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# taz.de -- DFB-Elf vor der Nations League: Große Umbauten auf der Sandburg
> Julian Nagelsmann setzt trotz des personellen Umbruchs auf eine gewisse
> Form von Kontinuität. Eine komplizierte Aufgabe für das DFB-Team.
Bild: Knifflige Angelegenheit: Julian Nagelsmann muss ohne bewährte Stützen i…
Im Anspruchsdenken ist die deutsche Fußballnationalmannschaft wieder in der
Weltspitze angekommen. Die Verpflichtung von Julian Nagelsmann vor knapp
einem Jahr mag noch den Charakter einer Notoperation gehabt haben, um
irgendwie noch den drohenden Gesichtsverlust einer stolzen Fußballnation
bei der Heim-EM zu vermeiden.
Doch nach dem erfolgreichen Eingriff, der im Viertelfinale in einem nahezu
ebenbürtigen Auftritt mit dem späteren Europameister Spanien gipfelte,
herrscht wieder das Selbstverständnis aus alten ruhmreichen Tagen vor.
Der neue Kapitän [1][Joshua Kimmich] ließ diese Woche vor den beiden
Nations-League-Spielen gegen Ungarn und die Niederlande wissen: „Vor allem
meine Generation hat nichts mehr zu verschenken. Wir wollen jeden Titel,
jede Chance nutzen. Und da wollen wir bei der Nations League anfangen.“
Dass man nun zwei Jahre warten müsse, bis man wieder Weltmeister werden
könne, identifizierte Bundestrainer Julian Nagelsmann beim EM-Ausscheiden
Anfang Juli als das besonders Schmerzliche.
Gedanklich ist der über viele Jahre kriselnde Nationalmannschaftfußball
also schon bestens genesen, die Nachweise dafür müssen allerdings mitten in
einer schwierigen Umbruchsituation noch erbracht werden. Der kurzfristig
für die EM zurückgeholte [2][Toni Kroos], der sich binnen kürzester Zeit
als unverzichtbarer Stabilisator erwies, hat seine Karriere beendet.
[3][Manuel Neuer], der mit seinem besonderen Torwartspiel großen Einfluss
auch auf die Art des Nationalelffußballs ausübte, steht ebenso nicht mehr
zur Verfügung wie Kapitän und Spielgestalter İlkay Gündoğan sowie Thomas
Müller, der für den Zusammenhalt im Kader eine wesentliche Rolle spielte.
Man müsse nun aufpassen, erklärte Nagelsmann diese Woche, die „Sandburg
nicht einstürzen zu lassen, sondern weiterzubauen“. Im Sinne seiner häufig
demonstrativen Zuversicht war die Metapher nicht glücklich gewählt. Als
Realitätsbeschreibung taugt sie indes ganz gut.
## Festhalten am Spielsystem
Wie stabil die Grundlagen sind, auf denen das Nationalteam aufbauen kann,
ist etwas unklar. Kimmich sprach immerhin von Säulen, die weggebrochen
seien. Nagelsmann hebt dennoch erst einmal auf das ab, was man bewahren
möchte. Am Spielsystem und der Spielweise solle vorerst nichts verändert
werden. Man wolle Dinge festigen, die man sich für die EM erarbeitet hat.
Pascal Groß und Marc-André ter Stegen sollen erst einmal in die Rollen von
Kroos und Neuer schlüpfen. Einen klaren Gündoğan-Nachfolgekandidaten gibt
es dagegen noch nicht. Klar scheint aber, dass diese Personalien
unweigerlich die Spielweise verändern werden. Nagelsmann wird seine
pragmatische Notfallstrategie, auf die er kurz vor der EM umschwenkte, um
einen möglichst geschlossenen Kader mit klar verteilten Rollen
zusammenzuschweißen, aber nicht überstrapazieren.
Gerade die vielen Abgänge erfordern nun eine völlig andere Trainerarbeit,
einen offeneren und experimentelleren Ansatz jenseits der ganz großen
öffentlichen Aufmerksamkeit, wie sie kurz vor einer Heim-EM üblich ist.
Es ist eine Aufgabe, die Langmut und eine gewisse Gelassenheit erfordert,
zumal der Bundestrainer mit seinen Schützlingen immer nur in großen
Abständen auf dem Trainingsplatz üben kann. Inwieweit der eines gewissen
Perfektionsdrangs verdächtige Nagelmann der Richtige für diesen Job ist,
wird spannend zu beobachten sein. So strahlend hell die Stimmung um das
Nationalteam gezeichnet wird, so schnell kann sie nach zwei Niederlagen
wieder ins Düstere kippen – zumal wenn die Ansprüche wieder so hoch gehängt
werden.
6 Sep 2024
## LINKS
[1] /Doku-ueber-Kimmich-und-das-Impfen/!6015987
[2] /Karriereende-von-Toni-Kroos/!6013791
[3] /Bei-WM-2026-nicht-mehr-dabei/!6031786
## AUTOREN
Johannes Kopp
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Schwerpunkt Fußball-EM 2024
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