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# taz.de -- TV-Doku über Berliner Zoos: Kalter Kleinkrieg um Pandas
> Ho Chi Minh spendiert einen Elefanten: Eine Arte-Doku zeigt, wie sich
> Westberliner Zoo und Ostberliner Tierpark ihr eigenes „Wettrüsten“
> lieferten.
Bild: Der Ostberliner Tierpark-Direktor Heinrich Dathe 1958 im Gehege mit einem…
Er ist der Liebling der Westberliner:innen: der Zoologische Garten,
[1][1844 eröffnet], 33 Hektar groß und viele, viele Jahre der Platzhirsch
unter den Berliner Tierbeschauanlagen. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs
wurde er fast vollständig zerstört, die damaligen Tierpfleger:innen
konnten trotz großem Einsatz gerade einmal 100 von 3.000 Tieren retten.
Eine Tierpflegerin brachte ein seltenes Exemplar des Schuhschnabelvogels
sogar in ihrem eigenen Badezimmer unter. Aber der Einsatz der
Mitarbeiter:innen war nicht für die Katz, nur wenige Wochen nach
Kriegsende wurde der Zoo mit Hilfe spendenwilliger Berliner:innen
wieder eröffnet.
Die [2][Arte-Doku „Kalter Krieg der Zoos“] (ab 1. August in der Mediathek)
widmet sich diesen und weiteren Details und Anekdoten aus der langen und
wechselhaften Geschichte der Berliner Zoos – die auch ein ungewöhnlicher
Schauplatz der Ost-West-Konkurrenz waren.
Denn nach dem Krieg ist vor dem (Kalten) Krieg. Und der kam auch im
Zoobereich an. Auch Ostberlin will nun eine Institution wie den
Zoologischen Garten im Westen, nur besser, versteht sich. Schnell war auch
ein Gelände gefunden für den Tierpark Ost, der Schlosspark Friedrichsfelde
in Lichtenberg, seinerzeit noch so richtig weit draußen. Tierparkdirektor
Heinrich Dathe begann seine Arbeit dabei unter denkbar schlechten
Bedingungen: Es standen kaum finanzielle Mittel zur Verfügung, um den
Schlosspark entsprechend umzubauen und Tiere anzuschaffen.
Doch Dathe hatte Schwein: Mit der Unterstützung von unbezahlten
Freiwilligen ließ sich der Tierpark innerhalb kurzer Zeit aufbauen. Dathe
war auch ein Marketingtalent. So schaffte er es, dass ein Kühlschrankwerk
Eisbären spendete, aus Strausberg bekam er Strauße und die Staatssicherheit
schenkte Brillenbären. Heißt es zumindest. Kaum ein Jahr nach Beginn der
Arbeiten wurde der Tierpark Ost jedenfalls im Juli 1955 eröffnet.
## Panda-Pannen und ein geriatrischer Weißkopfseeadler
Als im Jahr darauf beim Zoo West Heinz-Georg Klös die Leitung übernahm,
nahm die Konkurrenz richtig Fahrt auf. Der [3][Disput um einen Panda]
namens Chichi sollte der Start eines kalten Kleinkriegs zwischen Dathe und
Klös werden. Der Panda war beiden Zoos angeboten worden, Klös hatte aus
Bedenken um artgerechte Haltung abgelehnt, Dathe wiederum fehlte das Geld.
Immerhin handelte er einen Deal aus, der Panda konnte acht Monate lang im
Tierpark gezeigt werden. Eine Sensation für Besucher:innen und der
ersehnte Beweis, dass man dem Westen in nichts nachstand.
Das Wettrüsten der beiden Zoos begann. Klös wollte die Panda-PR-Panne nicht
auf sich sitzen lassen und trumpfte auf mit dem Erwerb eines
Panzernashorns. Dathe wiederum bekam ein Elefantenbaby vom
nordvietnamesischen Staatschef Ho Chi Minh geschenkt, das er
öffentlichkeitswirksam frei im Tierpark herumlaufen und mit Kindern spielen
ließ. Klös ließ sich keinen Bären aufbinden und präsentierte stolz den
Weißkopfseeadler, den ihm der Bruder von John F. Kennedy aus den USA
mitgebracht hatte. Man taufte ihn „Willy“ nach Willy Brandt. Leider war das
Federvieh schon alt und gebrechlich und wurde damit zum [4][Spott der
Ostberliner Presse]. Und so ging es munter weiter. Im Grunde bis zum Ende
der DDR.
31 Jul 2024
## LINKS
[1] /175-Jahre-Zoo-Berlin/!5610690
[2] https://www.arte.tv/de/videos/113572-000-A/berlin-kalter-krieg-der-zoos/
[3] /Kommentar-Chinas-Diplomatie/!5423271
[4] /Kolumne-Leuchten-der-Menschheit/!5463249
## AUTOREN
Luisa Ederle
## TAGS
Berliner Zoo
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Tierpark
Social-Auswahl
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