# taz.de -- Neue Rechtsform für Unternehmen: Profite einzig für die Firma | |
> Eine neue Rechtsform soll verhindern, dass Einzelne aus Unternehmen | |
> beliebig Geld abziehen können. Streit gibt es aber noch um das Wie. | |
Bild: Justizminister Marco Buschmann will Gesellschaften mit gebundenem Vermög… | |
Berlin taz | Unternehmer demonstrieren eher selten. An diesem Dienstag ist | |
in Berlin damit aber zu rechnen: Chefinnen und Chefs kleiner und größerer | |
Firmen sollen um den Bundestag auf die Straße gehen, um für eine | |
Gesetzesreform zu plädieren. Es geht darum, eine neue Rechtsform | |
einzuführen, die den Firmen zugutekommen könnte – die [1][sogenannte | |
Gesellschaft mit gebundenem Vermögen (GmgV)]. | |
Organisiert hat das die Stiftung Verantwortungseigentum, die Dutzende | |
Unternehmen als Mitglieder führt, etwa die BMW-Stiftung, die Globus Holding | |
(Baumärkte), [2][Ecosia (Suchmaschine)], die GLS-Bank und Weleda | |
(Kosmetik). | |
Seit Jahren arbeitet sie daran, eine [3][neue Form der Kapitalgesellschaft | |
zu etablieren, die die jeweilige Firma vor Ausverkauf und Ausplünderung | |
schützen] soll. Die Gewinne müssten komplett im Betrieb bleiben. Die | |
Gesellschafter dürften sich nicht persönlich bereichern und die Firma nicht | |
an spekulative Investoren verkaufen. | |
Aus Sicht der Stiftung könnte das auch ein Beitrag zur Lösung des | |
[4][Nachfolgeproblems im Mittelstand] sein. Denn tausende kleinere und | |
größere Betriebe stehen vor der Herausforderung, dass die Gründer, ihre | |
Nachfahren oder Erben die Geschäfte nicht selbst weiterführen können, sie | |
jedoch auch nicht auf Gedeih und Verderb an externe Investoren veräußern | |
wollen. Gäbe es die neue Gesellschaft mit gebundenem Vermögen, könnte man | |
in solchen Fällen externe Geschäftsführer hereinholen, die allerdings nur | |
beschränkten Zugriff auf das Betriebskapital hätten. | |
## Buschmanns Eckpunkte | |
Nachdem die Idee 2021 bereits [5][Eingang in den Koalitionsvertrag der | |
Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP] fand, lädt die Stiftung an diesem | |
Dienstag auch zu einer Veranstaltung in den Bundestag. Wichtigster Punkt: | |
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) wird wohl Eckpunkte eines | |
Gesetzentwurfes präsentieren. | |
Kürzlich war bereits bekannt geworden, dass Buschmann sich ein Kernelement | |
der Forderungen zu eigen machen will: Die Gesellschafter der neuen, | |
„thesaurierenden Kapitalgesellschaft“ sollen „weder offen noch verdeckt | |
Gewinne entnehmen oder ausschütten und dies auch nicht über eine Änderung | |
des Gesellschaftsvertrags aufheben können“. | |
Darüber hinaus scheinen aber erhebliche Differenzen zu bestehen zwischen | |
den Vorstellungen des Ministers und denen der Stiftung. Buschmann will | |
erstens wohl keine eigene, dann neue Rechtsform ins Leben rufen, sondern | |
die Konstruktion möglichst nah an der existierenden Gesellschaft mit | |
beschränkter Haftung (GmbH) ansiedeln. Zweitens enthalten die Eckpunkte | |
anscheinend die Regelung, dass die Vermögensbindung nur in Deutschland gilt | |
und bei einer Verlagerung der jeweiligen Firma in ein anderes EU-Land | |
wegfällt. | |
Beides stößt auf Kritik der Stiftung und ist wohl auch nicht im Sinne der | |
Ampel-Fraktionen. Deren Abgeordnete Katharina Beck (Grüne), Otto Fricke | |
(FDP) und Esra Limbacher (SPD) haben eine Gruppe von Juristinnen und | |
Juristen bereits damit beauftragt, einen eigenen Gesetzentwurf zu | |
formulieren. Die Beteiligten sprechen sich dafür aus, eine neue Rechtsform | |
– eben die GmgV – zu schaffen, weil dies einfacher sei, als an die | |
traditionelle GmbH anzudocken. Außerdem sehen sie kein Problem darin, die | |
Vermögensbindung in Einklang mit EU-Recht zu bringen. | |
9 Sep 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Firmen-fordern-neue-Unternehmensform/!6018744 | |
[2] https://www.ecosia.org/?c=de | |
[3] /Neue-Unternehmensform-gefordert/!5938837 | |
[4] /Warnung-von-Oekonomen-und-Wirtschaft/!6031058 | |
[5] https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/koalitionsvertrag-2021-199… | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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