publikationen stehen zur Verfügung. Ähnlich sieht es mit den Nutzerzahlen
aus: „Auf dem Wege zu sich selbst“, ein mittelstark frequentiertes
Suchergebnis, ist bisher nur neunmal heruntergeladen worden, bei 26
Seitenaufrufen. Aber das wird wachsen, schließlich existiert das
Repositorium erst seit ein paar Monaten.
„Das wirkt schon alles ein bisschen nerdig“, bestätigt Gudrun Schmidt der
taz, Leiterin der Abteilung Veröffentlichungen der HAB. „Das ist alles
schon ziemlich speziell.“ Das Repositorium richte sich „in erster Linie an
die wissenschaftliche Community“. Zwei Jahre Arbeit haben Schmidts
MitarbeiterInnen in die Vorbereitung gesteckt.
Auch Forschungsdaten sind abrufbar, etwa zur Durchforstung der
HAB-Sammlungen nach [3][NS-Raubgut]. „Das Ziel ist, dass sich diese Daten
mit den Publikationen verzahnen“, sagt Schmidt. „Das erleichtert die
Forschung, zeigt ihre Lebendigkeit.“
Fortlaufend kommt neues Material hinzu. Älteres aus dem hauseigenen Verlag
der Wolfenbütteler Bibliothek wird retrodigitalisiert, chronologisch
aufsteigend nach Erscheinungsjahr, das fordert dem siebenköpfigen Team viel
Geduld fürs Einscannen ab, viel Recherche für die Einholung der Text- und
Bildrechte. Neuerscheinungen stehen parallel zur kostenpflichtigen
Druck-Ausgabe online als Open-Access-Version zur Verfügung. Allein bis zu
600 Retropublikationen sollen es im Laufe der nächsten Jahre werden, sagt
Schmidt.
Im Online-Repositorium der HAB geht es nicht um [4][die Sicherung von Altem
auf moderne Speichermedien], es geht um Zugangserleichterung, um bessere
Nutzbarkeit, um unmittelbaren Einblick in laufende Forschung. „Das zeigt
zugleich, wie lebendig Wissenschaft ist“, sagt Schmidt.
Die Vielfalt der Inhalte reicht vom Kochrezept bis zur Predigtmitschrift.
Auf den ersten Blick mag das skurril erscheinen. Aber all das sind
Mosaiksteine unserer Geschichte. Und Geschichtsvergessenheit ist der Anfang
von Identitätsverlust.
Ein Titel, auf den Schmidt sich besonders freut, ist das „Lexikon zur
Geschichte und Gegenwart der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel“ von
1992. Er stößt Anfang 2025 zum Bestand des Repositoriums dazu. „Das habe
ich mir schon jetzt in meinen Taschenkalender eingetragen“, sagt sie.
4 Nov 2024
## LINKS
[1] https://repo.hab.de/home
[2] /Wissensort-Bibliothek-Wolfenbuettel/!5833484
[3] /Online-Datenbank-LostLift/!6023505
[4] /Archiv-Suche/!5985487&s=digitalisierung+bibliothek&SuchRahmen=Prin…
## AUTOREN
Harff-Peter Schönherr
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Wolfenbüttel
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Wolfenbüttel
Kolumne Blast from the Past
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