# taz.de -- Nach Studentenprotesten: Ausgangssperre in Bangladesch | |
> Ein geplantes Quotensystem bei der Besetzung von Stellen im Öffentlichen | |
> Dienst hat zu landesweiten Protesten geführt. Die Regierung versucht, sie | |
> niederzuschlagen. | |
Bild: Bangladeschs Studenten protestierten am 18. Juli landesweit gegen die Ein… | |
Dhaka dpa | Nach Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei bei | |
Studentenprotesten in Bangladesch hat die Regierung eine landesweite | |
Ausgangssperre verhängt. Zudem werde die Armee in der Hauptstadt Dhaka | |
sowie anderen Distrikten eingesetzt, teilte Innenminister Asaduzzaman Khan | |
mit. Seit dem Beginn der Gewalt am Dienstag seien [1][mehr als 100 Menschen | |
bei den Protesten gestorben] – allein am Freitag mindestens 56, berichtete | |
BBC Bangla unter anderem unter Berufung auf die Tageszeitungen Prothom Alo | |
und The Daily Star. | |
Aktuelle Berichte dieser und anderer örtlicher Medien waren am Samstag | |
online nicht abrufbar. Die Regierung hatte Internet-, Telefon- und | |
SMS-Verbindungen weitgehend gekappt. Offiziell bestätigt wurden die | |
Opferzahlen nicht. Die US-Botschaft in Bangladesch sprach von Hunderten bis | |
zu Tausenden Verletzten. | |
In der Hauptstadt Dhaka wurden am Freitag jegliche Kundgebungen bis auf | |
weiteres verboten, wie Prothom Alo unter Berufung auf die Polizei | |
berichtete. Trotzdem fanden teils Proteste statt. Die Polizei setzte unter | |
anderem Schallgranaten, Tränengas- und Gummigeschosse ein, sagte ein | |
Reporter der Deutschen Presse-Agentur vor Ort. Protestierende hätten unter | |
anderem Fahrzeuge, Geschäfte und Büros in Brand gesetzt. Sie hätten zudem | |
ein Gefängnis in einem Distrikt nahe Dhaka gestürmt, worauf viele Insassen | |
entkamen, berichtete das örtliche Fernsehen. | |
Am Freitag um Mitternacht hätten sich Studentenvertreter mit Vertretern der | |
Regierung getroffen, hieß es. Informationen zu Ergebnissen der Gespräche | |
habe es aber nicht gegeben, berichtete BBC Bangla. Am Samstag seien auf den | |
Straßen vorwiegend Militärangehörige unterwegs gewesen. Die Website der | |
Regierung Bangladeschs schien gehackt zu sein. Dort war am Samstag zu | |
lesen: „Hört auf, Studenten zu töten“ und „Es ist kein Protest mehr, es… | |
jetzt ein Krieg“. | |
## Forderung nach Leistung statt Quoten | |
Die seit Anfang Juli anhaltenden Demonstrationen richten sich gegen die | |
mögliche Wiedereinführung eines alten Quotensystems. Es sieht vor, mehr als | |
die Hälfte der Stellen im Öffentlichen Dienst für bestimmte Gruppen zu | |
reservieren – etwa für Nachkommen von Soldaten, die 1971 für die | |
Unabhängigkeit des Landes kämpften, für Frauen sowie Menschen aus armen | |
Gegenden. | |
Tausende junge Menschen fordern hingegen ein System, das mehr auf Leistung | |
setzt. In dem Land mit mehr als 170 Millionen Einwohnern ist die | |
Arbeitslosigkeit sowie die Inflation hoch. Am Donnerstag signalisierte die | |
Regierung Bereitschaft für eine Reform der Regelung und für Gespräche. | |
Das Quotensystem begünstigt Beobachtern zufolge Anhänger der langjährigen | |
Premierministerin Sheikh Hasina und ihrer Awami-Liga. Ihr wird vorgeworfen, | |
staatliche Institutionen zu missbrauchen, um ihre Macht zu festigen. Die | |
Regierung wiederum beschuldigt einen Teil der oppositionellen Bangladesh | |
Nationalist Party, die Gewalt bei den Protesten anzuheizen. Am | |
Freitagmittag nahm die Polizei den wichtigen Oppositionspolitiker Ruhul | |
Kabir Rizvi fest. | |
20 Jul 2024 | |
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