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# taz.de -- Terrorwelle in Pakistan: Dutzende Tote bei Angriffen
> Im südwestlichen Belutschistan sterben bei mutmaßlichen
> Separatistenangriffen auf eine Autobahn, Eisenbahnlinie und
> Polizeistation viele Menschen.
Bild: Verkohlte Fahrzeuge, nachdem separatistische Militante tödliche Angriffe…
Berlin taz | Bei den größten Angriffen mutmaßlicher separatistischer
Rebellen in der pakistanischen Provinz Belutschistan seit Jahren sind in
der Nacht zu Montag mindestens 51 Menschen getötet worden. Der Angriff mit
den meisten Opfern ereignete sich an einer Autobahn im Distrikt Musakhail.
Dort hatten rund 30 Bewaffnete eine Straßensperre errichtet.
Nach Kontrolle von Lkw-Fahrern, Autoinsassen und Buspassagieren wurden 23
Personen, die nicht aus der Südwestprovinz Belutschistan kamen, erschossen.
35 Fahrzeuge wurden nach Polizeiangaben in Brand gesteckt, bevor die Täter
unerkannt flohen.
Stunden zuvor hatte die separatistische Balochistan Liberation Army (BLA)
davor gewarnt, auf der Autobahn zu reisen. Die BLA beschuldigte
Sicherheitskräfte in Zivil, unterwegs zu sein. Die Regierung verweist
darauf, dass die meisten Opfer Arbeiter aus Punjab seien. Die BLA sieht
diese aber auch als legitime Ziele an. Sie beschuldigt Arbeiter aus dem
Punjab, von der Ausbeutung Belutschistans zu profitieren.
Die BLA, die von Pakistan, den USA, Großbritannien und der EU als
Terrororganisation gelistet wird, bekannte sich später selbst zu diesem
Angriff und den anderen offenbar koordinierten Taten des Tages. Diese
Behauptungen müssen noch überprüft werden.
## Wichtige Zugstrecke nach Anschlag blockiert
Bei einem Anschlag im Bezirk Qalat, ebenfalls in Belutschistan, wurden nach
Behördenangaben am Montag vier Polizisten und fünf Zivilisten getötet. Bei
einem weiteren [1][Anschlag auf eine Eisenbahnbrücke in der Region Bolat]
(Belutschistan) starb mindestens eine Person, nach anderen Berichten wurden
sechs verkohlte Leichen gefunden. Die Bahnverbindung zwischen der Metropole
Karatschi und Belutschistans Hauptstadt Quetta ist seitdem unterbrochen.
Berichten zufolge gab es noch einen Angriff auf eine Polizeiwache in
Mastung, außerdem wurden in der Hafenstadt Gwadar nahe der Grenze zu Iran
Fahrzeuge angezündet.
Innenminister Moshin Naqvi bezeichnete die Angriffe als „wohlüberlegter
Plan, Anarchie in Pakistan zu schaffen“. Die Sicherheitsbehörden schätzen
die BLA, Belutschistans größte separatistische Rebellengruppe, auf bis zu
3.000 Kämpfer.
Die BLA wurde im Jahr 2000 gegründet und begann 2004 den bewaffneten Kampf
mit dem Ziel der Unabhängigkeit Belutschistans. Pakistans Sicherheitskräfte
gehen dort ihrerseits brutal gegen Nationalisten, einschließlich
Zivilisten, vor. [2][Verschwindenlassen und Tötungen auch friedlicher
Aktivisten] sind verbreitet. Am Montag erklärte die Regierung,
Sicherheitskräfte hätten ihrerseits 12 Rebellen getötet.
## Im Blick Chinas
Belutschistan liegt an der Grenze zu Iran und Afghanistan, ist Pakistans
größte, aber auch ärmste Provinz und vergleichsweise dünn besiedelt. Doch
ist Belutschistan sehr rohstoffreich und liegt nah am Persischen Golf,
weshalb es [3][Ziel strategischer chinesischer Investitionen] ist. Bereits
mehrfach waren Arbeiter und Ingenieure aus China oder [4][chinesische
Einrichtungen] das Ziel separatistischer Angriffe.
In Belutschistan wurden dem Pakistanischen Institut für Konflikt- und
Sicherheitsstudien zufolge im vergangenen Jahr 151 Zivilisten und 114
Vertreter der Sicherheitskräfte bei Milizenangriffen getötet, berichtete
die Nachrichtenagentur AFP.
26 Aug 2024
## LINKS
[1] https://tribune.com.pk/story/2491068/blast-in-balochistans-bolan-district-k…
[2] /Proteste-in-pakistanischer-Provinz/!5823402
[3] /Der-China-Pakistan-Economic-Corridor/!5825589
[4] /Angriff-auf-Konsulat-in-Pakistan/!5550518
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Pakistan
Separatisten
China
Kolumne Stadtgespräch
Pakistan
Schwerpunkt Iran
Schwerpunkt Flucht
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