# taz.de -- Segeln bei Olympia in Paris: Allrounder in schwierigem Revier | |
> Die Segler Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger liegen mit ihrem | |
> 49er-Boot gut im Rennen. Die Vorbereitung hat ihnen einiges abverlangt. | |
Bild: Andreas Spranger und Jakob Meggendorfer kennen die Winde vor Marseille gut | |
Marseille kann brutal sein. Wenn kein Lüftchen bläst und Temperaturen | |
jenseits der 30 Grad herrschen, scheinen sich alle Menschen langsamer durch | |
die Stadt zu bewegen als sonst. Auch in der Olympischen Marina [1][in | |
Marseille] unweit des großen Stadtstrandes, wo es bisweilen schwer ist, | |
einen Platz für das Handtuch zu finden, geht es alles andere als hektisch | |
zu in diesen Tagen. Ein wenig Wind wäre halt schön. Nicht nur zur | |
Erfrischung, ganz einfach zum Segeln. Wird schon noch, sagen alle, die man | |
auf dem Gelände trifft. Ende der Woche soll alles ganz anders sein. Max | |
Groy, der Trainer des 49er Bootes der Männer, jedenfalls ist | |
zuversichtlich. | |
Er betreut in Marseille Jakob Meggendorfer und seinen Vorschoter Andreas | |
Spranger, die für den bayerischen Yacht-Club segeln, und will sich nicht an | |
den Bedingungen stören. Seine beiden Segler seien Allrounder, die bei | |
Flaute ebenso gut durchs Wasser kommen wie bei Starkwind. Andere Teams | |
hätten auf Kraft gesetzt, auf schwere Athleten. Die werden sich bei dem | |
lauen Lüftchen vielleicht schwerer tun. Meggendorfer und Spranger | |
jedenfalls halten sich bis jetzt gut. Bei der dritten Wettfahrt kamen sie | |
auf Rang drei ins Ziel und lagen in der Gesamtwertung auf Rang 7. Es könnte | |
also durchaus klappen mit dem Ziel sich als eines der zehn besten Boote für | |
das Medal Race zu qualifizieren. | |
[2][Das German Sailing Team], wie sich die deutsche Auswahl nennt, ist ja | |
durchaus verwöhnt mit Erfolgen in der 49er Klasse. [3][Erik Heil und Thomas | |
Plößel] haben in Rio de Janeiro und in Tokio jeweils Bronze gewonnen. Als | |
„Ansporn“ empfindet das Andreas Spranger, der mit weißer Kühlweste vor dem | |
Imbissraum der Athleten in der Marina steht. „Klar ist es ein Traum, es | |
genauso zu machen.“ Meggendorfer und Spranger kennen die Medaillengewinner | |
gut. „Die haben uns auch wenig wenig gecoacht in den vergangenen Jahren“, | |
erzählt Spranger. Sie halten zusammen, die Segler. | |
Immer wieder ist vom guten Teamgeist unter den Deutschen. Zum Team gehören | |
Meggendorfer und Spranger schon, lange bevor sie das Olympiaticket erhalten | |
haben. Eigentlich hatten sie die Norm für die Spiele verpasst. „Wir haben | |
die deutsche interne Ausscheidung gewonnen, aber wir haben knapp die | |
DOSB-Kriterien verpasst, wir waren nicht in den Top-10-Nationen“, sagt | |
Spranger. Er und sein Steuermann wussten, dass der Deutsche Seglerverband | |
einen Einzelfallantrag beim Deutschen Olympischen Sportbund stellen würde, | |
aber natürlich nicht, wie die Entscheidung ausfallen würde. | |
## Immense Investitionen | |
Und so bereiteten sie sich mit den schon Nominierten seit Monaten so vor, | |
als hätten sie die Qualifikation sicher. „Schwierig“, sei das gewesen, | |
erinnert sich Spranger. „Man hat es während der Zeit gar nicht so | |
wahrgenommen, aber rückwirkend war es schon eine Belastung.“ „Krass“ sei… | |
gewesen, wie sich alle gefreut haben, als endlich die Entscheidung Anfang | |
Juli gefallen war. | |
Da hatten die beiden, die sich schon als Jugendliche beim Segeln am | |
Chiemsee kennengelernt haben, schon viel für Olympia investiert. Ein neues | |
Boot haben sie sich zugelegt. Der Verband übernimmt nur die Reisekosten und | |
die für den Trainer. Ein Sponsorenpool, der von ihrem Klub vom Starnberger | |
See zusammengestellt wurde, ermöglichte die Finanzierung für den 25.000 | |
Euro teuren Rumpf. Dem Klub fühlen sich die beiden Bayern verbunden und | |
sehen sich ein wenig als Vertreter ihres Bundeslands, auch wenn sie längst | |
an den deutschen Olympiastützpunkt nach Kiel gezogen sind. | |
Aber dort waren sie in den vergangenen Monaten weitaus seltener als in | |
Marseille, wo das deutsche Team ein Trainingsquartier eingerichtet hat. | |
Über Monate konnten sie sich auf die „tricky“ Winde vorbereiten. In | |
Sprangers Seglerdeutsch hört sich das so an: „Vor allem wenn wir ablandigen | |
Wind haben, dann kommt der über die Berge, und weil das Hinterland hier | |
extrem warm ist, wird er dann sehr löchrig, sehr böig, sehr drehend, | |
manchmal kommt er links vom Berg rum, manchmal rechts.“ Das mache es | |
schwer, Entscheidungen zu treffen. | |
Jetzt ist man im Segelrevier erst mal froh, wenn überhaupt ein Lüftchen | |
weht. Dass Marseille kein reines Speedrevier ist, war in den vergangenen | |
Tagen offensichtlich. Ob das den Deutschen liegt? „Egal, wir nehmen, wie es | |
kommt“, sagt Spranger. | |
30 Jul 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Olympiaauftakt-in-Marseille/!6022809 | |
[2] https://www.germansailingteam.de/ | |
[3] /Segeln-im-Corona-Jahr-2020/!5699720 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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