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# taz.de -- Duplantis-Weltrekord im Stabhochspringen: Flummi aus Uppsala
> Schiere Dominanz: Der Schwede Armand Duplantis gewinnt Gold im
> Stabhochsprung und verbessert dabei den Weltrekord auf unglaubliche 6,25
> Meter.
Bild: Godmedaillengewinner Armand Duplantis aus Schweden beim Absprung
Bei all dem inflationären Gebrauch von Superlativen im Sport ist man
geneigt, die Leistung von Armand Duplantis eher nüchtern zu beschreiben,
aber das würde dem doch sporthistorischen Moment, der sich am Montagabend
vor über 60.000 euphorisierten Zuschauern im Pariser Stade de Fance
abspielte, nicht gerecht werden.
Der Schwede, der ein halber US-Amerikaner ist, lupfte sich mit
unglaublicher Leichtigkeit über die Latte: Weltrekord im dritten Versuch
über 6,25 Meter. Duplantis düpiert, Duplantis dominiert. Die Konkurrenten
degradiert er zu Statisten seiner Flugschau.
Der Zweitplatzierte Sam Kendricks aus den USA, der mit 5,95 Metern die
Silbermedaille gewann, schaute dem 1,81 Meter großen Duplantis ebenso
anerkennend zu wie der Drittplatzierte, der Grieche Emmanouil Karalis. Der
durfte dem Mann mit der enormen Luftüberlegenheit zwischendrin ein Pflaster
auf einen leicht lädierten Finger kleben, was unterstreicht, dass dieser
Typ aus Uppsala nur abhebt, wenn er auf die Stabhochsprunganlage zurennt.
Duplantis, der die 100 Meter in 10,6 Sekunden sprinten kann und im
Weitsprung deutlich über 7 Meter schafft, ist ein Meister darin, den
Anlaufimpuls ohne große Verluste auf den Stab zu übertragen. Dadurch biegt
sich das Gerät wie durch Wunderhand und gibt die potenzielle Energie an den
Athleten zurück, der flummiartig über die Latte schnellt.
## Geschmeidiger Gleitflieger
[1][Die Sprünge sind kleine Gesamtkunstwerke], weil sie leicht und dennoch
wie aus einem Guss erscheinen, ein Amalgam aus Turnen, Leicht- und
Schwerathletik. Die Tiefenentspanntheit des Schweden scheint diesen Prozess
zu befeuern. Armand Duplantis wuchtet sich nicht in die Höhe, er gleitet,
eskaladiert hinauf.
So eine Überlegenheit ist selten, nicht einmal Usain Bolt oder Sergej Bubka
konnten in ihren besten Zeiten so weit enteilen. Wenn Duplantis antritt,
dann ist vorher klar, wer gewinnt. Die Frage ist nurmehr: Springt er einen
neuen Weltrekord – und mit wie viel Zentimetern Abstand distanziert er die
Rivalen?
[2][In Paris hat er nach seiner Wundertat seinen Vater fest umarmt], Greg
Duplantis, der früher auch ein Stabhochspringer war, 5,80 Meter als
Bestleistung stehen hatte, es aber nie zu den ganz großen internationalen
Wettkämpfen schaffte, weil er in den US-Trials, den
Ausscheidungswettkämpfen der amerikanischen Leichtathleten scheiterte.
Dieses Schicksal sollte dem Sohn erspart bleiben.
Im Garten des Hauses in Lafayette im US-Bundesstaat Louisiana baute der
Vater eine Stabhochsprunganlage auf. Armand Duplantis absolvierte da
Hunderte Übungseinheiten, probte so lange, bis sich die Automatismen
eingeschliffen hatten. Seine Geschwister machten alle mit, doch nur Armand
Duplantis blieb bis heute dem Leistungssport treu.
Anhand von Youtube-Videos versuchte er, sich stets zu verbessern, wobei er
sich besonders auf Springer mit außergewöhnlichem Stil konzentrierte, wie
Jason Colwick (beidbeiniger Absprung), Scott Huffman (Western-Roll-Stil)
oder Cornelius Warmerdam, der mit einem Bambusstab in der Zeit des Zweiten
Weltkriegs 15 Weltrekorde aufgestellt hatte.
Armand Duplantis verbesserte fast alle Jugendweltrekorde, mit 15 sprang er
schon 5,30 Meter hoch. Im Februar 2020 steigerte er mit 6,17 Meter den
sechs Jahre alten Hallen-Weltrekord seines Vorbilds Renaud Lavillenie aus
Frankreich um einen Zentimeter. Sportgeschichte schrieb er im September
desselben Jahres, als er im Stadio Olimpico von Rom den seit 1994
bestehenden Weltrekord von Sergej Bubka um einen Zentimeter auf 6,15 Meter
nach oben schraubte. Seitdem geht es Zentimeter für Zentimeter weiter hoch.
Im Jahr 2022 gewann er 19 seiner 20 Wettbewerbe, 15 beendete er mit
Sprüngen über sechs Meter.
Höhen von 6,30 Meter und mehr will Armand Duplantis in Zukunft noch
erobern. In Vorbereitung auf die Olympischen Spiele, sagte er, habe er die
„letzten drei Monate wie in einer Höhle eingesperrt“ gelebt und eine
„superstrenge und langweilige Diät“ gehalten. „Aber es hat sich alles
gelohnt.“
6 Aug 2024
## LINKS
[1] https://www.redbull.com/int-en/projects/mondo-duplantis-born-to-fly-film
[2] https://time.com/7008109/mondo-duplantis-world-record-gold-pole-vault-paris…
## AUTOREN
Markus Völker
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