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# taz.de -- Arbeiten im Alter: Prämie für Rente mit 69
> Bundesarbeitsminister Heil (SPD) will durch Prämien für Arbeit im
> Rentenalter die Zahl der „Silverworker“ erhöhen. Nur wenige dürften
> profitierten.
Bild: Die Achtzigjährige Mathilde Kamprad arbeit immer weiter für ihre Gemein…
Berlin taz | Bisher sind sie eine kleine Minderheit: Beschäftigte, die die
Regelaltersgrenze von inzwischen 66 Jahren erreichen und einfach
weiterarbeiten, womöglich bei demselben Unternehmen. Ihre Rente nehmen sie
nicht in Anspruch. Für jeden Monat Mehrarbeit erhöht sich dafür ihr
[1][Rentenanspruch] um 0,5 Prozentpunkte. Wer dann drei Jahre später mit 69
Jahren tatsächlich in Rente geht, erhält auf diesem Weg also 18 Prozent
mehr Rente, und zwar auf Lebenszeit.
Nach aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung haben von den fast 1
Million Menschen, die 2023 neu in die gesetzliche Altersrente gingen, nur
44.800 ihr Ruhegeld durch einen Aufschub aufgebessert. „Den Renteneintritt
aufzuschieben macht nur eine Minderheit“, sagt Dirk Manthey, Sprecher der
Deutschen Rentenversicherung, der taz.
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will den späteren Renteneintritt nun
attraktiver machen und die Zahl dieser „Silverworker“ erhöhen. Er plant
eine einmalige „Rentenaufschubprämie“, allerdings nicht als Ergänzung,
sondern als Alternative zum bisherigen Modell. Die entsprechende Änderung
in den Sozialgesetzen soll Anfang September im Kabinett beschlossen und
dann im Parlament beraten werden.
Nach den Heil’schen Plänen sollen Beschäftigte, die über die
Regelaltersgrenze hinaus und ohne gleichzeitigen Rentenbezug bis zu drei
Jahre länger sozialversicherungspflichtig arbeiten, bei Rentenbeginn eine
einmalige Prämie ausgezahlt bekommen. Diese soll sich aus der monatlichen
Rente multipliziert mit der Anzahl der aufgeschobenen Monate ergeben.
## Der Aufschub soll sich lohnen
Für drei Jahre Aufschub bei 1.100 Euro Rente bekäme man also eine einmalige
Prämie von 39.600 Euro ausgezahlt plus den Anteil des
Krankenkassenbeitrags, den die Rentenkasse durch den späteren
Renteneintritt gespart hat. Insgesamt kämen im genannten Beispiel mehr als
40.000 Euro auf einen Schlag zusammen, sozialversicherungsfrei. Die
monatlichen Rentenerhöhungen wie im aktuellen Modell fielen bei der
Prämienzahlung weg, man kann sich aber beim Aufschub alternativ auch für
eine monatlich höhere Rente entscheiden wie bisher.
Anja Piel, Vorstandsmitglied im [2][Deutschen Gewerkschaftsbund,] ist
skeptisch. Diese „Rentenaufschubprämie“ sei nur für „diejenigen gut, die
genug verdienen und gesund genug sind, den Rentenbeginn aufzuschieben“, so
Piel in einer Presseerklärung. Dafür würden sie dann mit einer
„beitragsfreien Nachzahlung belohnt“ und hätten gegenüber anderen einen
Vorteil.
Die meisten Menschen wollen bislang ihre [3][Rente] spätestens mit
Erreichen der Regelaltersgrenze erhalten, viele bessern diese aber auf.
Rund [4][1,1 Millionen Rentner:innen] gehen auch nach der
Regelaltersgrenze einer Beschäftigung nach, die Mehrzahl davon hat
Minijobs.
## Vorteile auch für jobbende Rentner
Wer künftig Rente bezieht und nebenher sozialversicherungspflichtig
arbeitet, soll aber auch von den Heil'schen Plänen profitieren. Bisher
zahlen Arbeitgeber für arbeitende Rentner:innen die Sozialbeiträge für
die Arbeitslosenversicherung und die Rentenversicherung, ohne dass den
Beschäftigten daraus aber Ansprüche auf mehr Rentenzahlungen erwachsen.
Ansprüche auf mehr Rente durch den Nebenjob erarbeiten die
Ruheständler:innen bisher nur, wenn sie ihrerseits auch den
Arbeitnehmerbeitrag für die Rentenkasse entrichten. Dies müssen sie aber
nicht und die meisten älteren Beschäftigten verzichten auch darauf, weil
sie ohne die Beitragszahlung mehr Nettolohn bekommen. Der
Arbeitgeberbeitrag in die Rentenkasse wird sozusagen von der
Rentenversicherung ohne Gegenleistung kassiert.
Nach den Heil'schen Plänen sollen die beschäftigten Rentner:innen
künftig den Arbeitgeberanteil für die Renten- und Arbeitslosenkasse
ausgezahlt bekommen, was allerdings die Einnahmen der Sozialkassen mindern
würde. Piel spricht auch deswegen von einem „milliardenschweren Eingriff in
die Sozialversicherungen“ durch die geplanten Neuregelungen.
29 Aug 2024
## LINKS
[1] https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Muttertexte/04_leistungen…
[2] https://www.dgb.de/presse/pressemitteilungen/agenturzitat/dgb-zur-rentenauf…
[3] /Debatte-um-Rente-mit-70/!5898702
[4] /Immer-mehr-Rentnerinnen-arbeiten/!6025341
## AUTOREN
Barbara Dribbusch
## TAGS
Einkommen
Fachkräftemangel
Rente
Schwerpunkt Armut
Rente
Arbeit
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