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# taz.de -- Neuer Verkehrsknotenpunkt der BVG: Kein Schatten in Schöneweide
> Der Fahrgastverband IGEB kritisiert die neue „Verkehrslösung“ am Bahnhof:
> Den Herausforderungen der Klimakrise seien die Haltestellen nicht
> gewachsen.
Bild: Viel Platz für Trams – aber offenbar nicht für schattenspendende Elem…
Berlin taz | Vor zehn Tagen fiel der Startschuss für die neue
„Verkehrslösung Schöneweide“: Rund um den gleichnamigen S-Bahnhof hat die
BVG in den vergangenen zwei Jahren [1][Platz geschaffen und die
Haltestellen von Trams und Bussen neu geordnet], um – in ihren eigenen
Worten – eine „attraktive Mobilitätsdrehscheibe“ zu schaffen. Zur
Betriebsaufnahme verteilten MitarbeiterInnen als „kleines Dankeschön für
die Geduld während der Umbauarbeiten“ Eis an die Fahrgäste.
Keine schlechte Idee – aber aus Sicht des Berliner Fahrgastverbands IGEB
eine völlig unzureichende Erfrischung. Als „Grill-Lösung Schöneweide“
verspottet der Verband den neuen Knotenpunkt: Die BVG habe hier
ausgerechnet im Zeitalter der Klimakrise einen „unerträglichen Ort“
geschaffen, eine stark versiegelte „Hitzefalle“ ohne Schutz vor sengender
Sonne oder Starkregen.
Die Neuordnung des ÖPNV rund um den Bahnhof war seit Langem überfällig.
Rund 20.000 Menschen steigen hier jeden Tag zwischen einer Regionalbahn-
und sechs S-Bahn-Linien, sieben Bus- und sechs Tramlinien um – für sie
seien die Wege nun einfacher, komfortabler und barrierefrei, so die BVG.
Dazu wurden auf dem Gelände einer vom Sterndamm abzweigenden Tramschleife
acht neue Haltestellen angelegt. Hinzu kommt eine Tram-Unterführung unter
dem S-Bahn-Viadukt in Verlängerung der Brückenstraße. 50 Millionen Euro
haben sich die Verkehrsbetriebe das kosten lassen.
All das bestreitet die IGEB nicht, nur die Ausführung hält sie für völlig
unzeitgemäß. Über 5.000 Quadratmeter Fläche seien neu versiegelt worden,
und weil jegliche Überdachung fehle, strahlten Asphalt und Pflaster die
Hitze gnadenlos auf die Umsteigenden ab – was sich an diesen heißen Tagen
besonders bemerkbar mache. In einem [2][Foto-Thread der IGEB auf Twitter]
ist zu sehen, wie eine Frau Schutz im schmalen Schlagschatten einer der
neuen digitalen Infosäulen der BVG (unternehmenseigener Spitzname: „Diggi“)
sucht.
## „Gebraten wie ein Broiler“
„Wenn die Sonne scheint, wird man gebraten wie ein Broiler, wenn es regnet,
wird man nass wie ein Hund“, bringt IGEB-Sprecher Christian Linow die
missliche Situation auf den Punkt. Andere Städte hätten ähnliche
Umsteigeanlagen viel kundenfreundlicher gelöst, in Hamburg etwa gebe es
überdachte Passagen, die an den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Berlin
erinnerten. „So etwas hätte ich auch hier erwartet“, sagt Linow, „zumal …
Umsteigefrequenz in diesem Bereich hoch ist und auch noch zunehmen dürfte.“
Zu spät für eine Heilung des aktuellen Zustands ist es aus Sicht des
IGEB-Sprechers allerdings nicht: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – auch
wenn es nicht einfacher dadurch geworden ist, dass nun bauliche Tatsachen
geschaffen wurden.“
Linow kritisiert darüber hinaus auch die neue Tram-Unterführung, die zwar
einen Fußgängerweg beinhaltet, der aber nur für autorisiertes Personal
zugelassen ist. Weil es keine echten physischen Sperren gibt und der Tunnel
als willkommene Abkürzung jenseits der Hauptstraßen lockt, dürften ihn aus
seiner Sicht regelmäßig Menschen zu Fuß oder auf dem Fahrrad nutzen: „Dass
hier wirklich bloß die BVG durchfährt, das funktioniert nur auf dem
Papier.“ Gerade abends und nachts, wenn Menschen auch angeheitert unterwegs
seien, könnte es hier aus seiner Sicht zu gefährlichen Situationen und
Unfällen kommen.
27 Aug 2024
## LINKS
[1] https://unternehmen.bvg.de/pressemitteilung/709065-2/
[2] https://x.com/IGEB_Berlin/status/1828005764994077177
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
BVG
Schöneweide
Hitzesommer
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fahren.
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