| # taz.de -- Möglicher Rückzug als Kandidat in USA: Was passiert, wenn Biden a… | |
| > US-Präsident Joe Biden denkt laut Medienberichten über einen | |
| > Kandidaturverzicht nach. Was würde in diesem Fall bei den Demokraten | |
| > passieren? | |
| Bild: Teilt sich als Vizekandidatin mit Biden bereits das Präsidentschafts-Tic… | |
| Berlin taz | Auch wenn Joe Biden sich öffentlich entschlossen zeigt, noch | |
| einmal zu kandidieren: In Washington wächst der Druck auf den amtierenden | |
| Präsidenten, die Kandidatur für eine weitere Amtszeit aufzugeben. Führende | |
| Demokraten meldeten bereits Zweifel an seinen Siegchancen und an Bidens | |
| gesundheitlichem Zustand an. Nun soll Biden den Rückzug ernsthaft bedenken. | |
| Das berichtet die New York Times, die sich auf das direkte Umfeld des | |
| amtierenden Präsidenten beruft. Das Weiße Haus dementierte umgehend. | |
| Nichtsdestotrotz geben die Berichte Anlass zu überlegen, was passiert, | |
| falls der amtierende Präsident in den nächsten Tagen auf die Kandidatur | |
| verzichtet. | |
| Dabei wird der Nominierungsparteitag der Demokraten eine wichtige Rolle | |
| spielen – stattfinden wird dieser vom 19. bis 22. August in Chicago. Etwa | |
| 4.700 Delegierte aus allen Bundesstaaten werden zum Parteitag anreisen, um | |
| die im Vorwahlkampf errungenen Stimmen für ihren Kandidaten abzugeben. Bei | |
| den Vorwahlen war es Biden gelungen, sich 87 Prozent der Stimmen und fast | |
| 3.900 Delegierte zu sichern. Sie sind de facto an den Ausgang der Vorwahl | |
| gebunden – falls Biden im Rennen bleibt. | |
| Doch was, wenn nicht? | |
| ## Erste in der Thronfolge: Kamala Harris | |
| [1][Lässt Biden wirklich von seiner Kandidatur ab], wäre es wahrscheinlich, | |
| dass er sich im selben Atemzug für seine Vizepräsidentin Kamala Harris als | |
| Nachfolgerin ausspricht. Und obwohl es einige weitere bekannte Demokraten | |
| gibt, denen Ambitionen auf eine Kandidatur nachgesagt werden, gibt es gute | |
| Gründe für die Partei, sich hinter Harris zu vereinen. | |
| Der erste wäre ein logistischer: Harris teilt sich als Vizekandidatin mit | |
| Biden bereits das Präsidentschafts-Ticket. Sie kann somit direkt auf die | |
| rund 200 Millionen Dollar Spendengelder aus der Wahlkampfkasse zugreifen. | |
| Zudem ist sie als Bundespolitikerin einer breiten US-Wählerschaft bekannt – | |
| wenngleich sie nicht besonders beliebt ist. | |
| Andererseits könnten sich ambitionierte Demokrat:innen auch | |
| entscheiden, Harris offen herauszufordern. Als Schattenkandidaten | |
| [2][werden etwa der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom oder sein Pendant | |
| aus Michigan, Gretchen Whitmer, gehandelt]. Schwer zu sagen, was sie hinter | |
| den Kulissen planen. Gut möglich, dass sie sich pflichtbewusst hinter | |
| Harris stellen würden, um offenen Zwist zu vermeiden. | |
| ## Mögliche Konkurrenz: Biden gibt seine Delegierten frei | |
| Denkbar ist aber auch, dass Harris nicht sofort eine deutliche Mehrheit der | |
| Partei hinter sich versammeln kann, und Anwärter:innen wie Whitmer oder | |
| Newsom gegen sie antreten. Wenn Biden die bislang an ihn gebundenen | |
| Delegierten freigibt, könnten sie die Unterschriften von 300 | |
| Parteitags-Delegierten sammeln und wären somit ebenfalls im Rennen. | |
| In diesem Fall käme es zu einer sogenannten „open convention“, also einem | |
| Nominierungsparteitag, bei dem vorab nicht feststünde, [3][wen die | |
| Delegierten am Ende zum Kandidaten küren werden]. Das allerdings zunächst | |
| nur unter der Voraussetzung, dass das „Democratic National Comittee“ (DNC), | |
| das erweiterte Führungsgremium der Demokratischen Partei, davon absieht, | |
| per virtueller Abstimmung einen Kandidaten zu nominieren. | |
| Ein offener Wettstreit könnte schmutzig werden – und spannend. Jede | |
| Kandidatin dürfte dann Reden halten, bevor die Delegierten der | |
| Bundesstaaten in alphabetischer Reihenfolge aufgerufen werden, ihre Stimmen | |
| abzugeben. Kann niemand die absolute Mehrheit – also mehr als die Hälfte | |
| der Stimmen – auf sich vereinen, gäbe es einen neuen Wahldurchgang. Dann | |
| würden auch die sogenannten Superdelegierten – 700 Abgesandte des | |
| Partei-Establishments – abstimmen, bis ein Kandidat oder eine Kandidatin | |
| gewinnt. | |
| ## Historischer Präzedenzfall | |
| Die Möglichkeit eines „offenen Parteitags“ weckt Erinnerungen an das Jahr | |
| 1968. In diesem Jahr verzichtete der demokratische Präsident Lyndon B. | |
| Johnson ebenfalls auf eine erneute Kandidatur (allerdings bereits im März | |
| und nicht, als er bereits genügend Delegierte gesammelt hatte). | |
| Das Resultat war ein offener Wettstreit. Im Wahlkampf wurde mit Robert F. | |
| Kennedy einer der Anwärter erschossen, was das Rennen auf Vizepräsident | |
| Hubert Humphrey und den Senator und Kriegskritiker Eugene McCarthy | |
| beschränkte. Humphrey setzte sich auf dem Parteitag durch – und verlor | |
| später die Wahl gegen Richard Nixon. | |
| An diese letzte Volte der Geschichte wollen die Demokraten heute wohl nicht | |
| erinnert werden. So oder so: Der Sieg im November ist alles andere als | |
| gewiss. | |
| 19 Jul 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Leon Holly | |
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