# taz.de -- US-Baseballspielerin Toni Stone: Die katholische Pitcherin | |
> Toni Stone soll vom Priester das Baseballspielen ausgeredet bekommen. Der | |
> empfiehlt ihr, sich in der katholischen Liga beim Jungsteam vorzustellen. | |
Bild: Stone wurde häufig nicht als Teammitglied ihrer Mannschaften erkannt | |
So hatten sich die Eltern der im Jahr 1933 zwölfjährigen Marcenia Lyle | |
„Toni“ Stone das Ergebnis ihrer Konsultation mit dem Priester ihrer | |
[1][Kirchengemeinde] sicher nicht vorgestellt: Statt dem Mädchen wie | |
erhofft das Baseballspielen auszureden, stellte der Geistliche fest, dass | |
es eine sehr talentierte Pitcherin war und empfahl ihr, beim | |
gemeindeeigenen, in der katholischen Liga spielenden Jungsteam | |
vorzusprechen. | |
Toni wurde aufgenommen, aber der Trainer machte keine Anstalten, dabei zu | |
helfen, ihre Fähigkeiten zu vervollkommnen. Und so war sie wieder auf sich | |
allein gestellt und versuchte zunächst, aus Büchern alles über ihren | |
Lieblingssport zu lernen. | |
Mit 16 schaffte es Toni 1937 schließlich, bei einem semiprofessionellen | |
Team unterzukommen. Die Twin Cities Colored Giants waren allerdings nicht | |
in einer Liga aktiv, sondern betrieben sogenanntes barnstorming, spielten | |
also in eher abgelegeneren Städten Showkämpfe. Zwischen 2 und 3 Dollar | |
verdiente Stone damals pro Auftritt, in der Hoffnung auf eine | |
professionelle Baseballkarriere beendete sie schließlich ihre | |
Schulausbildung vorzeitig. | |
Viel ist über ihr Leben während der nächsten Jahre nicht bekannt. 1946 zog | |
Toni nach San Francisco, um sich um ihre kranke Schwester zu kümmern. Und | |
spielte weiterhin in verschiedenen Teams [2][Baseball]. 1947 durchbrach | |
Jack Robinson als erster schwarzer Spieler die „color line“, die seit den | |
1880er Jahren gegolten und Schwarze daran gehindert hatte, in der Major | |
League Baseball zu spielen. | |
## Beginn der Profikarriere | |
Toni konnte davon allerdings nicht profitieren: Die All American Girls | |
Professional Baseball League blieb weiterhin weißen Spielerinnen | |
vorbehalten, offiziell mit dem Argument, dass Schwarze Frauen die geltenden | |
Schönheitsstandards nicht erfüllten. | |
Im Jahr 1950 heiratete Stone den 40 Jahre älteren Aurelious Alberga, der | |
als erster Schwarzer im Jahr 1919 eine Offiziers-Ausbildung absolviert | |
hatte. Er war nicht begeistert von der Baseball-Leidenschaft seiner Frau, | |
hinderte sie aber auch nicht daran, 1953 als erste Frau einen Vertrag mit | |
den Indianapolis Clowns, einem Team der sogenannten Negro League, zu | |
unterschreiben. | |
Mit offenen Armen wurde sie aber auch dort nicht empfangen: Der Teammanager | |
empfahl ihr, sich besser aufs Kochen und Stricken zu konzentrieren, ein | |
Gegenspieler verletzte sie einmal absichtlich mit seinen Spikes. Anfangs | |
wurde ihr nahegelegt, statt der Teamuniform ein hübsches Kleid in den | |
Vereinsfarben zu tragen, aber das lehnte sie rundheraus ab. | |
## Resilient auf und neben dem Feld | |
Dagegen, dass die Clowns sie aus Marketinggründen zehn Jahre jünger | |
machten, hatte sie nichts, denn ihr ging es nur darum, endlich ihr Können | |
zu präsentieren. Und sich den Respekt der Baseballwelt zu verschaffen: Ihre | |
jahrelangen Erfahrungen mit „barnstorming“-Teams seien ihr im Umgang mit | |
Machos schließlich zugutegekommen, erinnerte sie sich später. | |
Zu denen gehörten neben Hoteliers, die sie bei Auswärtsfahrten für eine im | |
Bus mitreisende Prostituierte hielten, auch Journalisten. In der Zeitung | |
Jackson Advocate hieß es über die Neuverpflichtung Stone: „Das jüngste | |
maskuline Unterfangen, das dem Vormarsch der Trägerinnen von Röcken und | |
Höschen zum Opfer fällt, ist das Baseballfeld.“ | |
Etwas später erkannte dagegen der Miami Herald an: „Sie gibt keinen | |
Zentimeter nach, während sie Double Plays mit der Finesse von Jackie | |
Robinson ausführt. Sie ist wendig und hat einen guten Baseball-Instinkt.“ | |
Lange dauerte die Profikarriere der Baseballpionierin nicht, 1954 wurde ihr | |
Vertrag an die Kansas City Monarchs verkauft, wo sie jedoch kaum zum | |
Einsatz kam. Ein Jahr später zog Toni Stone zurück nach [3][Kalifornien], | |
wo sie als Krankenschwester arbeitete und ihren kranken Mann pflegte, bis | |
er 1987 mit 103 Jahren verstarb. | |
Nebenbei spielte sie in ihrer Freizeit weiter Baseball. Und sagte 1991 in | |
einem Interview anlässlich ihrer Aufnahme in die Baseball Hall of Fame: | |
„Auch Frauen haben Träume.“ Toni Stone starb 1996 im Alter von 75 Jahren. | |
21 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Elke Wittich | |
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