# taz.de -- Debatte nach Einsturz in Dresden: Mut zur Brücke | |
> Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden facht die Debatte um | |
> Investitionen in die öffentliche Infrastruktur an. Wie geht es jetzt | |
> weiter? | |
Bild: Die Carolabrücke in Dresden | |
Dresden dpa | Nach dem [1][teilweisen Einsturz der Dresdner Carolabrücke] | |
wird über den Zustand der Brücken in Deutschland diskutiert. Forderungen | |
nach weitreichenden Investitionen werden laut. In der sächsischen | |
Landeshauptstadt muss zudem geklärt werden, wie der Wiederaufbau der | |
wichtigen Verkehrsader gelingen kann: Die Haushaltslage der Stadt gilt als | |
äußerst angespannt. | |
Brückenexperte Martin Mertens kritisiert den schlechten Zustand vieler | |
Großbrücken in Deutschland. „Grundsätzlich kann man sagen, dass bei den | |
Großbrücken alle Brücken, die vor 1980 gebaut worden sind, unsere | |
Problempatienten sind“, sagte der Professor von der Hochschule Bochum dem | |
Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Das seien wegen des regelrechten | |
Baubooms nach dem Zweiten Weltkrieg leider die meisten. Die Politik müsse | |
reagieren. | |
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert wegen des schlechten Zustands | |
der Brücken eine „Investitionsoffensive Infrastruktur“. Den Kommunen | |
fehlten die finanziellen Mittel für die dringend notwendigen | |
Sanierungsarbeiten, sagte Hauptgeschäftsführer André Berghegger den | |
Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden | |
macht auf erschreckende Weise deutlich, dass Deutschland von der Substanz | |
lebt.“ | |
## „Trauriges Symbol der deutschen Infrastruktur“ | |
Auch der Präsident des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe, Wolfgang | |
Schubert-Raab, hält Investitionen für dringend nötig. Den Einsturz in | |
Dresden bezeichnete er als „trauriges Symbol der deutschen Infrastruktur“, | |
das den dringenden Handlungsbedarf vor Augen führe. | |
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie pocht nach dem Teileinsturz | |
darauf, der Sanierung von Brücken in Deutschland Priorität einzuräumen. | |
„Der Vorfall zeigt eindrücklich, wie hochsensibel unsere | |
Verkehrsinfrastruktur ist und welchen wichtigen Part unsere Brücken | |
übernehmen“, sagte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller dem RND. „Das… | |
eine politische Aufgabe und gesellschaftliche Verpflichtung.“ | |
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) wies in der Haushaltsdebatte im | |
Bundestag darauf hin, dass im kommenden Jahr mehr als neun Milliarden Euro | |
für Investitionen in Bundesfernstraßen und Brücken bereitstünden. Mit Blick | |
auf den Einsturz der Carolabrücke in Dresden erläuterte er, sie stehe in | |
kommunaler Verantwortung und habe deswegen mit dem Bundeshaushalt nichts zu | |
tun. „Aber man sieht an dieser Brücke, wie gefährlich es ist, wenn in | |
Infrastruktur nicht sorgfältig investiert wird.“ | |
## Korrosion als mögliche Ursache | |
[2][In der Nacht zu Donnerstag stürzte ein etwa 100 Meter langes Stück der | |
Carolabrücke, über das Straßenbahngleise sowie ein Fuß- und Radweg führten, | |
in die Elbe.] Verletzt wurde niemand. Auch der Rest der Brücke gilt nun als | |
einsturzgefährdet. Die Ursache war zunächst unklar, die Polizei geht aber | |
nicht von einer Fremdeinwirkung aus. Eine Anfangsvermutung sei, dass | |
Korrosion einen wesentlichen Beitrag zum Einsturz geleistet habe, sagte | |
Steffen Marx, Professor am Institut für Massivbau an der TU Dresden. | |
Die Arbeiten würden sich aktuell darauf fokussieren, einen verkehrssicheren | |
Zustand herzustellen, so Marx. Dabei müsse man langsam vorgehen, sagte | |
Michael Klahre, Sprecher der Feuerwehr. „Denn jeder Mann, jede Frau, der | |
sich in die Nähe der Brücke begibt, der sich unter der Brücke aufhält oder | |
obendrauf, begibt sich in Lebensgefahr.“ | |
Die Brücke – eine der wichtigsten Verkehrsadern der Dresdner Innenstadt – | |
galt schon lange als Sanierungsfall. In den vergangenen Jahren wurden | |
bereits Teile der Brücke für den Autoverkehr saniert, für das nächste Jahr | |
war die Sanierung des nun eingestürzten Brückenzuges geplant. | |
Vor massiven Auswirkungen auf den Dresdner Stadtverkehr „über viele Monate, | |
wenn nicht Jahre“ warnte die Stadtratsfraktion der Grünen in einer | |
Mitteilung. Sorgen bereite ihr auch die finanzielle Herausforderung, die | |
die Landeshauptstadt mit diesem Unglück ereile, sagte Fraktionsvorsitzende | |
Agnes Scharnetzky. „Hier liegt auf der Hand, dass die Stadt allein nicht | |
über die Mittel verfügt.“ Scharnetzky forderte dazu Gespräche mit Bund und | |
Land. | |
12 Sep 2024 | |
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