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# taz.de -- Glückwünsche für den Präsidenten: Sportskanone Putin
> Der russische Sport ist weitgehend abgemeldet in der Welt. Der
> Verantwortliche dafür wird dennoch gefeiert – und wie!
Bild: Nixe für Putin: Synchronschwimmerin Swetlana Romaschina mit einem Finger…
Es war nicht gerade das beste Jahr für den russischen Sport. Auf
internationaler Bühne waren Athletinnen und Athleten aus Russland nur
selten zu sehen. Für die kleine Sportgruppe, die ohne russische
Staatsabzeichen bei den Olympischen Spielen in Paris angetreten ist, hat
sich kaum jemand interessiert. Überhaupt Olympia. Eine der größten
Sportnationen der Welt ist bei Olympia nicht dabei und kaum jemand vermisst
sie.
Es ist der Krieg, mit dem Russland die Ukraine überzogen hat, der den
russischen Sport ins Abseits katapultiert hat. Dennoch trieft es aus den
Glückwünschen zum Geburtstag des russischen Staatspräsidenten Wladimir
Putin nur so vor Dankbarkeit.
Neben den üblichen Wünschen für Gesundheit und ein langes Leben schreibt
etwa das Russische Olympische Komitee: „Dank der umfassenden Unterstützung,
die russischen Sportlern zuteil wurde, ist unser Land eine der führenden
Sportmächte der Welt.“ Ob die russischen Fußballnationalspieler, die gerade
in Nowogorsk bei Moskau zusammengekommen sind, das wohl auch so sehen?
Der von der Fifa vorgegebene internationale Spielkalender sieht für diese
Tage im Oktober ein sogenanntes Länderspielfenster vor. Auch die Russen
würden sicher gerne ein Spiel bestreiten. Doch von der Nations League der
Uefa sind sie ausgeschlossen und auch [1][Gegner für Freundschaftsspiele
lassen sich nur schwer finden].
Eigentlich sollte Russland in diesen Tagen gegen Pakistan spielen. Doch die
Pakistanis haben kurzfristig abgesagt. Vielleicht klappt’s ja im November.
Da wollten die Russen eigentlich gegen Tadschikistan spielen. Aber da gab
es jetzt auch eine Absage. Nun hofft man auf eine Zusage aus Syrien. Das
sollte doch klappen.
## Tiefe Männerstimmen
Danke, Putin! Einige der besten Athleten in der jüngeren russischen
Sportgeschichte haben „unserem Führer der Nation“ ein schmalziges Video zum
Geburtstag aufgenommen und über den Telegram-Kanal „Gesundes Vaterland“
unter das Volk gebracht. Dort ist es gewiss gut aufgehoben, denn der Kanal
widmet sich der „Förderung der Volksgesundheit“.
In dem Video, in dem ein Männerchor mit vielen tiefen Stimmen inbrünstig
die russische Familie besingt, posieren etliche Olympiasieger für ihren
Präsidenten. Alexander Legkow, der 2014 in Sotschi im Langlauf über 50
Kilometer gewonnen hat, der mehrfache Box-Olympiasieger Alexander Saitow
oder die höchstdekorierte Synchronschwimmerin der Welt, Swetlana
Romaschina, die sagenhafte sieben olympische Goldmedaillen gewonnen hat.
Die hat 2023 ihre Karriere beendet und sich 2024 Wladimir Putins
Propagandateam für die Präsidentschaftswahlen angeschlossen. Warum nur?
„Weil Russland dank Putin erst zur Sportnation geworden ist“, wie sie
damals sagte.
Herzlichen Glückwunsch! Das wünschte ihrem Präsidenten natürlich auch die
[2][notorische Sportpropagandistin Irina Winer]. „Heute ist der Geburtstag
von Wladimir Wladimirowitsch Putin, einem Mann, der mit seinem
unerschütterlichen Geist und seiner Weisheit Russland zu neuen Höhen
führt!“, schreibt die Chefin des russischen Verbands der Rhythmischen
Sportgymnastik auf ihrem Telegram-Kanal über Putin. „Dank seiner
Unterstützung und Aufmerksamkeit erreicht der russische Sport beispiellose
Höhen und bringt neue Champions hervor, sodass Russland seine Position in
der Arena des Weltsports festigen kann.“ Wo die gute Frau in den
vergangenen Jahren wohl gewesen ist, möchte man da glatt fragen.
Natürlich ließ sich auch der Präsident des Internationalen Boxverbands IBA
[3][Umar Kremlew] nicht lumpen. Der Ex-Rocker, der den Verband so
intransparent und korrupt geführt hat, dass er die Verantwortung für das
olympische Boxen nun endgültig verloren hat, sieht in Putin, „den einzigen,
der auf internationaler Bühne humanitäre und familiäre Werte verteidigt“.
Zum Geburtstag „unseres Führers der Nation“ wolle er zehn bedürftigen
Familien eine neue Unterkunft besorgen und fünf Waisenhäuser neu
ausstatten. Seinen innigsten Wunsch trug er dann auf Instagram singend vor:
„Noch viele Jahre!“ wünscht er seinem Führer.
8 Oct 2024
## LINKS
[1] /Russisches-Fussballlaenderspiel/!5963782
[2] /Russische-Gymnastikshow/!5847215
[3] /DSD-Athletinnen-im-Boxen/!6025080
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Kolumne Russisch Brot
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Wladimir Putin
Russland
Kolumne Russisch Brot
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Kolumne Russisch Brot
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