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# taz.de -- Lage in Nahost: Bangen in Beirut
> Zwei Soldaten sterben nach israelischen Angriffen im Südlibanon. Derweil
> wächst die Sorge vor einer weiteren Eskalation zwischen Israel und Iran.
Bild: Nach einem israelischen Luftangriff sind am 2. Oktober in Dahiyeh, den s�…
Beirut taz | Zum ersten Mal seit dem 8. Oktober 2023 erwidert die
libanesische Armee auf einen Angriff der israelischen Armee das Feuer. Nach
Angaben des libanesischen Militärs starb zuvor bei einem israelischen
Luftangriff auf eine Militärbasis im Südlibanon ein Soldat. Es ist schon
der zweite Tote innerhalb des libanesischen Militärs an einem Tag: Nach
Angaben des libanesischen Roten Kreuzes hatten Israels Streitkräfte nahe
Taybeh im Südostlibanon einen Konvoi der Organisation beschossen. Die
Gruppe war unterwegs, um Getötete aus dem Gebiet zu evakuieren. Bei dem
Angriff wurden außerdem vier Freiwillige des [1][Roten Kreuzes] verletzt.
Es wird befürchtet, dass sich der Krieg [2][wohl immer weiter] ausdehnen
wird. So flog das israelische Militär zum zweiten Mal seit dem 7. Oktober
einen Angriff auf die libanesische Hauptstadt Beirut. Die Angriffe
konzentrierten sich sonst bisher auf die südlichen Vororte der Stadt,
zusammengefasst Dahiyeh genannt, sowie auf den Südlibanon und die
Bekaa-Ebene. Bei dem Angriff in dem Viertel Bachoura starben in den frühen
Morgenstunden des Donnerstags mindestens sechs Menschen. Der Angriff galt
wohl einem Center des Islamic Health Committee (IHC), einem der
Hisbollah-Miliz nahestehenden Gesundheitsversorger. Bachoura liegt nahe dem
Zentrum Beiruts, nur wenige Autominuten vom Parlamentsgebäude des Landes
entfernt. Der erste Luftangriff auf Beirut, Anfang der Woche, galt
Mitgliedern der Volksfront zur Befreiung Palästinas im Stadtviertel Cola,
südlich von Bachoura gelegen.
Zwei belgische Journalisten, die von dem Einschlagsort in Bachoura
berichten wollten, wurden noch in der Nacht von „lokalen Gruppen“ heftig
attackiert. Ihnen wurde vorgeworfen, für Israel zu spionieren, einem der
beiden Männer wurden ins Bein geschossen, der andere erlitt Brüche im
Gesicht. Beide mussten im Krankenhaus behandelt werden, sind aber nach
belgischen Mediengaben den Umständen entsprechend wohlauf. Das Gebiet soll
derzeit nicht von ausländischer Presse besucht werden.
Dass es weitere Luftangriffe auf Beirut, und nicht nur auf die südlichen
Vorstädte, geben könnte, sorgt viele in der Stadt. Über dem gesamten
Stadtgebiet ist in der vergangenen Woche beinahe durchgehend das Geräusch
einer Drohne zu vernehmen. Die südlichen Vorstädte sind mittlerweile
weitestgehend evakuiert, viele der Bewohner sind [3][nach Beirut
geflüchtet]. Am Donnerstagmorgen berichteten Augenzeugen, dass nun auch aus
Bachoura manche Menschen fliehen würden. Auch auf Dahiyeh gab es in der
Nacht weitere Luftangriffe, die teilweise bis in den Norden der Stadt zu
hören waren. Dem voraus gingen Evakuierungswarnungen des israelischen
Militärs. Weiter gab es am Donnerstag einen Luftangriff in dem Dorf
Mayssara, tief in den libanesischen Bergen.
Und auch im Südlibanon scheint Israels Militär die Anfang der Woche
begonnene Bodenoffensive auszuweiten oder das zumindest vorzubereiten: 25
Dörfer wurden zur Evakuierung aufgerufen, der arabischsprachige Sprecher
der israelischen Streitkräfte, Avichay Adraee, teilte die Warnung am
Donnerstagmittag auf seinen Kanälen in den sozialen Medien. Darunter ist
auch die Stadt Nabatiyeh. Dort lebten bis zum Beginn des Krieges zwischen
Israel und dem Libanon etwa 120.000 Menschen. Nabatiyeh liegt nördlich des
Flusses Litani.
Bodenoffensive auch für Israel gefährlich
Dieser gilt seit dem Jahr 2006 als Referenzpunkt für die Präsenz der
Hisbollah im Südlibanon. Auch damals führten Israel und die vom Iran
unterstützte Schiitenmiliz Krieg, die Resolution 1701 des Sicherheitsrates
der Vereinten Nationen beendete ihn. Darin wurde unter anderem
festgehalten, dass es südlich des Litani außer dem libanesischen Militär
und der [4][UN-Beobachtungsmission Unifil] keine bewaffneten Kräfte geben
dürfe. Auch das israelische Militär sollte aus dem Gebiet abziehen. Die
Resolution wurde nie umgesetzt: Die Hisbollah rüstete auf und rückte näher
an die Grenze heran. Das israelische Militär zog zwar seine Bodentruppen
ab, verletzte aber weiter den libanesischen Luftraum.
Dass die Bodenoffensive auch für Israel sehr blutig werden könnte, zeigt
sich unter anderem daran, dass alleine am Mittwoch acht israelische
Soldaten als getötet vermeldet wurden, darunter zwei Team-Kommandeure. Laut
einem Bericht des US-Senders Fox News ist das Gebiet an der
libanesisch-israelischen Grenze mindestens teilweise vermint. Israels
Militär hat außerdem bereits am Mittwoch – nur wenig nach dem Beginn der
Offensive – zwei weitere Bataillone an die Grenze beordert.
Und nach dem Raketenangriff des Iran auf Israel am Dienstag, wartet die
Region auf Israels Gegenschlag. Nach israelischen Angaben wurden bei den
iranischen Angriffen ein Palästinenser im Westjordanland getötet und
mindestens eine israelische Militärbasis beschädigt. Dass Israel nun die
Nuklearinfrastruktur des Iran ins Visier nehmen könnte, befürchten viele –
und auch, wie der Iran darauf reagieren wird.
3 Oct 2024
## LINKS
[1] https://www.drk.de/hilfe-weltweit/wo-wir-helfen/nahost/libanon-hilfe/
[2] /Israels-Offensive-Luftangriffe-aus-Iran/!6036974
[3] /Protokolle-aus-dem-Libanon/!6036771
[4] https://peacekeeping.un.org/en/mission/unifil
## AUTOREN
Lisa Schneider
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