# taz.de -- Saisonstart der Frauen-Bundesliga: Im Umbruch | |
> Die Bundesliga startet – mit Befürchtungen um dominante Münchnerinnen, | |
> Debatten über Aufstockung und Belastung und ausgeglichenerer | |
> Mittelklasse. | |
Bild: New Girls on the Block: Frankfurts Laura Freigang hält gegen Sydney Lohm… | |
„Gewinnen ist immer schwierig.“ Diese Plattitüde von Bayern-Trainer | |
Alexander Straus vor dem Saisonauftakt muss man wohl mit Nuancen lesen. | |
Denn das Gewinnen könnte für die Münchnerinnen in der neuen | |
Bundesligasaison ein weiteres Stück leichter werden. Keine einzige | |
Niederlage haben die Bayern in der vergangenen Spielzeit kassiert. Aus den | |
letzten vier Spielen gegen die einst überlegenen Rivalinnen aus Wolfsburg | |
[1][haben sie drei gewonnen]. Mit Pajor, Janssen und Oberdorf hat Wolfsburg | |
zur neuen Saison nun drei zentrale Spielerinnen verloren (davon die derzeit | |
verletzte Oberdorf, das Kronjuwel des deutschen Fußballs, an Bayern), | |
während das Münchner Team zusammenblieb. Und so gehört nicht viel Phantasie | |
zur großen Frage des Saisonauftakts: Wie arg öde wird das Titelrennen? | |
Ganz arg ist es vielleicht noch nicht. Denn viel Substanz ist noch da in | |
Wolfsburg, und interessante Spielerinnen (Janina Minge aus Freiburg, Ariana | |
Arias aus Barcelona II) gerade erst gekommen. Das Wegschenken der | |
Favoritinnenkarte ist gewiss auch keine ungeschickte Taktik. Und doch: Die | |
Bundesliga der Frauen – lange leuchtendes Beispiel für einen zumindest | |
spannenden Zweikampf – [2][ist auf dem Weg zum Monopol]. Bezeichnenderweise | |
nannten sechs Ligatrainer den FC Bayern als klare Favoritin auf den Titel; | |
die verbleibenden fünf erwarteten einen Zweikampf mit Wolfsburg. Noch | |
schwerer wiegt, dass auf Jahre kein weiteres Team eine Bayern-Konkurrenz | |
auf Augenhöhe stellen wird. | |
Was in der Spitze fehlt, soll zumindest in der Breite kommen. Nur eine | |
Absteigerin wird es dieses Jahr geben, denn die Bundesliga stockt auf 14 | |
Teams auf. Glück für die Neuen aus Potsdam und Jena, denen kaum jemand | |
zutraut, mit den Etablierten mitzuhalten. Die Aufstockung ist auch eine | |
vielleicht hastige Reaktion auf den sich lange abzeichnenden | |
internationalen Bedeutungsverlust. In der vergangenen Saison schaffte es | |
kein einziges deutsches Team ins Viertelfinale der Champions League, | |
[3][der Zuschlag zur WM 2027 ging an Brasilien]. Die Zeichen der Zeit haben | |
viele gelesen, Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann drohte | |
zuletzt mit einer Loslösung der Liga vom DFB. | |
## Kontroverse Aufstockung | |
Dass eine Aufstockung sportlich mittelfristig nötig ist, bestreitet kaum | |
jemand. Doch bei der Umsetzung ist die Liga gespalten. Eine klare Mehrheit | |
der Klubs votierte zuletzt dafür; Spitzenteams wie Bayern und Wolfsburg | |
hingegen sind unglücklich über den noch volleren Terminkalender. Auch | |
Spielerinnen äußerten sich kritisch. Alex Popp klagte zuletzt über [4][die | |
enorme Belastung und die schweren Verletzungen vieler Spielerinnen]. In | |
einer Aufstockung sehe sie „keinen großen Mehrwert“. Nicht zuletzt gibt es | |
sportlich und infrastrukturell gigantische Lücken. Weiterhin werden die | |
meisten Aufsteigerinnen aus der Liga geschossen; und die berühmte fehlende | |
Rasenheizung in Potsdam dürfte im Winter wieder für Spielverschiebungen | |
sorgen. | |
Zu viele deklassierte Schießbuden wären wenig hilfreich. Andererseits | |
stehen mit Union Berlin, Nürnberg oder dem HSV ambitionierte Großklubs der | |
Männer in der zweiten Liga in den Startlöchern, die sich oben etablieren | |
wollen. Solch professionellere Auf- und Absteigerinnen könnten die schwache | |
zweite Liga schrittweise attraktiver machen, sagen die Befürworter:innen. | |
Der DFB plant für die Bundesliga künftig zudem ein Mindestgehalt und ab | |
2025/26 infrastrukturelle Mindestanforderungen. Was allerdings auch dazu | |
führen dürfte, dass Aufsteigerinnen zunehmend anhand finanzieller | |
Kapazitäten der Männerklubs statt Tabellenplatz entschieden werden. | |
Profitiert hat auch sonst die Männerbranche: Zur neuen Saison ist mit der | |
Schwangerschaftspause von Theresa Merk keine einzige Frau mehr | |
Cheftrainerin. | |
## Spektakel der Mitte | |
Es könnte eine von Umbrüchen gezeichnete Saison werden. Wer Spannung sucht, | |
sollte zuvörderst auf die Tabellenmitte schauen. Das obere Mittelfeld | |
nämlich ist enger und spektakulärer geworden, die Investitionen der letzten | |
Jahre haben Früchte getragen. Teams wie Leverkusen und Bremen arbeiten sich | |
mit zunehmender Spielintelligenz nach oben; Aufsteigerin Leipzig spielte | |
nach Startschwierigkeiten eine überraschend starke Rückrunde mit Platz 4 | |
der Rückrundentabelle. Die SGS Essen hält dank herausragender | |
Nachwuchsarbeit weiter als Frauenverein mit und hat gerade mit der | |
Ausgliederung ihrer Frauenabteilung für ein Novum im deutschen Fußball | |
gesorgt. Sie bleibt Vorbild für unabhängige Frauenklubs. Und die | |
wiedererstarkenden Frankfurterinnen wären auch als Konkurenz um Platz 2 | |
denkbar. Die lange geforderte Breite kommt und könnte indirekt das | |
Titelrennen spannender machen. Das allerdings diesmal mit klaren | |
Favoritinnen startet. | |
30 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Alina Schwermer | |
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