# taz.de -- Wahlergebnis in Venezuela: Lula und Biden für Transparenz | |
> US-Präsident Biden und sein brasilianischer Kollege Lula da Silva | |
> fordern, die Wahlergebnisse in Venezuela vollständig zu veröffentlichen. | |
> Proteste gegen Maduro gehen weiter. | |
Bild: Protest gegen die Wiederwahl von Maduro, 30.07.2024 in Buenos Aires | |
Caracas dpa | Nach der umstrittenen Präsidentenwahl in Venezuela kämpft die | |
Opposition weiter für einen Machtwechsel und einen Rückzug [1][des | |
autoritären Präsidenten Nicolás Maduro.] Tausende Regierungsgegner gingen | |
in der Hauptstadt Caracas auf die Straße und protestierten gegen das aus | |
ihrer Sicht manipulierte offizielle Wahlergebnis, das den seit 2013 | |
regierenden Staatschef als Sieger ausweist. Sie skandierten „Wir haben | |
keine Angst“ und bejubelten ihren Präsidentschaftskandidaten Edmundo | |
González Urrutia. | |
Das wahre Ergebnis der Wahl sei eindeutig und nicht verhandelbar, rief | |
Oppositionsführerin María Corina Machado ihren Anhängern von einer Tribüne | |
aus zu. „Das Einzige, über das wir zu verhandeln bereit sind, ist eine | |
friedliche Machtübergabe.“ Die Opposition hat nach eigenen Angaben Zugang | |
zu über 80 Prozent der detaillierten Wahlergebnisse aus den einzelnen | |
Stimmbezirken, die der Nationale Wahlrat bislang nicht veröffentlicht hat. | |
Demnach soll González auf 67 Prozent der Stimmen und Maduro auf 30 Prozent | |
kommen. | |
Nach der Präsidentenwahl am Sonntag hatte die regierungstreue Wahlbehörde | |
[2][Maduro offiziell zum Sieger erklärt]. Die Opposition wirft der | |
Regierung Wahlfälschung vor. Auch die USA, die EU und eine Reihe | |
lateinamerikanischer Länder zweifeln das offizielle Wahlergebnis an. Die | |
Organisation Amerikanischer Staaten erkennt Maduros Wiederwahl nicht an und | |
setzte für Mittwoch eine Dringlichkeitssitzung des Ständigen Rats zur Lage | |
in Venezuela an. | |
## Biden und Lula dringen auf Veröffentlichung detaillierter Wahlergebnisse | |
Angesichts der Zweifel am offiziellen Wahlergebnis forderten US-Präsident | |
Joe Biden und Brasiliens Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva Transparenz. | |
Sie seien sich einig, dass die venezolanische Wahlbehörde die detaillierten | |
Ergebnislisten der einzelnen Wahllokale veröffentlichen müsse, teilte das | |
Weiße Haus nach einem Telefonat der beiden Präsidenten mit. Sie teilten die | |
Einschätzung, dass der Ausgang der Wahl entscheidend sei für die Demokratie | |
weit über Venezuela hinaus. | |
Bei Protesten gegen das Wahlergebnis kamen laut der regierungsunabhängigen | |
Organisation Foro Penal bislang mindestens elf Demonstranten ums Leben, | |
darunter zwei Jugendliche. Zudem wurde nach Angaben der | |
Generalstaatsanwaltschaft ein Polizist getötet. | |
Im ganzen Land seien 749 Demonstranten festgenommen worden, sagte | |
Generalstaatsanwalt Tarek William Saab. Sie hätten unter anderem | |
Polizeiwachen, Büros des Wahlamtes, Rathäuser und Krankenhäuser | |
angegriffen. Ihnen werde Terrorismus, Aufstachelung zum Hass und die | |
Blockade öffentlicher Straßen vorgeworfen. | |
Präsident Maduro kündigte eine Sicherheitsoperation an, bei der Soldaten | |
und Polizisten in den Straßen patrouillieren und gegen gewaltbereite | |
Gruppen vorgehen sollen. Er warf der Opposition und der US-Regierung vor, | |
mithilfe bewaffneter Gruppen einen Umsturz zu planen. „Die Oligarchie | |
erträgt das Wahlergebnis nicht“, sagte er. „Aber der Faschismus kommt in | |
Venezuela nicht durch.“ | |
## UN-Menschenrechtskommissar fordert Versammlungsfreiheit | |
UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk zeigte sich in einer Stellungnahme | |
besorgt über die Gewalt. „Ich bin beunruhigt über Berichte über die | |
unverhältnismäßige Anwendung von Gewalt durch Sicherheitskräfte und | |
bewaffnete Gruppen, die die Regierung unterstützen“, so Türk. „Ich fordere | |
die Regierung auf, das Recht aller Venezolaner zu respektieren, sich zu | |
versammeln, friedlich zu protestieren und ihre Meinung frei und ohne Angst | |
zu äußern.“ | |
Venezuela steckt seit Jahren [3][in einer schweren politischen und | |
wirtschaftlichen Krise]. In dem einstmals wohlhabenden Land mit großen | |
Erdölvorkommen leben mehr als 80 Prozent der Bevölkerung unter der | |
Armutsgrenze. Immer wieder kommt es zu Stromausfällen, Benzin, Gas und | |
Medikamente sind knapp. Mehr als sieben Millionen Menschen – ein Viertel | |
der Bevölkerung – haben Venezuela in den vergangenen zehn Jahren wegen | |
Armut und Gewalt verlassen. | |
31 Jul 2024 | |
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