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# taz.de -- Gerichtsverfahren gegen Huw Edwards: Ein BBC-Star fällt tief
> Der BBC-Sprecher Huw Edwards bekannte sich des Besitzes von
> Kinderpornografie schuldig. Jetzt gibt es Fragen an den Sender.
Bild: Huw Edwards, kurz vor seinem Gerichtstermin am Westminster Magistrates' C…
Der britische öffentlich-rechtliche Sender [1][BBC] steht im Rampenlicht.
Grund ist das Gerichtsverfahren gegen den einstigen
Vorzeige-Nachrichtensprecher Huw Edwards am vergangenen Mittwoch. Der heute
62 Jahre alte Edwards, seit 40 Jahren beim Sender, moderierte oft
Großereignisse wie die Wahlen 2019 [2][oder die Beerdigung der Queen].
Edwards bekannte sich vor einem Londoner Gericht schuldig, „unzüchtige
Fotos“ von Kindern besessen zu haben. Der Schuldspruch und das Strafmaß
werden am 16. September folgen.
Die Huw-Edwards-Affäre wirft weitere Fragen an den britischen
öffentlich-rechtlichen Sender auf, unter anderem, wie viel man bei der BBC
über Edwards’ Benehmen wusste, aber auch, weswegen er trotz des gegen ihn
eingeleiteten Verfahrens bis April dieses Jahres volles Gehalt, ja sogar
eine Gehaltserhöhung entgegennehmen konnte.
BBC-Generalintendant Tim Davie gab am vergangenen Donnerstag an, dass der
Sender sich darüber im Klaren gewesen sei, welche Art potenzieller Vergehen
Edwards begangen haben könnte, doch, so Davie, man habe ihn für den Fall,
dass er nicht der Vergehen angeklagt werde, nicht entlassen wollen. Um die
umgerechnet 560.000 Euro pro Jahr, ein Spitzengehalt also, verdiente der
seit Juli vergangenen Jahres beurlaubte Edwards, bis er im April dieses
Jahres „aus gesundheitlichen Gründen“ kündigte.
Begonnen hatte alles, als die britische Boulevardzeitung The Sun im Juli
vergangenen Jahres Vorwürfe gegen einen damals namentlich nicht genannten,
„bekannten BBC-Moderator“ erhob, weil dieser einer jungen Person seit deren
17. Lebensjahr mehr als 35.000 Pfund (umgerechnet über 41.000 Euro) für
„schmutzige Bilder“ gezahlt habe.
## Schwere psychische Probleme
Die Anschuldigungen führten bald zu einer internen Untersuchung der BBC.
Fünf Tage später wurde durch eine Erklärung von Edwards Ehefrau bekannt,
dass es sich bei der Person um ihren Mann handelt, einen Familienvater mit
fünf Kindern. Edwards leide unter schweren psychischen Problemen und sei in
der Vergangenheit aufgrund von Depressionen sogar in klinischer Behandlung
gewesen.
Gleichzeitig wurden weitere Anschuldigungen bekannt. Edwards habe sich
gegenüber einigen Kolleg:innen unangemessenen verhalten, darunter mit
„unangenehmen Posts“. Mitarbeiter:innen hatten dem Sender mitgeteilt –
auch das war zunächst in The Sun zu lesen –, dass Edwards beim Begräbnis
von Prinz Philip, das er moderiert hatte, mitten während der Pandemie
versucht habe, ein Hotelzimmer mit einem jüngeren Kollegen zu arrangieren.
Der Zufall wollte es, dass Edwards im November wegen Verdachts auf Besitz
von kinderpornografischen Bildern, die er von einem verurteilten
Kinderschänder über Whatsapp erhalten haben sollte, in Untersuchungshaft
genommen wurde. Die neuen Anschuldigungen waren unabhängig von den
vorherigen Vorwürfen im Juli, die sich zwar als richtig herausstellten,
doch von der Polizei als nicht kriminell eingestuft wurden.
Es dauerte ein halbes Jahr, doch im Juni dieses Jahres wurde Edwards
schließlich wegen der Beschaffung und des Besitzes von pornografischen
Bildern von Kindern angeklagt und einen Monat später schuldig gesprochen.
Edwards hatte zwischen Dezember 2020 und August 2021 insgesamt 377
pornografische Bilder erhalten, 41 davon zeigten Kinder, das jüngste davon
nur sieben Jahre alt.
## Frustration über die BBC
BBC-Chef Davie gab an, dass er von der Polizei im November angewiesen
worden sei, nichts über die Festnahme zu sagen, um so die polizeilichen
Ermittlungen nicht zu gefährden. Doch in der Öffentlichkeit herrschte
Frustration darüber, dass es bislang keine neuen Nachrichten von der BBC
gibt, vor allem nichts über die internen Untersuchungen. Immerhin
verkündete Davie, er werde versuchen, Teile des an Edwards gezahlten
Gehaltes zurückzuerhalten.
Der Skandal um Edwards ist kein Unikum. Er folgt den Vergehen anderer hoch
bezahlter BBC-Angestellter. Ein Beispiel ist der Sexualverbrecher Jimmy
Savile, der jahrelang aktiv war. Auch gegen den DJ Tim Westwood wurden
Anschuldigungen erhoben, ein Untersuchungsbericht darüber ist überfällig.
Zahlreiche Vergewaltigungen und sexuelle Belästigungen werden auch Russell
Brand vorgeworfen, [3][der bei der BBC als Radio DJ] arbeitete und in
dessen Fall die Polizei weiterhin ermittelt.
4 Aug 2024
## LINKS
[1] /BBC/!t5013742
[2] /Grossbritannien-nach-Tod-der-Queen/!5878182
[3] /Vorwuerfe-gegen-Russell-Brand/!5958458
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
## TAGS
Großbritannien
BBC
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TV
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Schwerpunkt Pressefreiheit
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