# taz.de -- 100 Jahre Kinder- und Jugendhilfe: Lachendes Auge, weinendes Auge | |
> Seit dem Jahr 1924 gibt es Jugendämter. Für viele Beschäftigte ist das | |
> nicht nur ein Grund zum Feiern – sie kritisieren die oft schlechten | |
> Arbeitsbedingungen. | |
Bild: Die Probleme sind nicht neu: Demo der Beschäftigten des Sozial- und Erzi… | |
Berlin taz | Die Jugendämter in Deutschland feiern dieses Jahr ihr | |
hundertjähriges Bestehen – jedoch ist dieser Jahrestag im Vergleich zu | |
anderen Jubiläen relativ unbekannt. Am 1. April 1924 trat in der Weimarer | |
Republik das Reichsgesetz zur Jugendwohlfahrt in Kraft, das die rechtliche | |
Grundlage für die Arbeit der Jugendämter schuf und so den Beginn einer | |
modernen Sozialarbeit im Bereich Jugendpflege und Jugendfürsorge markiert. | |
Viele Gemeinden organisieren dieser Tage aus diesem Anlass Ausstellungen | |
und Veranstaltungen. In Berlin findet eine zentrale Jubiläumsfeier am | |
Montagnachmittag im Roten Rathaus statt. | |
Gleichzeitig gibt es auch Kritik. Die AG Weiße Fahnen, eine Gruppe von | |
Beschäftigten in Berliner Kinder- und Jugendeinrichtungen, ruft am | |
Montagnachmittag um 16 Uhr zu einer Protestfeier vor dem Roten Rathaus auf. | |
Die Aktivist*innen wollen dabei keineswegs die historischen Verdienste | |
der Pionier*innen der Jugendarbeit aus der Weimarer Republik in Abrede | |
stellen, die unter anderem auch in sozialistischen und kommunistischen | |
Bewegungen aktiv waren. | |
[1][Ihr Fokus liegt dagegen auf den aktuellen Arbeitsbedingungen im | |
Jugendhilfesystem], die oft unzureichend sind und die Beschäftigten an ihre | |
Grenzen bringen. Die Aktivist*innen fordern deshalb nicht nur eine | |
Anerkennung der historischen Leistungen, sondern auch eine grundlegende | |
Reform des Systems, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und eine | |
zeitgemäße Jugendhilfe zu gewährleisten. | |
## Arbeitsbedingungen sind unzureichend | |
Diejenigen, die täglich das [2][Jugendhilfesystem am Laufen] halten, und | |
die Menschen, die im System keine Hilfe bekommen, sehen keinen Grund zum | |
Feiern, wird in dem Protestaufruf hervorgehoben. „Es fehlt an allen Ecken | |
und Enden. Während oben Kaviar gereicht wird, kämpfen wir unten um das | |
Nötigste: Klopapier, Dolmetscher, Ausstattung, jeden Cent, notwendige | |
Hilfen, jede Fachleistungsstunde oder die Hauptstadtzulage für Alle“, fasst | |
Verena Bieler von der AG Weiße Fahnen sehr anschaulich zusammen. | |
Das gesamte System der Jugendarbeit stehe vor dem Kollaps. Überall herrsche | |
Elendsverwaltung. In dieser Situation sei kein Raum für große | |
Jubiläumsfeiern, meint nicht nur Verena Bieler. Zur Protestkundgebung | |
wollen auch weitere gewerkschaftlich organisierte [3][Beschäftigte der | |
Kinder- und Jugendarbeit] kommen. Auch der Deutsche Berufsverband für | |
Soziale Arbeit (DBSH) sowie der Berliner Solidaritätstreff für | |
Sozialarbeiter*innen rufen zur Protestfeier auf. | |
Trotz der ernsten Lage wollen die Protestierenden die gute Stimmung nicht | |
vermiesen lassen und fordern auf, zur Protestfeier Konfetti, Tröten, | |
Girlanden und Partyhütchen mitzubringen. Dabei stehen die Dringlichkeit | |
ihrer Anliegen im Vordergrund: Sie fordern eine bessere Finanzierung der | |
Jugendhilfe, angemessene Entlohnung und ausreichende Mittel für die | |
Ausstattung der Ämter und Projekte sowie eine stärkere Beteiligung der | |
Basis bei wichtigen Entscheidungsprozessen in der Kinder- und Jugendhilfe. | |
13 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
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