| # taz.de -- Umstrittene Trikots in der Bundesliga: Des Fußballs reine Farbenle… | |
| > Ein Trikot in den falschen Farben kann eingefleischte Fans auf die Palme | |
| > bringen. Das ist in Paderborn nicht anders als bei Bayern München. | |
| Bild: Wie hässlich! Aleksandar Pavlovic zeigt auf das verunstaltete Wiesnwappe… | |
| Es soll ruhig blieben, wenn die Fußballer des SC Paderborn am Freitagabend | |
| ihr Spiel gegen Jahn Regensburg in der zweiten Bundesliga bestreiten. Die | |
| Ultragruppierungen „Black Blue Fighters“, „Passione Paderborn“ und | |
| „Supporters Paderborn“ wollen keine Stimmung im Stadion machen. | |
| Mit ihrem Sangesboykott protestieren sie gegen die Aktion eines Sponsors, | |
| der für die Fans einen Angriff auf ihre Identität und Werte darstellt. | |
| [1][Ein Protestschreiben der drei Gruppen] ist mit „blau-schwarzen Grüßen“ | |
| unterschrieben, womit wir mitten im Thema sind, denn genau diese beiden | |
| Farben, blau und schwarz, will der Klub den Fans an diesem Spieltag nehmen | |
| und in grünen Trikots auflaufen. | |
| Klubsponsor Four 20 Pharma, ein Großhändler für medizinisches Cannabis will | |
| gemeinsam mit der Sanity Group, die sich selbst als „Europas führendes | |
| Cannabis-Unternehmen“ bezeichnet, für sein Geschäft werben. In grasgrünen | |
| Trikots soll der SC Paderborn auflaufen, um für Therapien auf Grasbasis zu | |
| werben. Dass mit dem Jahn aus Regensburg der Gegner an diesem Spieltag aus | |
| Bayern kommt, dem Land, dessen Regierung sich immer noch auf dem Kreuzzug | |
| gegen den Cannabiskonsum befindet, scheint da besonders gut zu passen. | |
| Doch die Paderborner Ultras finden das alles andere als witzig und | |
| schreiben in ihrer Protestnote an den Klub von einem Angriff auf ihre | |
| Identität: „Unser Trikot ist ein zentrales Element unserer Identität, ein | |
| Symbol unserer Gemeinschaft und unserer Verbundenheit mit dem Verein. Es | |
| ist weit mehr als nur ein Kleidungsstück – es steht für Werte und für | |
| Leidenschaft.“ Viel dicker kann man eigentlich nicht auftragen. | |
| ## Heiliger Ernst | |
| Aber auch andernorts wird mit heiligem Ernst für die Klubfarben gestritten. | |
| [2][Als der FC Bayern am vergangenen Wochenende Leverkusen zum | |
| Spitzenspiel] empfangen hat, wurden die Münchner in mausgrauen Trikots mit | |
| Folkloreelementen auf den Platz geschickt. Das Logo auf der Brust war so | |
| verschnörkelt, als hätte es ein Trachtendesigner im Kokainrausch | |
| gezeichnet. [3][Dieses offizielle Wiesntrikot], mit dessen Verkauf die | |
| Bayern zur Oktoberfestzeit ein paar Taler oder auch mehr dazuverdienen | |
| möchten, kam bei den Fans hinter dem Tor gar nicht gut an. | |
| Die empfinden schon das reguläre Heimtrikot als Verstoß gegen das | |
| Grundgesetz des Klubs, weil es in Rot mit schwarzem Aufdruck gehalten ist. | |
| Dabei steht in Paragraf 1 der Satzung geschrieben: „Die Clubfarben sind Rot | |
| und Weiß.“ Doch die Farben des Klubs sind schon lange nicht mehr | |
| unantastbar. Der FC Bayern geht mit der Mode und genau das geht den | |
| Ultra-Fans gegen den Strich. Immer wieder malen sie Transparente, um ihre | |
| Position im Kulturkampf um die Klubfarben deutlich zu machen. „Kein | |
| rot-weißes Trikot, ein verschandeltes Wappen, eurer ‚Mia san mia‘ ist nur | |
| Fassade!“, lautete der Kurvenkommentar zum Wiesntrikot. | |
| Ja, haben denn die Fans am Ende gar nicht mitbekommen, dass es beim | |
| Profifußball zu einem großen Teil einfach ums Geschäft geht, möchte man | |
| angesichts dieser fast schon naiv erscheinenden Kämpfe um die Identität | |
| fragen. Der Trikotverkauf ist längst zu einer bedeutenden Säule auf der | |
| Erlösseite der Klubbilanzen geworden. | |
| Klar, das war mal anders. Angesichtes der Champions-League-Partie des FC | |
| Bayern gegen Aston Villa am Mittwochabend ist ausführlich an die Niederlage | |
| der Münchner im Finale des Europapokalwettbewerbs der Landesmeister | |
| zwischen den beiden Klubs 1982 in Rotterdam erinnert worden. Auf den | |
| Bildern von damals ist zu sehen, dass es damals durchaus noch üblich war, | |
| sich ohne Fantrikot in die Kurve zu stellen. Da konnte man noch Fan sein, | |
| ohne das Wappen des Herzensklubs auf der Brust zu tragen. | |
| Das ist heute gewiss schwieriger. Dennoch vielleicht ein Tipp für alle Fans | |
| des FC Bayern, die das Wiesntrikot so hässlich finden, wie es ist: Man muss | |
| es sich ja nicht kaufen. | |
| 4 Oct 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Rüttenauer | |
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